Essen. . Die zahlreichen Kooperationen der Ergo-Versicherungsgruppe mit anderen Organisationen werfen immer neue Fragen auf. Nun vermuten auch Mitglieder des Sozialverbandes VdK, Ergo-Mitarbeiter gingen getarnt auf Jagd nach Versicherungsabschlüssen.

Die zahlreichen Kooperationen der Ergo-Versicherungsgruppe mit anderen Organisationen werfen immer neue Fragen auf. Nach Kritik an der Zusammenarbeit mit dem Bund der Steuerzahler und dem Deutschen Familienverband machen nun Verbraucher auf Unregelmäßigkeiten in der Zusammenarbeit mit dem Sozialverband VdK aufmerksam. Ihr Verdacht: Ergo-Mitarbeiter gehen mit Tarnkappe auf Jagd nach Versicherungsabschlüssen. Beim NRW-Landesverband des VdK ist man aufgeschreckt und will die Vorgänge sowie die Kooperation mit der Ergo überprüfen.

Die Zusammenarbeit zwischen der Ergo (früher Hamburg-Mannheimer-Versicherung) und dem VdK besteht seit über vier Jahrzehnten. „Die Ergo bietet den Mitgliedern auf die Bedürfnisse der Verbandsmitglieder zugeschnittene Produkte an. Dies erfolgt im Rahmen von so genannten Gruppenversicherungstarifen und damit zu besonders günstigen Konditionen“, so Ergo-Sprecher Alexander Becker. Dabei handelt es sich um Sterbegeld, Unfallvorsorge, Spezial-Rechtsschutz sowie Pflegerenten-Risikoversicherung.

Laut VdK findet sich seit 2006 in den Beitrittserklärungen ein Hinweis auf die Kooperation mit der Ergo. Alle Mitglieder, die vor 2006 beigetreten sind, seien 2008 angeschrieben worden und auf die Kooperation und eine Widerspruchsmöglichkeit hingewiesen worden. Bei Besuchen von Ergo-Repräsentanten wiesen diese sich – laut Ergo – nicht als VdK-Mitarbeiter aus, sondern stellten sich als Mitarbeiter der Ergo vor und legten einen Ausweis der Ergo sowie ein Legitimationsschreiben des Verbands vor.

Doch Wolfgang Thomalla erzählt von einer ganz anderen Erfahrung. Vor Kurzem habe sich ein freundlicher Herr bei ihm gemeldet mit dem Angebot, Thomalla die Vorteile des VdK näher bringen zu wollen. Der Dortmunder, der bereits Mitglied des VdK ist, willigte ein und vereinbarte einen Besuchstermin.

Mehrere Beschwerden beim VdK

Als Thomalla einige Tage später nach kurzer Abwesenheit nach Hause kam, fand er eine unbekannte Telefonnummer auf seinem Anrufbeantworter. Er wählte sie – und stellte fest, dass der freundliche Herr Ergo-Mitarbeiter war. Erbost sagte Thomalla den Termin ab. Er sei unter den falschen Voraussetzungen zustande gekommen. „Von der Ergo war nie die Rede.“ Er wunderte sich außerdem, woher der Ergo-Mann seine Adresse hatte und wusste, dass er VdK-Mitglied ist.

Diese Schilderung deckt sich auffallend mit jener von Karl-Heinz Böke aus Wattenscheid. Auch bei ihm stand jemand vor der Tür, der ihm die Vorzüge des VdK nahe bringen wollte. Böke, der selbst Erfahrung im Außendienst hat, sei misstrauisch geworden und habe gefragt: „Was wollen Sie mir eigentlich verkaufen?“ Auch in diesem Fall stellte sich heraus, dass der Besucher von der Ergo kam. Böke beschwerte sich bei der VdK-Regionalstelle in Bochum. Dort habe man ihm berichtet, dass bereits mehrere Beschwerden dieser Art vorlägen.

Trotz des Hinweises von Ergo und VdK, dass die Außendienstmitarbeiter beim persönlichen Erstkontakt gehalten sind, die Ergo als Auftraggeber klar zu benennen, versichern sowohl Böke als auch Thomalla unabhängig voneinander, dass genau dies nicht der Fall war.

VdK aufgeschreckt

Beim VdK ist man angesichts dieser Vorwürfe aufgeschreckt. „Die geschilderten Vorfälle machen die Geschäftsführung des VdK-Landesverbands NRW betroffen. Nicht zuletzt, weil dem VdK bewusst ist, dass die Mitglieder dem Verband großes Vertrauen entgegen bringen. Wir werden den Sachverhalt zum Anlass nehmen, dass zum Zweck der Qualitätssicherung der laufende Dialog mit der Ergo intensiv und ernsthaft fortgeführt wird“, sagte VdK-Sprecherin Daniela von Jagow.