Berlin/Essen.. Verkehrsminister Peter Ramsauer möchte den Einsatz von Gigalinern auf deutschen Straßen testen. Im nächsten Jahr startet daher ein groß angelegter Feldversuch. Um NRW müssen die Monstertrucks jedoch einen Bogen machen. Das Land lehnt den Einsatz ab.

Die Gigaliner - auch Monstertrucks genannt - rollen an: Anfang nächsten Jahres startet ein Feldversuch zum Einsatz dieser Lkw auf deutschen Straßen. Diesen Beschluss fasste das Bundeskabinett am Mittwoch.

Allerdings werden die Riesen-Lkw nur in acht Bundesländern unterwegs sein. Länder wie NRW, die sich gegen den Versuch stemmen, sind ausgenommen. „In NRW wird keiner dieser Lkw fahren“ - auch nicht auf Bundesautobahnen, bestätigte eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums gegenüber DerWesten. Neben NRW sind auch Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Saarland, Bremen, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern gegen den Test. Logistikexperten halten den Versuch dennoch für durchführbar.

Der Versuch soll fünf Jahre dauern und wissenschaftlich begleitet werden. Insgesamt werden 400 XXL-Lastwagen auf festgelegten Routen in der Republik unterwegs sein. Förmlicher Beginn des Versuchs soll zwar der 1. Januar 2012 sein; tatsächlich werden die ersten Fahrzeuge aber erst im Frühjahr auf den Straßen erwartet.

NRW hegt Sicherheitsbedenken

Die Gigaliner sind deutlich länger als herkömmliche Lkw. Sie messen statt maximal 18,75 Meter bis zu 25,25 Meter Länge. Das zulässige Gesamtgewicht erhöht sich von 40 auf 44 Tonnen. Normalerweise können Gigaliner bis zu 60 Tonnen schwer sein, doch um Schäden an Straßen und Brücken zu vermeiden, begrenzte die Bundesregierung die Zuladung.

Die Monstertrucks sind höchst umstritten. Die rot-grüne Landesregierung in NRW lehnt sie vor allem aus Sicherheitsbedenken ab, wie eine Sprecherin des Verkehrsministeriums in Düsseldorf sagte. Zum einen gebe es durch die Lkw längere Überholvorgänge, zum anderen befürchtet das Land eine Zunahme der schweren Unfälle mit Lkw. Des Weiteren gibt es nicht genügend Parkplätze für solche überlangen Lkw an den Autobahnen, wenden Verkehrsexperten ein. Auch verkehrspolitische Gründe sprächen dagegen: „Wir wollen nicht mehr Güterverkehr auf die Straße bringen, sondern mehr Schienen und Wasserwege nutzen“, heißt es im NRW-Verkehrsministerium.

Wirtschaft macht dem Land Vorwürfe

Dabei gab es in NRW 2007 bis 2008 bereits einen Versuch mit Gigalinern. Der Tests, der vom Tüv und der RWTH Aachen begleitet wurde, fiel positiv aus: Gigaliner seien umweltfreundlicher, sicherer und erzeugen weniger Verkehr als die vergleichbare Menge nomaler Lkw, lautete zusammengefasst das Ergebnis der Studie. Die schwarz-gelbe Vorgängerregierung unter dem damaligen Verkehrsminister Oliver Wittke befürwortete daher den Einsatz solcher Riesen-Lkw auch auf NRWs Straßen.

Die Wirtschaft bedauert daher die Kehrtwende in NRW. Mit ihrem Nein zu Gigaliner schade NRW der Wirtschaft, meinte Christoph Kösters, Hauptgeschäftsführer des Landesverbandes Spedition und Logistik. Mit Gigalinern könnten die Unternehmen eine Warenbündelung und somit eine Effizienzsteigerung erreichen. Das sei auch ökologisch sinnvoll, weil es weniger Emissionen bedeute.