Wiesbaden. . Die Geldwäsche-Kriminalität hat deutlich zugenommen. Die Täter werden zudem immer kreativer bei der Verwischung ihrer Spuren. Sie suchen in Deutschland verstärkt Komplizen im Internet. Meist Privatleute, die online einkaufen.
Bei den deutschen Sicherheitsbehörden gehen immer mehr Anzeigen zum Verdacht auf Geldwäsche ein. Im vergangenen Jahre wurden insgesamt 11.042 derartige Anzeigen verzeichnet und damit 22 Prozent mehr als 2009, wie Bundeskriminalamt (BKA) und Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) am Freitag bekanntgaben. „Das ist der absolute Höchststand seit Inkrafttreten des Geldwäschegesetzes im Jahr 1993“, sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke in Wiesbaden.
Die Zahl der Fälle von Phishing, also dem Ausspähen von Daten, stieg den Angaben zufolge allein beim Online-Banking um 82 Prozent auf 5.331 Fälle. BKA und BaFin stellten in Wiesbaden gemeinsam den Jahresbericht der Geldwäsche-Bekämpfungseinheit Financial Intelligence Unit vor. Beide Behörden wollten künftig noch enger bei der Bekämpfung von Geldwäsche zusammenarbeiten, kündigte Ziercke an. Verbesserungen brauche es aber noch bei den internationalen Standards der Zusammenarbeit.
Geldwäsche beim Handel mit CO2-Zertifikaten
Wie ernst Geldwäsche zu nehmen sei, zeige der Bereich der Organisierten Kriminalität (OK): 2010 wurden in 242 von 606 Verfahren dieses Bereichs Hinweise auf Geldwäsche-Aktivitäten festgestellt. Das entsprach rund 44 Prozent der Fälle. Gestiegen ist auch der Bereich der Geldwäsche durch den Handel mit CO2-Zertifikaten: Seit Ende Juli 2009 seien hier 66 Anzeigen erstattet worden, davon 41 allein im Jahr 2010.
Als Geldwäsche definiert das BKA jeden Vorgang, der darauf abzielt, Geld aus illegalen Geschäften in den legalen Wirtschaftskreislauf einzuschleusen und es so in legale Einnahmen zu verwandeln. Ein Großteil der Anzeigen kam auch 2010 von den großen Kreditinstituten, in 44 Prozent der Fälle erhärtete sich später der Verdacht einer Straftat.
Vertuschung durch E-Geld
Die Geldwäscher werden indes bei der Verwischung ihrer Spuren immer kreativer. Sie suchen in Deutschland mehr und mehr Komplizen im Internet. Das seien meist Privatkunden, die oft online einkauften und ihr Konto gegen eine Provision für die Durchleitung illegaler Gelder zur Verfügung stellten. „Das sind diejenigen, die am Ende der Nahrungskette sitzen. Die kriegt man fast immer“, sagte Bafin-Exekutivdirektor MiSell. Er warnte davor, sich auf derartige Lockangebote einzulassen, die das vermeintlich schnelle Geld versprechen. Die Urteile der Gerichte seien eindeutig.
Sorgen macht den Ermittlern die steigende Nutzung von sogenanntem E-Geld. Dabei werden Prepaid-Karten mit Geld aufgeladen oder gleich E-Geld-Voucher erworben. Die Nummer des Vouchers wird dann per SMS an einen Auftraggeber übermittelt, der damit im Ausland den Voucher gegen bares Geld einlösen kann. „Die Spur verliert sich an der Stelle, an der das Geld weg vom Konto auf E-Geld übergeht“, sagte Sell. Deshalb sei an dieser Stelle unbedingt eine Identifizierung der handelnden Personen nötig.
Sell begrüßte deshalb den Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Geldwäsche-Bekämpfung, der eine solche Identifizierungspflicht vorsieht. Er forderte ferner, die Kompetenzen der Geldwäsche-Beauftragten in den Kreditinstituten zu stärken. Die Kosten dafür würden bei weitem aufgewogen, wenn man sich den Schaden ansehe, der sonst entstehe. (dapd/rtr)