Berlin. Deutsche Arbeitnehmer melden sich offenbar aus Angst um ihren Job so selten krank wie seit fast zwei Jahrzehnten nicht mehr. Trotz Grippewelle ist der Krankenstand in Deutschland nach Medienberichten im ersten Quartal dieses Jahres gesunken.
Der Krankenstand in Deutschland ist trotz Grippewelle nach einem Bericht der Tageszeitung «Die Welt» im ersten Quartal dieses Jahres gesunken. Er erreichte sogar den niedrigsten Wert in den ersten drei Monaten eines Jahres seit der Wiedervereinigung, wie das Blatt unter Berufung auf das Bundesgesundheitsministerium berichtete. Demnach fehlten die Arbeitnehmer von Januar bis März 2009 durchschnittlich 3,26 Prozent der Sollarbeitszeit.
Die Fehlzeiten entsprechen 1,8 Arbeitstagen. Gegenüber dem ersten Quartal 2008 sank der Krankenstand dem Bericht zufolge um fünf Prozent. Frauen fehlten in den ersten drei Monaten dieses Jahres wegen Krankheit mit 3,5 Prozent der Sollarbeitszeit deutlich häufiger als Männer mit 3,06 Prozent. Vor zehn Jahren lag der Krankenstand im ersten Quartal laut «Welt» noch um 25 Prozent höher.
Arbeitsmarktexperten machen vor allem die steigende Jobangst in Zeiten der schweren Wirtschaftskrise für die Entwicklung verantwortlich. Der Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Joachim Möller, sagte: «In wirtschaftlichen Krisenzeiten haben die Beschäftigten mehr Angst, ihren Job zu verlieren. Tendenziell sinken in solchen Zeiten die Krankenstände.»
Weniger schwere Arbeit
Das Blatt führte die Entwicklung aber auch auf Veränderungen am Arbeitsplatz zurück: So nehme der Anteil der Menschen ab, die körperlich schwer arbeiten müssten. Diese Berufsgruppen haben normalerweise einen hohen Krankenstand.
Das Bundesgesundheitsministerium erfasst den Krankenstand nur für Pflichtversicherte in den Kassen. Aussagen über die Arbeitszeit sind darin nicht enthalten. Die Behörde konnte deswegen die Berechnungen der Zeitung nicht bestätigen. (ap/afp)