Essen. . Nur wenige Energieversorger gewähren Bedürftigen günstigere Strompreise. Bei Rewirpower gibt es immerhin einen Kinderbonus. Beim Essener RWE-Konzern hält man Sozialtarife für den falschen Weg. Es entstehe kein Anreiz zum Energiesparen.

Sozial Schwache haben oft überdurchschnittlich hohe Stromkosten, weil sie sich neuere energiesparende Haushaltsgeräte nicht leisten können. Doch Sozialtarife für Energie bleiben die große Ausnahme.

Unter den Branchenriesen bietet nur Eon einen solchen Tarif an, allerdings in NRW lediglich in Randbereichen und nicht im Ruhrgebiet. Hier gibt es nur vereinzelt Vergünstigungen für Bedürftige. Eon gewährt Kunden, die von den Rundfunkgebühren befreit sind und bei denen ein Kind im Alter von zwei bis sechs Jahren im Haushalt lebt, beim sogenannten „Förderstrom“ den Grundpreis. Der beträgt je nach Region zwischen 83 und 100 Euro im Jahr.

1000 Eon-Kunden mit Sozialtarif

Laut Gebühreneinzugszentrale (GEZ) waren zuletzt 3,16 Millionen Personen von der Rundfunkgebühr befreit, über Zweidrittel davon aus finanziellen Gründen. Von Sozialtarifen bei Eon, die der größte deutsche Energiekonzern seit 2006 jeweils auf ein Jahr befristet anbietet, profitierten bislang rund 50 000 Stromkunden. Bisher war ein Kleinkind im Haushalt aber nicht Bedingung. Seit einer Neuregelung im April 2011 sind es laut einem Eon-Sprecher erst rund 1000 Kunden, die den Sozialtarif erhielten.

Beim Essener RWE-Konzern hält man Sozialtarife für den falschen Weg. Es entstehe kein Anreiz zum Energiesparen, erklärte ein Sprecher. Besser sei es, zu beraten und zu Einsparungen zu animieren. Entsprechende Programme seien in Vorbereitung. Auch bei den Stromriesen Vattenfall und EnBW kommt man bislang nicht über Modellversuche zur Energieberatung für finanziell Schwache hinaus.

Kinderbonus in Bochum, Herne und Witten

In den Städten sieht es ähnlich aus. Fast alle Stadtwerke im Verbreitungsgebiet dieser Zeitung halten keine Angebote für sozial Schwache bereit, mit wenigen Ausnahmen. Eine kostenlose Energieberatung bezahlen die Stadtwerke Herten für Bedürftige.

Auch in Düsseldorf gibt es von den Stadtwerken die sonst 75 Euro teure Beratung für Hartz-IV-Empfänger gratis. In Hagen werden vom regionalen Versorger Mark-E in Kooperation mit der Caritas Stromsparhelfer in als bedürftig eingeschätzte Haushalte geschickt.

Einzigartig, aber nicht an das Einkommen gebunden, ist der Kinderbonus von Rewirpower in Bochum, Herne und Witten. Für jedes im Haushalt lebende Kind sinkt der Kilowattstundenpreis um ein Prozent. Voraussetzung ist, dass für jeden der maximal fünf Sprösslinge Kindergeld bezogen wird. Rund 12 000 Kunden profitieren allein in Herne von dieser freiwilligen Sozialleistung des Unternehmens.