Ingolstadt/Düsseldorf. . Metro will bei der Elektronikkette Media-Markt-Saturn das Sagen haben. Doch nun zeichnet sich im Machtkampf der Eigentümer eine Niederlage für den Düsseldorfer Konzern ab.
Im Machtkampf um Europas größten Elektronikhändler Media-Saturn droht dem Mehrheitsaktionär Metro eine Schlappe vor Gericht. Der Handelskonzern will das Vetorecht der Alteigentümer kippen und wichtige Entscheidungen künftig mit einfacher Mehrheit in einem neu gegründeten Beirat treffen. Aber das Landgericht Ingolstadt stärkte den Gründungsgesellschaftern bei Prozessauftakt am Dienstag den Rücken: „Es ist denkbar, dass der Beirat vielleicht nicht diese Macht hat, die man erhofft oder befürchtet“, sagte der Vorsitzende Richter Konrad Kliegl.
Obwohl der Kaufhof- und Großhandelskonzern Metro über 75 Prozent an Media-Saturn hält, braucht er für alle wichtigen Entscheidungen die Zustimmung des Media-Markt-Gründers Erich Kellerhals, der mit 21,6 Prozent eine Sperrminorität in der Gesellschafterversammlung hat. Metro-Vorstandschef Eckhard Cordes hat kritisiert, dass dadurch die internationale Expansion von Media-Saturn und der überfällige Einstieg in den Internet-Handel massiv verzögert worden sei und die Zukunftsfähigkeit der Elektronikhandelskette gefährdet werde. Online-Händler jagen Media-Saturn immer mehr Marktanteile ab, Umsatz und Gewinn der Unterhaltungselektronik sinken.
Vetorecht auch im Beirat
Metro-Anwalt Maximilian Schiessl sagte, nach dem Ausscheiden des letzten Altgesellschafters Leopold Stiefel aus der Media-Saturn-Geschäftsführung 2006 könnten die Entscheidungen laut Satzung von der Gesellschafterversammlung in einen Beirat verlegt werden, der mit einfacher Mehrheit entscheide – wo also die Metro den Kurs allein bestimmen kann. Richter Kliegl widersprach ihm aber: Einiges spreche dafür, dass Kellerhals sein Vetorecht auch im Beirat behalte. „Es erscheint denkbar, das die Einrichtung des Beirats wirksam beschlossen wurde, aber dass er nicht die Machtfülle hat, die er nach Auffassung der Beklagten haben soll“, sagte Kliegl. Auch neigt er dazu, selbst ein Urteil zu fällen und es nicht einem Schiedsgericht zu überlassen, wie von Metro beantragt. Das alles sei aber noch eine vorläufige Meinung der Kammer. Das Urteil stellte er für 11. Oktober in Aussicht.
Eindringlich forderte der Richter die zerstrittenen Gesellschafter auf, sich doch noch außergerichtlich zu verständigen. Bisher habe die Gesprächsbereitschaft gefehlt, aber nur bei einer unternehmerischen Einigung gebe es die Befriedung, die im Interesse des Unternehmens notwendig sei. Denn sonst schaue der Unterlegene sofort, „wie kann ich den Gegner woanders zwicken“, sagte Kliegl.
Metro droht schon mit der nächsten Instanz
Beide Streitparteien gaben sich jedoch siegesgewiss. Kellerhals“ Geschäftsführer Robert Blackert betonte zwar die Gesprächsbereitschaft mit Metro, wenn „ein ernst gemeintes Angebot auf Augenhöhe käme“. Aber Kellerhals“ Anwalt Martin Schockenhoff sagte, das Gericht tendiere zur Bestätigung der Sperrminorität, „und das wäre für die Klägerseite günstig“. Metro-Anwalt Schiessl sagte, er sei optimistisch, würde aber bei einer Niederlage „natürlich die Rechtsmöglichkeiten ausschöpfen“ und vor dem Oberlandesgericht München in die nächste Instanz gehen.
Kellerhals hatte den ersten Media-Markt 1979 in München gegründet, zehn Jahre später stieg Kaufhof-Saturn ein. Altgesellschafter Stiefel sagte vor Gericht, Kaufhof „wollte unbedingt, dass wir das Unternehmen führen, Saturn übernehmen und erfolgreich machen“. Media-Saturn beschäftigt heute weltweit 70.000 Mitarbeiter und setzt fast 21 Milliarden Euro um. (dapd)