Berlin. . Das Bruttoinlandsprodukt ist im 4. Quartal „nur“ um 0,4 Prozent gestiegen. Der harte Winter hat den Bau gebremst. Die Experten erwarten Impulse von Exporten, Ausrüstungen und Konsum und ein Anziehen der Konjunktur Anfang 2011.

Der heftige Wintereinbruch hat das deutsche Wirtschaftswachstum Ende 2010 fast halbiert. Fachleute gehen aber davon aus, dass die Produktionsausfälle am Bau rasch aufgeholt werden und die Konjunktur wieder anzieht. Das Bruttoinlandsprodukt stieg zwischen Oktober und Dezember um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Im Sommer hatte es noch ein Plus von 0,7 Prozent gegeben. Impulse kamen diesmal vor allem von den Exporten. „Im Inland wurde zudem sehr in Ausrüstungen investiert und auch mehr konsumiert“, erklärten die Statistiker. Deshalb habe es Rückgänge bei den Bauinvestitionen ausgeglichen.

Dennoch verhinderten Schnee, Eis und Frost ein stärkeres Wachstum: Der harte Winter legte wochenlang viele Baustellen lahm. Die Bauproduktion brach im Dezember so stark ein wie noch nie seit Beginn der gesamtdeutschen Statistik 1991. Da dies schon bald aufgeholt sein dürfte, reagierten Experten gelassen.

Bau bremst - aber nur vorübergehend

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle sieht die Aufwärtsdynamik intakt: „Die Wachstumslokomotive Deutschland fährt weiter mit viel Kraft voraus“, erklärte der FPD-Politiker. Die Wachstumsverluste durch den frühen Wintereinbruch würden in den kommenden Frühlingsmonaten aufgeholt. „Es ist nicht der Anfang vom Ende des Aufschwungs, sondern eine Verschnaufpause“, sagte auch Deutschland-Chefvolkswirt Andreas Rees von Unicredit. Die Binnennachfrage werde für deutsche Verhältnisse sehr kräftig sein. „Im Moment deuten die Frühindikatoren darauf hin, dass wir kurz vor dem konjunkturellen Höhepunkt sind“, sagte Rees. Frühestens 2012 dürfte das Wachstum jedoch an Tempo verlieren.

Auf einen kräftigen Aufschwung deutet auch der Ifo-Geschäftsklimaindex hin: Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer kletterte zu Jahresbeginn auf den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. „Insgesamt wird sich der Aufschwung 2011 fortsetzen, wenn auch etwas langsamer“, sagte WestLB-Experte Jörg Lüschow. „Wir erwarten ein Wachstum von 2,8 Prozent - das wäre aber immer noch überdurchschnittlich für deutsche Verhältnisse.“

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sagt für dieses Jahr sogar ein Plus von drei Prozent voraus. Denn nach einer DIHK-Umfrage unter rund 28.000 Firmen sind die Firmen so optimistisch wie seit dem Boomjahr 2007 nicht mehr: Sie wollen deutlich mehr investieren und rund 300.000 neue Jobs schaffen.

2010 hatte die Wirtschaft mit 3,6 Prozent das stärkste Wachstum seit der Wiedervereinigung geschafft. Im Krisenjahr 2009 hatte es mit 4,7 Prozent noch den stärksten Einbruch seit Bestehen der Bundesrepublik gegeben.

Frankreichs Wirtschaft schwächelt

Im Nachbarland Frankreich wuchs die Wirtschaft Ende 2010 nur halb so stark wie erwartet. Die Summe aller hergestellten Waren und Dienstleistungen stieg nur um 0,3 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistikamt mitteilte. Von Reuters befragte Analysten hatten für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone ein Plus von 0,6 Prozent erwartet. Wirtschaftsministerin Christine Lagarde setzt auf ein Anziehen der Konjunktur Anfang 2011. „Ich hoffe, dass das erste Quartal viel besser wird“, sagte sie dem Fernsehsender France 2. Für das Gesamtjahr 2011 rechne die Regierung weiter mit zwei Prozent Wachstum. (rtr)