Essen. . Da der garantierte Zins stetig sinkt, müssen Versicherte mit deutlich weniger Geld rechnen.

Da der garantierte Zins stetig sinkt, müssen Versicherte mit deutlich weniger Geld rechnen.

Lange galten Kapital-Lebensversicherungen als eine der beliebtesten Formen der privaten Altersvorsorge. Doch das ändert sich: Da der Garantiezins immer weiter fällt, verlieren neu abgeschlossene Lebensversicherungen zunehmend an Attraktivität.

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So lag der Garantiezins vor knapp zehn Jahren noch bei 4,0 Prozent. Sprich: Neu-Versicherte konnten davon ausgehen, dass ihre angesparten Beträge mit mindestens vier Prozent verzinst wurden. Hinzu kamen Überschussbeteiligungen. Seitdem ist es aber zur Abwärtsspirale gekommen. Aktuell beträgt der Garantiezins 2,25 Prozent. Laut Bundesfinanzministerium könnte dieser 2011 sogar auf 1,75 Prozent sinken. Damit würden Lebensversicherungen von der Rendite her hinter andere Anlageprodukte zurückfallen.

Die Ursache für den Zinsverfall erklärt Lars Gatschke, Versicherungsexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen: „Der Garantiezins orientiert sich an der Umlaufrendite langfristiger Staatsanleihen.“ Nicht zuletzt wegen der Finanzkrise sind diese Zinssätze aber gefallen – was sich in den Lebensversicherungen widerspiegelt. Durch den fallenden Zins soll die Zahlungsfähigkeit der Versicherungsunternehmen gewahrt bleiben.

Das alles führt dazu, dass viele Experten vom Neuabschluss einer Lebensversicherung abraten. So kam die Stiftung Warentest in ihrem Magazin „Finanztest“ zu dem Schluss, dass Kapital-Lebensversicherungen „selten erste Wahl sind“.

Auch bei hohem garantiertem Zins sinkt die Überschussbeteiligung

Dem widerspricht Hasso Suliak, Sprecher des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft Er könne weiterhin Lebensversicherung empfehlen. Doch Fakt bleibt: Verbraucher müssen mit deutlich weniger Geld aus ihrer Versicherung rechnen.

Ein Beispiel dafür liefert eine Modellrechnung der SWR-Sendung „Marktcheck“. Demnach wäre einer Frau, die vor zehn Jahren zu 4,0 Prozent Garantiezins eine 25 Jahre laufende Lebensversicherung mit monatlichem Beitrag von 100 Euro abgeschlossen hätte, eine Auszahlungssumme inklusive Überschussbeteiligung von 72 000 Euro in Aussicht gestellt worden. Heute stünde die Frau ärmer da: Bei 2,25 Prozent Garantiezins wären es gerade 44 000 Euro.

Auch Lebensversicherungen, die vor Jahren abgeschlossen wurden, sind vom Werteverfall betroffen. Zwar steht Versicherten der Garantiezins zu, den sie beim Abschluss zugesichert bekamen. Die Versicherer kürzen wegen der gefallenen Zinsen, die sie für ihre eigenen Investments bekommen, aber oft die Überschussbeteiligung deutlich.

So etwas würden Versicherungen aber gerne verschweigen, moniert Verbraucherschützer Gatschke. Daher empfiehlt er: „Man sollte nicht uneingeschränkt den schönen Modellrechnungen glauben.“ So sollten Verbraucher sich die garantierte Auszahlungssumme nach Versicherungsablauf ausrechnen lassen. Gatschke: „Auch sollte man sich die Rückkauf-Werttabelle der Lebensversicherungen zeigen lassen.“ Daran könnten die Versicherten sehen, wie viel sie bekämen, wenn sie Geld bräuchten. Der Experte rät aber davon ab, schon lange laufende Lebensversicherungen vorschnell zu kündigen.

Als Alternativen zur Kapital-Lebensversicherung für die Altersvorsorge nennt Gatschke die Riester-Rente oder Banksparpläne – etwa Tages- oder Festgeldanlagen. Ebenfalls empfiehlt er die Entgeltumwandlung. Dabei können Beschäftigte Teile ihres Gehalts für die Altersvorsorge aufwenden. Diese Beträge ziehe der Arbeitgeber direkt vom Bruttolohn ab, was einen steuerlichen Vorteil für den Arbeitgeber bedeute.