Brüssel. Und noch ein Biosiegel: Die Europäische Union sucht nach einem neuen Logo für Öko-Lebensmittel. Dabei gibt es schon jede Menge. Nicht nur ein deutsches und ein europäisches, sondern auch die der Hersteller. Die EU will nun das "Vertrauen der Verbraucher" stärken.

Für den Verbraucher ist es nicht einfach, sich zu orientieren. Schließlich gibt es eine ganze Reihe von Kennzeichnungen für Lebensmittel, die aus ökologischer Erzeugung stammen. Da ist erstens das staatliche deutsche Siegel – ein grünes Sechseck auf weißem Grund mit der grün-schwarzen Aufschrift „Bio“. Zweitens das europäische Label – blauer Kreis in grünem Kreis mit einer Ähre und dem Hinweis „Biologische Landwirtschaft“. So weit noch kein großes Problem. Immerhin stehen beide Zeichen für die gleichen Kriterien: Mindestens 95 Prozent der Inhaltsstoffe landwirtschaftlichen Ursprungs müssen aus biologischer Erzeugung stammen, Gentechnik ist verboten, einige Zusatzstoffe sind nicht erlaubt.

Etwas komplizierter wird es, wenn die Kennzeichnungen der Erzeugerverbände ins Spiel kommen. Etwa von Naturland – drei Blätter im Wind mit Schriftzug „Naturland“. Oder Bioland – grüne Schrift auf weißem Grund im Oval. Oder Demeter – weiße Kleinbuchstaben auf orangener Fläche. Gemeinsam ist diesen Siegeln, dass sie die Einhaltung strengerer Regeln garantieren als die staatlichen Kennzeichnungen. So ist bei Bioland zum Beispiel der Einsatz von Stickstoff als Dünger begrenzt, Gülle und Jauche aus konventioneller Düngung sind tabu. Es dürfen auf gleichem Platz weniger Tiere gehalten werden als von der EU-Verordnung erlaubt. Und Kuhtrainer – also Metallbügel, die das Vieh zwingen, in den Mistgraben zu harnen – sind ebenso verboten wie Fischmehl als Futter für Geflügel. Auch gibt es striktere Limits für Zusatzstoffe.

Damit nicht genug: Demnächst kommt ein weiteres Logo hinzu. Und wieder einmal wird der Versuch gemacht, dadurch das „Vertrauen der Verbraucher zu stärken“, wie es in der Ankündigung der EU-Kommission heißt. Die EU-Behörde lobt derzeit 6000 Euro Siegprämie für einen Designerwettbewerb aus, der ein neues EU Logo hervorbringen soll. Das wiederum will Brüssel im Laufe des nächsten Jahres verpflichtend für alle Bio-Lebensmittel erklären.

Tage des Sechsecks gezählt

In der Branche wird damit gerechnet, dass damit die Tage des – freiwilligen – deutschen Sechsecks gezählt sein werden, denn kaum ein Produzent wird auf der Verpackung beide Siegel anbringen. Die Erzeugergemeinschaften sind derweil froh, dass ihnen die EU weiterhin erlaubt, ihre Kennzeichnungen zusätzlich auf Obst und Gemüse zu kleben. Die Vorstellung, dass es ein einheitliches Segment Öko gebe, sei ohnehin überholt, meint ein Sprecher von Bioland: „Wir leben längst in einer differenzierten Biowelt“.

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