Düsseldorf. . Die Gewerkschaft Verdi will wegen des geplanten Stellenabbaus bei Eon schwere Geschütze auffahren. So schließt der Verdi-Energiexperte Bergelin Streiks nicht mehr aus. Die Gewerkschaft fordert einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung.

Beim größten deutschen Energiekonzern Eon droht wegen der geplanten Streichung tausender Stellen ein Arbeitskampf. "Wir schließen Streiks nicht mehr aus", sagte der Energieexperte der Gewerkschaft Verdi, Sven Bergelin. Die Gewerkschaft fordere vom Vorstand den Abschluss eines Tarifvertrages zur Beschäftigungssicherung. Sollte das Management sich dem verweigern, könne es schon in den nächsten Wochen zu ersten Arbeitsniederlegungen kommen, sagte Bergelin, der für die Arbeitnehmer auch im Aufsichtsrat des Konzerns sitzt. Vorstandschef Johannes Teyssen will bis zu 11.000 der weltweit rund 79.000 Arbeitsplätze streichen.

Der seit zwei Monaten schwelende Streit um Teyssens Sparpläne droht damit zu eskalieren. Bei den großen deutschen Versorgern wie Eon und RWE haben Streiks bislang Seltenheitswert. Eon wirbt damit, ein guter Arbeitgeber zu sein, die Vertreter der Arbeitnehmer werfen dem Vorstand jedoch seit Wochen mangelnde Gesprächsbereitschaft vor. Nach Jahren sprudelnder Milliardengewinne ist Eon wegen des Atomausstiegs und des schwächelnden Gasgeschäfts unter Druck geraten. Selbst betriebsbedingte Kündigungen schließt Teyssen nicht mehr aus. Wie viele Stellen in Deutschland gestrichen werden, lässt der Eon-Chef bislang ebenso offen wie Standortschließungen. Details werden spätestens im November erwartet.

Eon-Betriebsrat entsetzt

Bergelin zufolge nahmen Teyssen und Personalvorstand Regine Stachelhaus am Dienstag in Düsseldorf an einer Bundesfachausschuss-Sitzung von Verdi teil. Dabei hätten sie "persönlich Überlegungen" zum Stellenabbau vorgestellt, die bei den rund 100 Betriebsräten und Vertrauensleuten auf großen Widerspruch gestoßen seien. "Die Beschäftigten, die bleiben, sollen durch Einbußen, die Sozialpläne mitfinanzieren", kritisierte der Gewerkschafter. Stachelhaus habe die Gründung einer Transfergesellschaft angekündigt, über die Eon-Mitarbeiter neue Arbeitsplätze finden sollten. "Das war bislang immer ein Instrument, um Insolvenzen abzuwenden. Das ist bei einen Unternehmen wie Eon, das in diesem Jahren einen Gewinn von neun Milliarden Euro erwartet, ja wohl nicht der Fall."

Ein Eon-Sprecher bestätigte, die Teilnahme von Teyssen und Stachelhaus an der Sitzung. Zum Inhalt wollte er sich allerdings ebenso wenig äußern wie zu den drohenden Streiks.

"Die Teilnehmer der Sitzung waren entsetzt", sagte Konzernbetriebsratschef Hans Prüfer. Eine Transfergesellschaft anzukündigen, ohne vorher mit dem Betriebsrat gesprochen zu haben, sei absolut unüblich. Eine Transfergesellschaft gründeten nur Unternehmen, denen es sehr schlecht gehe. Die Arbeitnehmervertreter würden einmal mehr vor vollendete Tatsachen gestellt, ohne selbst angehört worden zu sein. "Der Vorstand muss sich endlich mit uns an einen Tisch setzen und verhandeln, forderte Prüfer.

Ratingagentur Moody's stuft Eon herunter

Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit des größten deutschen Energiekonzerns Eon heruntergestuft. Die Agentur senkte das Rating am Mittwoch auf A3/Prime-2 von A2/Prime-1. Sie begründete dies mit den unter Druck geratenen Gewinnen des Versorgers. Moody's verwies auf die Belastungen durch den Atomausstieg, die Brennelementesteuer und das schwächelnde Gasgeschäft von Eon. Aus ähnlichen Gründen hatte Moody's im Juli bereits RWE heruntergestuft. (rtr)