Wiesbaden. .

Der starke Beschäftigungszuwachs 2010 geht zu mehr als der Hälfte auf den Anstieg von Zeitarbeit zurück. 57 Prozent der rund 322.000 neuen Jobs waren Arbeitsstellen auf Zeit, teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag mit.

Der starke Beschäftigungszuwachs im vergangenen Jahr geht zu mehr als der Hälfte auf den Anstieg der Zeitarbeit zurück. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte, stieg die Zahl der sogenannten abhängig Beschäftigten zwischen 2009 und 2010 um 322.000 auf 30,90 Millionen. Allein 57 Prozent oder 182.000 davon waren Arbeitsstellen auf Zeit. Mit insgesamt 742.000 Beschäftigten verzeichnete die Branche 2010 einen neuen Höchststand.

Befristete und geringfügige Beschäftigung sowie Teilzeitarbeit bis zu 20 Wochenstunden hinzugezählt macht der Zuwachs dieser sogenannten atypischen Arbeitsverhältnisse mit 75 Prozent sogar rund drei Viertel des gesamtes Beschäftigungsanstiegs aus. Im Krisenjahr 2009 war die Zahl atypisch Beschäftigter im Vergleich zum Vorjahr noch um 129.000 gesunken. Gerade Zeitarbeiter hatten die negativen Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise am stärksten gespürt: Ihre Zahl war zwischen 2008 und 2009 um 8,5 Prozent gefallen.

Mit der Entwicklung im vergangenen Jahr sei dieser Rückgang aber mehr als ausgeglichen, erklärten die Statistiker. Vor allem Zeitarbeit und befristete Beschäftigung seien von den Unternehmen als Mittel genutzt worden, um flexibel auf die konjunkturellen Veränderungen zu reagieren. Von den 742.000 Zeitarbeitern waren den Angaben zufolge 503.000 und damit gut zwei Drittel in einer unbefristeten, sozialversicherungspflichtigen Anstellung und arbeiteten mindestens 21 Stunden pro Woche.

IG Metall fordert angesichts der Zahlen ein Eingreifen der Politik

Auch die befristete Beschäftigung legte 2010 im Vergleich zu 2009 deutlich um 4,6 Prozent zu und lieferte damit einen Beitrag von 38 Prozent am Gesamtanstieg aller abhängig Beschäftigten. Die Teilzeitbeschäftigung stieg 2010 im Vergleich zu 2009 um 28.000 Menschen und wies damit mit 0,5 Prozent nur einen geringen Zuwachs auf. Die Zahl der geringfügig Beschäftigten ging um 57.000 zurück.

Die IG Metall forderte angesichts der Zahlen ein Eingreifen der Politik. Vor dem Hintergrund der immer größer werdenden Kluft zwischen atypischer Beschäftigung in Minijobs und Leiharbeit sowie den tariflich geregelten Bereichen sei eine Regulierung des Arbeitsmarkts überfällig, sagte der Erste Vorsitzende der Gewerkschaft, Berthold Huber. „Wenn Minijobs, Befristungen, Leiharbeit und Teilzeit den Arbeitsmarkt zu 75 Prozent wachsen lassen, wir aber gleichzeitig sehen, dass die Menschen nicht gleichberechtigt am Aufschwung teilhaben, ist das eine eindeutige Fehlentwicklung.“

Mehr Regulierung bedeute nicht weniger Wirtschaftswachstum, sondern mehr Sicherheit. Die Bundesregierung müsse „die Schieflage bei den Einkommen bekämpfen“, forderte der IG-Metall-Chef. „Wir brauchen endlich Equal-Pay in der Leiharbeit und flächendeckende Mindestlöhne.“ (dapd)