Essen. . Der wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland lockt zunehmend Fachkräfte aus dem Ausland an. Viele Südeuropäer lernen derzeit Deutsch, um sich hierzulande eine Arbeit zu suchen. Vor allem Hochqualifizierte kommen statt der befürchteten Billiglöhner.

Die Krise in einigen südeuropäischen Ländern könnte Deutschland im Kampf gegen den Fachkräftemangel helfen. „Viele spanische Ingenieure besuchen gerade Deutschkurse, weil sie hier gute Chancen haben“, sagte Vera Calasan, Chefin von Manpower Deutschland, der WAZ. Manpower ist das zweitgrößte Zeitarbeitsunternehmen der Welt, in Deutschland die Nummer drei.

Die Goethe-Institute bestätigen diese Beobachtung. In Spanien, aber auch in anderen südeuropäischen Ländern gebe es zurzeit einen regelrechten Ansturm auf Deutschkurse. Die Zahl der Kurse sei deshalb stark erhöht, neue Deutschlehrer seien eingestellt worden. Bereits 2010 haben 35 000 Spanier Erwachsenen-Deutschkurse belegt, in diesem Jahr seien die Anmeldungen noch deutlich gestiegen. Das gelte auch für Griechenland und Italien.

Fachkräftemangel ist Wachstumsbremse

Während in Spanien die höchste Arbeitslosigkeit in Europa herrscht, sind in Deutschland laut dem Verband Deutscher Ingenieure derzeit rund 94 000 Inge­nieurstellen unbesetzt. Bei 21.000 arbeitslosen Ingeni­euren bleibt eine Lücke von 73.000.

Auch die Zentrale Auslandsvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit registriert „wegen der schwierigen Lage in Spanien ein deutlich erhöhtes Interesse an einer Beschäftigung in Deutschland“. Laut Bundeswirtschaftsministerium fehlen im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich insgesamt 140.000 Fachkräfte in Deutschland. Trotz des aktuellen Aufschwungs sieht der Industrie verband BDI darin eine Wachstumsbremse.

Geringqualifizierte kommen kaum

Genau umgekehrt ist es laut Manpower-Chefin Calasan bei gering qualifizierten Ar­beitskräften. Seit Mai sind die deutschen Grenzen für osteuropäische Zeitarbeiter offen. Doch die von Gewerkschaften und Politikern befürchtete Überschwemmung des deutschen Arbeitsmarktes mit Billigkräften aus Osteuropa habe nicht stattgefunden.

„Zeitarbeiter aus dem Niedriglohnbereich vermitteln wir gar nicht nach Deutschland, dafür gibt es keine Nachfrage“, sagte Calasan. Dafür zeigten auch polnische Ingenieure ein verstärktes Interesse an einer Beschäftigung in Deutschland.