Frankfurt/Main. . Viele Analysten hatten damit gerechnet, dass der Leitzins stabil bleibt. Die Börsen reagierten mit einem großen Sprung auf diese Nachricht. Der Dax erreichte ein Tageshoch. Die Ratssitzung in Frankfurt am Main wurde zum ersten Mal vom neuen EZB-Präsidenten Draghi geleitet.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat überraschend entschieden, den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent abzusenken. Das teilte sie am Donnerstag nach einer Ratssitzung in Frankfurt am Main mit. Die meisten Analysten hatten mit einem stabilen Leitzins gerechnet, doch offenbar hat die starke Unsicherheit wegen der Griechenland-Krise die EZB veranlasst, die Wirtschaft zu stützen.
Der Dax reagierte mit einem kräftigen Kursplus auf die Zinssenkung. Unmittelbar nach Bekanntgabe der EZB-Entscheidung erreichte er ein Tageshoch von 6193 Punkten. An der Pariser Börse legte der Leitindex CAC-40 um mehr als drei Prozent zu. Der Leitindex am Handelsplatz in Mailand, MIB, kletterte sogar um mehr als vier Prozent.
Erste Sitzung von neuem EZB-Präsidenten
Der Leitzins ist der Satz, zu dem Banken sich bei der EZB Geld leihen können, um es an die Wirtschaft weiter zu geben. Er bildet damit eine Untergrenze für alle in Euro vergebenen Kredite.
Die Sitzung wurde zum ersten Mal vom neuen EZB-Präsidenten, dem Italiener Mario Draghi, geleitet. Der Franzose Jean-Claude Trichet war nach acht Jahren an der Spitze der Institution Ende Oktober ausgeschieden. Draghi wollte um 14.30 Uhr im Frankfurter Eurotower die Zinsentscheidung erläutern.
Neben Fragen zur überraschenden Zinssenkung dürften in der auf eine Stunde angesetzten Pressekonferenz Fragen zu einem möglichen Ausscheiden Griechenlands aus der Währungsunion im Mittelpunkt stehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Mittwochabend nach einem Krisentreffen in Cannes nicht mehr ausgeschlossen, dass Griechenland die Eurozone verlassen könnte. (dapd, afp)