Frankfurt. . Die Deutsche Bank wird künftig von einer Doppelspitze geführt. Anshu Jain und Jürgen Fitschen sind auf den ersten Blick ein ungleiches Paar. Doch sie könnten sich ideal ergänzen.

Immerhin zwei Mal jährlich zeigt sich Anshu Jain der deutschen Öffentlichkeit – Anfang Februar auf der Bilanz-Pressekonferenz und im Mai auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank. Der 48-jährige Inder, ab Mai 2012 Teil der neuen Doppelspitze, braucht dann Übersetzungshilfe. Er spricht und versteht kaum Deutsch. Wenn Jain, was selten vorkommt, Fragen beantwortet, dann auf Englisch – knapp und präzise.

Jain, daran gibt es wenig Zweifel, ist ein intelligenter Kopf und ein absoluter Profi, vor allem im Investmentbanking. Deshalb hat ihn Noch-Chef Josef Ackermann vor 16 Jahren geholt. Deshalb hat er ihn vor elf Jahren zum Chef der Investmentbank ernannt. Diese steuert Jahr für Jahr – das Krisenjahr 2008 ausgenommen – mehr als 80 Prozent zum Gewinn des größten deutschen Geldinstituts bei.

Jain ist in Frankfurter Bankenkreisen wenig bekannt. Er äußert sich selten zur Strategie der Deutschen Bank. Im Herbst machte er eine Ausnahme, brach eine Lanze für die Universalbank, sprach sich für ein starkes Privatkundengeschäft aus, lobte den Kauf der Postbank. Jain schaut auch mal direkt bei Mittelständlern vorbei, hört zu. Erklärt aber auch, wie wichtig für den Mittelstand das Investmentbanking ist, etwa zur Absicherung bei Rohstoffeinkäufen.

Der Cricket-Fan ist ein durch und durch britisch geprägter Mensch. Jain steuert die Investmentbank von London aus, dort lebt er mit Ehefrau und einer Tochter, der Sohn studiert in den USA. Der im indischen Jaipur geborene Banker hat nach dem Besuch einer Privatschule in Indien und in den USA studiert, arbeitete vor dem Wechsel zur Deutschen Bank bei der US-Investmentbank Merrill Lynch, berät auch die indische und britische Regierung.

In Deutschland gilt der Inder als nicht sehr gut verdrahtet, in der Berliner Politik ohnehin. Aber ohne den „Regenmacher“, wie Jain genannt wird, stünde die Deutsche Bank heute nicht da, wo sie steht. Nicht umsonst verdient er gut – im vergangenen Jahr 11,9 Millionen Euro. In Bankkreisen heißt es, die Deutsche Bank habe Jain auch deshalb an die Spitze berufen, um ihn nicht an die Konkurrenz zu verlieren.

Ein „honoriger Banker“

Alleine allerdings wird Jain die Bank zunächst nicht führen können – wegen seiner sprachlichen Defizite, aber auch wegen seiner mangelnden Vernetzung im Deutschland-Geschäft und in der Berliner Politik. Deshalb wird Jain Jürgen Fitschen zur Seite gestellt, auch wenn dieser mit 62 Jahren eigentlich schon die Altersgrenze für den Vorstand der Deutschen Bank erreicht hat. Der gebürtige Niedersachse gilt als „honoriger Banker“, wichtiger aber: Er ist in Politik wie auch bei Kunden hoch angesehen. Fitschen ist Chef des Deutschland-Geschäfts, ein Experte und Kenner des Mittelstands. Typische Banker-Attitüden sind ihm fremd, er tritt zurückhaltend auf. Der Wirtschaftswissenschaftler arbeitet seit fast 25 Jahren für die Deutsche Bank, zeitweise in Asien, aber vor allem in der Heimat.

Wegen seines Alters gilt Fitschen als Übergangslösung. Er wird wohl nur so lange bleiben, bis ein anderer deutscher Banker ihn ersetzen kann. Oder Anshu Jain die Bank allein führt.