Frankfurt. . Im zweiten Quartal steigerte die Deutsche Bank den Vorsteuergewinn um 17 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Damit ist das Geldinstitut weiter auf Rekordgewinnkurs. Im Privatkundengeschäft gab es deutliche Zuwächse.

In seinem letzten Jahr als Deutsche-Bank-Chef hat Josef Ackermann das Rekordgewinnziel von zehn Milliarden Euro schon halb erreicht. In den ersten sechs Monaten verdiente das größte deutsche Geldhaus vor Steuern 5,5 Milliarden Euro. Dabei lieferte zuletzt neben dem traditionellen Wachstumsmotor Investmentbanking auch das Privatkundengeschäft einen ordentlichen Beitrag.

„All dies macht uns zuversichtlich, dass das geplante Vorsteuerergebnis von zehn Milliarden Euro aus unseren Kerngeschäftsfeldern in 2011 nach wie vor in Sichtweite bleibt“, erklärte Ackermann, der auf der nächsten Hauptversammlung in den Aufsichtsrat wechseln soll, am Dienstag. Seinen Nachfolgern - Top-Investmentbanker Anshu Jain und Deutschland-Chef Jürgen Fitschen - hat der Schweizer noch höhere Ziele für die nächsten Jahre ins Stammbuch geschrieben.

Schuldenkrise belastet Deutsche Bank

Im zweiten Quartal steigerte das Frankfurter Institut den Vorsteuergewinn um 17 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Das Nettoergebnis kletterte um sechs Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Allerdings lagen die Kennziffern leicht unter den durchschnittlichen Analystenerwartungen. Einige Experten hatten die Abschreibungen auf griechische Anleihen von 155 Millionen Euro und die für das erste Halbjahr verbuchten Belastungen für die Bankenabgabe von 62 Millionen Euro nicht einkalkuliert.

Die Schuldenkrise in weiten Teilen der Euro-Zone belastet die Deutsche Bank aber nicht nur in Form von Wertberichtigungen. Auch in Jains Kapitalmarktgeschäft hinterlässt sie Spuren. Denn die nervösen Anleger an den Finanzmärkten hielten sich in den vergangenen Monaten zurück. Zwar stieg der Gewinn im Investmentbanking trotz sinkender Erträge im Aktienhandel im zweiten Quartal um ein Viertel auf fast eine Milliarde Euro.

Übernahme der Postbank trägt erste Früchte

Doch für die kommenden Monate ist die Bank weniger optimistisch. Das Ziel, allein in dem Bereich in diesem Jahr 6,4 Milliarden Euro zu verdienen, sei nur schwer zu erreichen, heißt es im Quartalsbericht. „Es ist von einer schnellen und nachhaltigen Lösung der europäischen Schuldenkrise und einer Rückkehr zu einem wesentlich verbesserten operativen Umfeld im zweiten Halbjahr 2011 abhängig.“ Auch der US-Erzrivale Goldman Sachs musste hier Federn lassen.

Erste Früchte trägt bei der Deutschen Bank dagegen die Übernahme der Postbank. Der Gewinn im Privatkundengeschäft verdoppelte sich im zweiten Quartal auf 458 Millionen Euro. Auch im Gesamtjahr rechnet das Geldhaus mit Ergebnisbeiträgen der Postbank. Ackermann will diese Sparte mittelfristig zu einem deutlich wichtigeren zweiten Standbein ausbauen und so die Abhängigkeit vom Kapitalmarktgeschäft reduzieren. Die Weiterverfolgung dieser Strategie wird er ab nächstem Jahr als Aufsichtsratschef überwachen.

Deutsche Bank legt im Privatkundengeschäft deutlich zu

Die Deutsche Bank baut das Privatkundengeschäft als zweites Standbein neben dem Investmentbanking immer weiter aus. Für das zweite Quartal wies das Institut im Geschäft mit Privatkunden und in der Vermögensverwaltung (PCAM) am Dienstag einen Vorsteuergewinn von 684 Millionen Euro aus. Das war mehr als doppelt so viel wie vor einem Jahr (299 Millionen).

Allein im klassischen Filial- und Firmenkundengeschäft (PBC) verdiente die Deutsche Bank vor Steuern 458 Millionen Euro und damit 96 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Zum Spartenergebnis steuerte die Postbank 229 Millionen Euro bei, die Ende 2010 in den Büchern konsolidiert wurde. „Die Postbank wird bereits für dieses Jahr einen signifikanten Beitrag zum PBC-Ergebnis beisteuern“, hieß es im Zwischenbericht. Mit der Übernahme der Postbank, mit der die Deutsche Bank die Zahl der Privatkunden auf 28,8 Millionen fast verdoppelt hat, soll die Abhängigkeit vom stark schwankenden Investmentbanking reduziert werden. Ein striktes Kostenmanagement soll helfen, die neue Tochter auf Kurs zu halten. Im ersten Halbjahr schaffte die Sparte bereits einen Vorsteuergewinn von 1,2 Milliarden Euro, im Gesamtjahr sollen es 1,6 Milliarden sein.

In der Vermögensverwaltung - dem Geschäft mit reichen Kunden und der Fondsgesellschaft DWS - legte die Deutsche Bank im abgelaufenen Quartal ebenfalls deutlich zu: Vor Steuern verdiente sie hier 227 Millionen Euro nach 65 Millionen im Vorjahreszeitraum. Dem Ergebnis halfen nach Konzernangaben auch Kosteneinsparungen bei der angeschlagenen Kölner Privatbank Sal. Oppenheim, die der Branchenprimus in der Finanzkrise übernommen hat.

Deutsche Bank rechnet 2011 mit 124 Millionen Euro Bankenabgabe

Die Deutsche Bank muss in diesem Jahr nach eigenen Berechnungen 124 Millionen Euro Bankenabgabe zahlen. Im ersten Halbjahr sei die Hälfte davon zurückgestellt worden, teilte Deutschlands größtes Geldhaus am Dienstag mit. Bundesrat und Bundestag hatten die Verordnung zu der Abgabe noch einmal verschärft, nachdem sich abgezeichnet hatte, dass die Deutsche Bank dadurch nur mit 70 Millionen Euro belastet werden würde. Von dem Branchenprimus wird in normalen Jahren der Löwenanteil der Bankenabgabe erwartet, mit der die Institute einen Fonds von 70 Milliarden Euro aufbauen sollen, um künftige Schieflagen in der Branche abzufedern.