Essen. . Eine Million Elektroautos sollen nach dem Willen der Bundesregierung bis zum Jahr 2020 in Deutschland fahren. Doch wie ökologisch sind die Batteriefahrzeuge? Die Ökobilanz fällt gemischt aus.

Eigentlich sind sie optimal fürs Saubermann-Image: Batteriegespeiste Elektrofahrzeuge gelten als Ideallösung umweltfreundlicher Mobilität, weil sie im Betrieb keine Abgase und weniger Lärm produzieren. Aber nur eigentlich. Denn die Sache mit der Gesamt-Ökobilanz hat ihre Haken. Wie umweltfreundlich ist das Elektroauto wirklich?

Batterien.

Die modernen Auto-Akkus mit Lithium-Ionen-Technik (LiI) stellen dabei das geringste Problem dar, nicht zu vergleichen mit der Umweltbelastung durch jährlich Hunderte Millionen von Bleiakkus, die als Starterbatterien im Einsatz sind. Die Schweizer Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) bewertet die LiI-Akkus als umweltverträglicher als Bleiakkus und solche mit Nickel-Metallhydriden (NiMH), wie sie bislang in praktisch allen Hybridautos Strom speichern.

Feinstaub & Co.

Beim Feinstaub kann das Elektroauto geringfügig punkten. Es gibt keinen schädlichen Abrieb einer Kupplung und weniger von den Bremsen, aber mehr von den Reifen. Bei Stadtverkehrstempo sind sie deutlich leiser.


Klimabelastung.
Entscheidend für die Ökobilanz der Elektrofahrzeuge ist der CO2-Ausstoß in den stromerzeugenden Kraftwerken, denn das emissionsfreie Autofahren ist eine Mär. Mit dem Prädikat „Nahezu null Kohlendioxid-Emissionen“ darf sich das E-Auto nur dann schmücken, wenn bei der Stromerzeugung überwiegend Atomkraft oder erneuerbare Energien wie Wind- oder Solarkraft zum Einsatz kommen. Der derzeitige Energiemix Deutschlands indes sieht anders aus.

Noch dominiert in Deutschland Strom aus fossilen Quellen wie Stein- oder Braunkohle. In 2010, so eine Schätzung des Umweltbundesamtes, verursachte so jede Kilowattstunde (kWh) Strom einen Ausstoß von 563 Gramm des Treibhausgases Kohlendioxid CO2. Die CO2-Bilanz von Elektroautos, die diesen Strommix „tanken“, ist daher momentan nicht wirklich gut. Selbst ein schwächlich motorisierter Elektro-Smart benötigt unter Praxisbedingungen mindestens 20 kWh pro 100 Kilometer, entsprechend einem Ausstoß im Kraftwerk von 113 Gramm. Das kann der Smart-Diesel genauso gut.

Die Empa-Forscher kommen zum Ergebnis, dass ein Auto mit Verbrennungsmotor höchstens vier Liter Benzin auf 100 Kilometer verbrauchen müsste (entsprechend unter 90 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer), um so umweltfreundlich zu sein wie ein E-Auto mit LiI-Akkus, wenn man den europäischen Strommix mit 417 Gramm pro kWh zugrunde legt.

Dazu gerechnet werden müssten beim Elektroauto eigentlich noch zehn Prozent unvermeidliche Ladeverluste. Streiten kann man darüber, ob nicht auch die Selbstentladung der Akkus im Stand berücksichtigt werden muss.

Was noch? Einen großen ökologischen Pluspunkt könnten Batterieautos erzielen, wenn sie nachts als Pufferspeicher für überschüssigen Strom aus Windenergie dienen. Nach Modellrechnungen von Professor Dudenhöffer wird ein E-Auto jedoch nur mit 4,5 kWh über den gesamten Tag geladen. Benötigt würden für einen Effekt mindestens zehn Millionen Batterieautos.