Essen. Die Marktforscher von GfK haben herausgefunden, dass sich die Deutschen trotz der Eurokrise nicht die Kauflaune verderben lassen. Zwar ist der Konsumklima-Index leicht gesunken, geshoppt wird aber trotzdem.
Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. So ganz scheint dieses Sprichwort für die Deutschen nicht zu passen – zumindest nicht in diesem August. Denn eine aktuelle Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat ergeben, dass die Verbraucher dazu neigen, ihr Geld auszugeben, obwohl sie glauben, dass die Wirtschaft bald in eine Rezession geraten könnte. Oder etwa gerade deshalb?
Jeden Monat fragen die Forscher der GfK 2000 Bürger, wie sie die Lage der Wirtschaft in der Welt und hierzulande bewerten und ihre persönliche finanzielle Zukunft einschätzen. Aus den Antworten wird dann ein Index berechnet, der die Stimmungslage der deutschen Verbraucher widerspiegeln soll. Dieser ist jetzt von 5,3 auf 5,2 Punkte gesunken.
Sorge um Stabilität
Dafür sei die Angst der Menschen vor einer Rezession und einer in ihren Schulden versinkenden Welt verantwortlich. Außerdem befürchteten die Bürger, selbst einen Teil der finanziellen Belastung schultern zu müssen, um die Schuldenkrise zu lösen.
Dass trotzdem viel gekauft wird begründet die GfK so: „Viele Bundesbürger fürchten um die Stabilität ihrer Währung und legen ihr Geld eher in werthaltigen Anschaffungen an, als es auf die hohe Kante zulegen.“ Vor allem auf langlebige Produkte haben es die Konsumenten abgesehen: Autos, Möbel oder hochwertige Elektronikartikel, sagt Waltraud Loose, Geschäftsführerin des Einzelhandelsverbands NRW.
Dies sei eine Reaktion der Verbraucher, die stets dann eintrete, wenn die Angst vor einem Stabilitätsverlust der Währung vorhanden sei. Allerdings möchte Loose den Kaufrausch nicht nur als Antwort auf kolportierte Krisen verstanden wissen. Die aktuelle Entwicklung habe auch mit den Sommerferien zu tun. „Viele Bürger, die nicht in den Urlaub fahren, gönnen sich stattdessen etwas.“
Aber ist es empfehlenswert, jetzt Geld auszugeben? „Ich würde dazu neigen, nicht nur deswegen Geld auszugeben, damit das Geld weg ist, würde aber auch nicht ohnedies nötige Anschaffungen unnötig verzögern“, sagt Heinrich Wottawa, Wirtschaftspsychologe an der Ruhr-Uni Bochum. Er sieht in dem Verhalten ein Beispiel für den menschlichen Herdentrieb: Wenn viele das Gleiche tun, kann es nicht falsch sein. Ob sich dieser Mechanismus auch beim Thema Geld bewährt, sei schwierig vorherzusagen: „Niemand weiß letztlich, wenn ‘Verhalten gegen der Strom’ besonders gut oder schlecht ist.“
Niedrige Zinsen
Kritik an der Umfrage kommt von Roland Döhrn, Volkswirt am Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung in Essen: „Bei dem GfK-Index handelt es sich um ein Monatsergebnis, das im kommenden Monat schon wieder ganz anders aussehen kann. Zwischen dem Index und der tatsächlichen Konsum-Entwicklung besteht kaum noch ein statistischer Zusammenhang.“
Seiner Meinung nach sollte man die Diskussion nicht auf den Konsum reduzieren. Die Hypothekenzinsen seien derzeit historisch niedrig, und der Wohnungsbau zeige erstmals seit vielen Jahren so etwas wie eine Aufwärtstendenz. Höhere Aufwendungen für den Bau oder Kauf von Eigenheimen oder für Modernisierungsinvestitionen gingen aber zum Teil zu Lasten des Konsums.