Essen. . Wer sich Fachkräfte für seinen Betrieb sichern will, muss heutzutage etwas bieten. Verlockend ist etwa die Betreuung von Kleinkindern. Im vergangenen Jahr haben 444 Firmen etwa 18 000 Plätze angeboten - Tendenz steigend.

Der zunehmende Wettbewerb um Fachkräfte lässt die Zahl der Betriebskindergärten steigen. Nach Angaben des Bundesfamilienministeriums boten im vergangenen Jahr 444 Firmen etwa 18 000 Betreuungsplätze für Jungen und Mädchen im Alter von einem halben bis sechs Jahren an. Das waren 75 Kitas und fast 1500 Plätze mehr als 2008. Darin nicht enthalten sind die von Firmen „angemieteten“ Plätze in staatlichen, konfessionellen oder privaten Einrichtungen. Auch in NRW ist die Zahl der Betriebs-Kitas in den vergangenen drei Jahren gestiegen: von 59 auf 84.

Kinderbetreuung und Hilfen für pflegende Angehörige sind nach Einschätzung des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln (IW) „Mega-Themen“, die auf Firmen, Universitäten und Kliniken zurollen. „Familienfreundlichkeit ist ein Standortfaktor geworden“, sagt Christiane Flüter-Hoffmann vom IW.

Kein Verzicht auf Kompetenz weiblicher Führungskräfte

Unternehmen, die reagieren, sind unter anderem RWE, Thyssen-Krupp und Siemens. RWE und Thyssen-Krupp bauen oder planen neue Betriebs-Kitas in Essen, Siemens in Mülheim, dem größten von 40 Standorten in NRW. Deutschlandweit will Siemens bis Ende 2011 die Kita-Plätze auf fast 800 verdoppeln. RWE-Personalvorstand Alwin Fitting: „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gleicht häufig noch einem Hindernislauf.“ Das gelte vor allem für Frauen. „Wir können es uns nicht leisten, auf die Kompetenz weiblicher Führungskräfte zu verzichten. Zudem spielt ein härter werdender Kampf um Talente auf dem deutschen und europäischen Arbeitsmarkt eine wichtige Rolle.“

Laut einer 2010 veröffentlichten Studie zur Familienfreundlichkeit von Unternehmen hat die deutsche Wirtschaft bei betrieblicher Kinderbetreuung Nachholbedarf. Zwar gaben 70 Prozent der Firmen an, Müttern und Vätern flexible Arbeitszeiten anzubieten, aber nur 2,4 Prozent hatten eigene Betreuungsplätze. Experten zufolge erhöht die Wirtschaft jetzt ihr Engagement, weil Staat und Kirche beim Ausbau der U3-Betreuung zu langsam seien. Probleme gebe es auch mit unflexiblen Öffnungszeiten.

Bund, Länder, Städte und die Europäische Union stützen die Entwicklung mit Fördergeldern.