Essen. . Der Eon-Vorstand hat am Donnerstagnachmittag begonnen, die Belegschaft über den geplanten Stellenabbau zu informieren. Nach Verdi-Informationen wird der Eon-Standort in München geschlossen. Was mit Ruhrgas geschieht, ist ungewiss.

Das Management von Deutschlands größtem Energiekonzern Eon hat damit begonnen, die Beschäftigten über die Pläne zum Abbau von weltweit bis zu 11.000 Stellen zu informieren. Eine erste Belegschaftsversammlung fand am Donnerstag in der Düsseldorfer Konzernzentrale statt. Im Anschluss war eine weitere Veranstaltung in der Zentrale der Eon-Tochter Ruhrgas in Essen geplant.

Details aus der Veranstaltung wollte der Betriebsrat der Eon-Hauptverwaltung auf Anfrage nicht nennen. Der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Hans Prüfer, wurde nach eigenen Worten vom Vorstand nicht zu der Versammlung eingeladen. „Anstand zählt hier offenbar nicht mehr“, zeigte er sich empört.

Eon hatte am Mittwoch die Pläne für einen massiven Stellenabbau bestätigt, über den zuvor spekuliert worden war. Als Grund führte der Konzern die hohen Ertragseinbußen im Gefolge des von der Politik beschlossenen vorzeitigen Atomausstiegs an. Bei weltweit rund 80.000 Beschäftigten wäre damit jede siebte Stelle bedroht.

Eon-Betriebsrat will Bilanzzahlen prüfen

Im ersten Halbjahr war der bereinigte Konzerngewinn um 71 Prozent geschrumpft. Vorstandschef Johannes Teyssen machte dafür in erster Linie hohe Kosten wegen des von der Politik vorgezogenen Atomausstiegs verantwortlich. „Der Betriebsrat wird die Halbjahreszahlen jetzt prüfen“, kündigte Prüfer an.

Der Energiekonzern Eon hält ungeachtet seiner Expansion im Ausland an der Zentrale in Deutschland fest. „Der Vorstand hat mehrfach darauf hingewiesen, dass der Konzernhauptsitz in Deutschland bleibt“, sagte ein Sprecher am Donnerstag. „Daran hat sich nichts geändert“, fügte er hinzu. Der Versorger mit Sitz in Düsseldorf wies damit einen Bericht der Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ zurück. Das Magazin hatte unter Berufung auf Manager und Arbeitnehmervertreter berichtet, Eon schließe eine Verlagerung der Zentrale ins Ausland nicht aus.

Während Eon Details zu dem Stellenabbau erst im Herbst bekanntgeben will, rissen Spekulationen über Schließungen von Eon-Standorten auch am Donnerstag nicht ab. Offenbar soll der Standort München mit rund 400 Mitarbeitern komplett aufgelöst werden. Das hätten die Vorstandsmitglieder Bernhard Reutersberg und Regine Stachelhaus am Mittwochabend in München auf einer Belegschaftsversammlung deutlich gemacht, sagte Jürgen Feuchtmann von der Gewerkschaft ver.di. Der Konzern war dazu für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Eon-Vorstand lehnte Teilnahme an Betriebsratssitzung ab

Der Eon-Betriebsrat will sich am Freitag auf einer außerordentlichen Sitzung in der Düsseldorfer Konzernzentrale mit dem Stellenabbau befassen. Dazu wurde auch der SPD-Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel eingeladen, der sein Kommen zugesagt hat. Der E.on-Vorstand, den der Betriebsrat ebenfalls eingeladen hat, sagte nach Angaben Prüfers ab. Prüfer und Gabriel wollen voraussichtlich am Freitag um 13 Uhr gemeinsam vor die Presse treten.

Kritik an den Eon-Plänen kam auch am Donnerstag aus der Politik. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Bundestagsfraktion, Peter Altmaier (CDU), sprach von einer „ganz durchsichtigen Ausrede des Managements“, den Gewinneinbruch und Stellenabbau mit dem Atomausstieg zu begründen. E.on habe vielmehr den rechtzeitigen Einstieg in erneuerbare Energien versäumt und wolle diesen Fehler nun offenbar auf dem Rücken der Belegschaft austragen.

Die Linke in Nordrhein-Westfalen forderte, die Eon-Aktionäre zur Rettung der Arbeitsplätze stärker in die Pflicht zu nehmen. „Statt Massenentlassungen müssen Dividenden gestrichen werden“, sagte der Wirtschaftsexperte der Linksfraktion im Landtag, Michael Aggelidis. Der geplante Stellenabbau sei skandalös, wenn E.on zugleich knapp zwei Milliarden Euro Dividenden an die Aktionäre ausschütten wolle. Zudem sprach er sich für eine Verstaatlichung des Konzerns aus. (dapd/rtr)