Rüsselsheim. Das Angebot der Chinesen für Opel zieht: zumindest beim CDU-Wirtschaftsflügel. Der drängt die Bundesregierung, sich das Angebot genauer anzuschauen. Schließlich wollen die Chinesen weniger Staatshilfe als Magna. Die wirtschaftliche Situation der Opel-Mutter GM ist indes weiter kritisch.

Der CDU-Wirtschaftsflügel hat nach Vorlage eines verbesserten Angebots durch den chinesischen Autohersteller BAIC eine Neuausrichtung der Übernahmeverhandlungen bei Opel gefordert. «Die Bundesregierung wäre gut beraten, bei den Verhandlungen mit Magna das Tempo rauszunehmen», sagte der CDU-Mittelstandspolitiker Michael Fuchs der «Bild»-Zeitung: «Sie sollte sich das Angebot von BAIC genau anschauen.»

BAIC hatte angeboten, die Mehrheit an Opel für 660 Millionen Euro zu kaufen. Zudem fordert der chinesische Hersteller fast zwei Milliarden weniger Staatshilfe vom Bund als der kanadische Zulieferer Magna. «Es geht darum, den Steuerzahler zu schonen», betonte Fuchs. Ziel müsse sein, «die günstigste Variante für den Steuerzahler zu wählen und möglichst viele Arbeitsplätze in Deutschland zu halten».

Auch der Präsident des CDU-Wirtschaftsrats, Kurt Lauk, mahnte eine Abkehr von der einseitigen Ausrichtung der Gespräche auf Magna und eine intensive Prüfung des BAIC-Angebots an. «Entscheidend muss sein, das beste und zukunftsfähigste Konzept für Opel zu finden», sagte Lauk der «Bild»-Zeitung. Es müsse ein «auf Dauer überzeugendes privatwirtschaftliches Modell sein», damit sich Opel im Markt behaupten könne.

Weiter Absatzrückgang in Europa

Unterdessen ist die wirtschaftliche Situation bei der Opel-Mutter General Motors weiter angespannt. Obwohl Opel in Deutschland von der Abwrackprämie profitiert, laufen die GM-Geschäfte in Europa weiter schlecht.

Der insolvente US-Autohersteller erlitt in Europa im zweiten Quartal einen deutlichen Absatzrückgang. Im Zeitraum zwischen April und Juni seien 471 823 Autos der Marken Opel, Vauxhall, Chevrolet und Co verkauft worden, teilte GM Europe am Donnerstag in Zürich mit. Das entspreche einem Minus von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Der Marktanteil von GM Europe liege damit bei 9,2 Prozent. Die zum Verkauf stehenden GM-Töchter Opel und Vauxhall hätten im zweiten Quartal 347 330 Fahrzeuge abgesetzt.

In Deutschland profitierte Opel von der Abwrackprämie sowie den erfolgreichen Modellen Corsa und Insignia. Der Absatz stieg den Angaben zufolge zwischen April und Juni um 45 Prozent. Die Marke Chevrolet verkaufte sich vor allem in Deutschland, Frankreich und der Türkei gut und insgesamt 115 526 mal in Europa.

GM startet aus der Insolvenz mit Schulden

Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg wird GM mit hohen Schulden aus der Insolvenz herausgehen. Der New Yorker Insolvenzrichter Robert Gerber habe zugestimmt, neben den werthaltigen Aktivitäten auch einen Teil der Verbindlichkeiten in die neue Gesellschaft zu überführen. In Summe gehe die neue GM mit 48,4 Milliarden Dollar Schulden aus der Insolvenz, berichtet die Agentur am Donnerstag.

Richter Gerber habe der Übertragung der GM-Aktivitäten auf eine staatlich finanzierte Gesellschaft zugestimmt. Das US-Finanzministerium habe als Frist für einen Abschluss den 10. Juli gesetzt.

Am 1. Mai war GM mit Verbindlichkeiten von insgesamt 176,4 Milliarden Dollar in die Insolvenz gegangen. Die «alte» GM wird den überwiegenden Teil der Schulden übernehmen und abgewickelt. (ap/ddp)

Spezial: Opel in der Krise