Nürnberg/Berlin. .

Die Stimmung der Verbraucher in Deutschland ist getrübt: Sie fürchten Einkommenseinbußen und eine Rezession. Die Kauflaune verbessert sich aber. Ihr Erspartes geben die Menschen lieber für Immobilien und Autos als, als es anzulegen.

Die Schuldenkrise in der EU und wieder aufkeimende Rezessionsängste haben die Stimmung der Verbraucher im August weiter getrübt. Die Menschen schätzten die Wirtschaftsentwicklung im Land erheblich schlechter ein als noch vor einem Monat, teilte der Nürnberger Marktforscher GfK am Donnerstag mit. Zudem befürchteten sie Einkommenseinbußen durch steigende Energiepreise. Davon unbeeindruckt verbesserte sich die Kauflaune vor allem dank des nach wie vor robusten Arbeitsmarkts sogar weiter.

Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) bezeichnete das Verbrauchervertrauen als weiterhin robust. Der Konsum der privaten Haushalte werde daher auch im zweiten Halbjahr eine wichtige Stütze des Aufschwungs bleiben. „Die deutsche Wirtschaft spürt zwar derzeit mehr Gegenwind, aber sie wird ihren Aufwärtstrend beibehalten“, sagte Rösler.

Für September prognostiziert die GfK einen weiteren Rückgang des Konsumklimaindex, der sich aus den drei Teilindikatoren ergibt, auf 5,2 Punkte von revidiert 5,3 im August. Vor einem Jahr lag er bei 3,7 Punkten.

Rasche Lösung für Schuldenkrise erbeten

„Angesichts der weltweiten Entwicklungen hat sich das Konsumklima noch ganz wacker gehalten“, sagte GfK-Autor Rolf Bürkl. Er ist zuversichtlich, dass der Privatkonsum im laufenden Jahr seiner Rolle als wichtige Stütze der Binnenkonjunktur gerecht wird.

Dabei setzt Bürkl voraus, dass durch die EU-Schuldenkrise kein weiteres Ungemach droht. „Die Euro-Staatengemeinschaft muss endlich ein schlüssiges Konzept für den Umgang mit der hohen Staatsverschuldung vorlegen und auch umsetzen“, sagte der Konsumexperte. Sie müsse vom Diskutieren zum Handeln kommen und für Planungssicherheit sorgen.

Verbraucher geben Erspartes für Autos und Immobilien aus

Die sehen viele Verbraucher derzeit durch die nach wie vor guten Zahlen vom Arbeitsmarkt gegeben und halten daher die Zeit für geeignet, sich teure Anschaffungen zu leisten. Der Index der Anschaffungsneigung nahm im Vergleich zum Vormonat um 2,8 auf 36,9 Zähler zu und liegt somit um neun Punkte über dem Vorjahr.

Gestützt wird die gute Kauflaune auch durch das anhaltende Misstrauen der Verbraucher in klassische Geldanlagen. Sie zögen es aktuell vor, ihr Erspartes etwa für Immobilien, Autos oder Gold auszugeben, erklärte Bürkl. Das zeige auch der starke Rückgang der Sparneigung im August.

Unter den Turbulenzen auf den Finanzmärkten im August litt auch der Glauben der Verbraucher an den Wirtschaftsaufschwung: Der Index der Konjunkturerwartung knickte um 31,2 auf 13,4 Punkte ein und damit auf den niedrigsten Wert seit Juni 2010.

Darüber hinaus befürchten die Deutschen, im Zuge der Schuldenkrise verstärkt zur Kasse gebeten zu werden, während sie bereits unter den steigenden Energiepreisen litten. Entsprechend rechneten weniger Menschen damit, künftig mehr Geld zur Verfügung zu haben: Der Index der Einkommenserwartung büßte 7 auf 27,6 Punkte ein. Vor einem Jahr lag er noch bei 36,0 Zählern. (dapd)