Ingolstadt. . Media-Saturn-Gründer Erich Kellerhals behält sein Vetorecht gegen Entscheidungen des Großaktionärs Metro. Der Metro-Konzern ist vor Gericht mit dem Versuch gescheitert, Kellerhals auszubooten. Vorbei ist der Kampf aber nicht.
Der Machtkampf bei Europas größtem Elektronikhändler Media-Saturn eskaliert. Der Großaktionär Metro scheitere am Dienstag vor dem Landgericht Ingolstadt mit dem Versuch, das Vetorecht des Mediamarkt-Gründers Erich Kellerhals auszuhebeln. Bei wichtigen Entscheidungen brauche Metro weiterhin Kellerhals’ Zustimmung, erklärte der Vorsitzende Richter Konrad Kliegl.
Sofort anschließend verhandelte das Gericht über Kellerhals’ Antrag, dem persönlich zum Prozess erschienenen Metro-Vorstandschef Eckhard Cordes die Leitung der Gesellschafterversammlung von Media-Saturn zu verbieten. Außerdem dürften keine Stenografen für das Sitzungsprotokoll mehr an der Gesellschafterversammlung teilnehmen.
Richter kritisiert das kleinteilige Scharmützel
Der Vorsitzende Richter kritisierte das neue Scharmützel der Media-Saturn-Eigentümer: „Ich hätte nicht gedacht, dass Sie diesen Streitstoff der Kammer zur Verhandlung vorlegen. Wenn man sich die ganze Geschichte anschaut, fragt man sich schon, ob das wirklich erforderlich ist.“
Metro hält 75 Prozent, Kellerhals 22 Prozent. Weil grundlegende Weichenstellungen nach dem Urteil des Gerichts weiterhin nur mit 80 Prozent der Stimmen getroffen werden dürfen, können die zerstrittenen Eigentümer Entscheidungen nur einvernehmlich treffen. Cordes hatte Kellerhals vorgeworfen, den überfälligen Internet-Auftritt von Media-Saturn und die internationale Expansion der Kette zu verzögern.
Bei der Gesellschafterversammlung Ende August hatte Kellerhals den Kauf zweier Online-Händler blockiert. Umgekehrt hatte Kellerhals Cordes vorgeworfen, ihn enteignen zu wollen und die Firma zu verzetteln, und von einer Kriegserklärung gesprochen. Media-Saturn war im zweiten Quartal in die roten Zahlen gerutscht.
Nächste Instanz wartet schon
Das Landgericht entschied, der gegen die Stimmen von Kellerhals gegründete Beirat von Media-Saturn sei rechtmäßig entstanden. Aber entgegen der Auffassung von Metro und Cordes könne dieser Beirat nicht mit einfacher Mehrheit und damit allein im Sinne von Metro entscheiden. Auch im Beirat behalte Kellerhals bei wichtigen Angelegenheiten seine Sperrminorität, erklärte Richter Kliegl.
Metro will aber weiterkämpfen und hatte für den Fall einer Niederlage bereits Revision beim Oberlandesgericht München angekündigt. Im Streit über Cordes’ Rolle als Versammlungsleiter neigte die Kammer dazu, Kellerhals’ Antrag abzuweisen. Cordes sei 2008 mit Kellerhals’ Zustimmung zum unbefristeten Leiter der Gesellschafterversammlung benannt worden, und eine Abwahl könne nur mit 80-Prozent-Mehrheit erfolgen. (dapd)