München. . Die deutsche Wirtschaft stellt sich auf eine deutliche Konjunkturabkühlung ein. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank im September zum dritten Mal in Folge, die Erwartungen fielen auf den tiefsten Stand seit Oktober 2009.

Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank im September bereits zum dritten Mal in Folge, die Erwartungen fielen auf den tiefsten Stand seit Oktober 2009. Im Moment sei die Lage zwar „noch recht gut“, die Unternehmen hätten noch ein Auftragspolster, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Abberger am Montag in München. Aber „der Höhepunkt ist überschritten - die Unternehmen stellen sich darauf ein, dass es runter geht.“

Die Euro-Schuldenkrise sei inzwischen auch in der Industrie spürbar, alle Länder müssten sparen, und die Erholung in den USA komme nicht recht in Fahrt, erklärten die Münchner Wirtschaftsforscher. Vom Export erwarteten die Unternehmen daher „kaum noch Impulse“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

Ihre aktuelle Geschäftslage bewerten sie zwar praktisch unverändert gut, aber für die nächsten sechs Monate sehen die Betriebe deutlich schwärzer. Der Geschäftsklimaindex sank von 108,7 auf 107,5 Punkte, der Teilindex der Erwartungen fiel von 100,0 auf 98,0 Punkte. Das ist ein Einbruch von 12,7 Punkten seit Februar.

„Der Arbeitsmarkt ist gut“

In der Industrie sei die aktuelle Geschäftslage noch „vorwiegend gut, aber nicht mehr ganz so positiv wie bisher“, sagte Sinn. „Man spürt schon die nachlassende Nachfrage aus dem Ausland“, betonte Abberger und nannte als Beispiel die Autoindustrie. Der Maschinenbau zehre noch von seinem Auftragspolster.

Stabilisierend wirkten der Export nach Asien und die Binnennachfrage. Das Baugewerbe sei im langjährigen Vergleich weiter auf sehr hohem Niveau. „Der Arbeitsmarkt ist gut, die Unternehmen wollen weiter einstellen“, sagte Abberger. Dabei hätten sie auch den mittelfristigen Bedarf an Fachkräften im Blick. Allerdings stellten sich die Unternehmen auf eine Abkühlung ein, und das könnte die Leiharbeiter treffen. Die Wachstums- und Arbeitsmarktprognosen vom Juni seien aus heutiger Sicht zu optimistisch gewesen.

Tendenz nach unten

Verbessert hat sich das Geschäftsklima im September nur im Groß- und Einzelhandel - allerdings nach einer starken Eintrübung im August. Auch hier sei die Tendenz seit Juni nach unten gerichtet, erklärte Abberger.

Das Münchner Ifo-Institut befragt monatlich etwa 7.000 Firmen, wie sie ihre aktuelle Lage und die Erwartungen für die nächsten sechs Monate bewerten. Der Geschäftsklimaindex gilt als wichtigster Frühindikator für die Konjunktur in Deutschland.

Viele Volkswirte hatten einen noch stärkeren Rückgang im September befürchtet. Die Börse reagierte daher positiv, der DAX legte unmittelbar nach der Veröffentlichung des Ifo-Instituts um 0,7 Prozent zu. (dapd)