Brüssel/Moskau. Wieder droht Europa ein Engpass bei der Gasversorgung. Die Ukraine kann die russischen Rechnungen nicht mehr bezahlen. Deshalb spielen am Montag Weltbank und Internationaler Währungsfonds wieder Feuerwehr.
Europa steuert auf die nächste Energiekrise zu: Die Finanzierungsprobleme der wirtschaftlich angeschlagenen Ukraine gefährden zusehends die Gasversorgung Westeuropas. Und auch wenn bei sommerlichen Temperaturen niemand Angst vor kalten Heizungen haben muss, ist die Lage ernst. Denn Engpässe beim Gas würden die EU-Länder auch im Sommer empfindlich treffen. Am Montag versucht deshalb die Europäische Union gemeinsam mit den üblichen Finanz-Feuerwehren bei einem Krisentreffen in Brüssel, eine finanzielle Rückendeckung zu organisieren.
Konkret steht die Ukraine, die aus deutscher Sicht als Transitland für russisches Gas von großer Bedeutung ist, vor der Schwierigkeit, dass ihre Gasgesellschaft Naftogaz jeweils am 7. jeden Monats die Rechnung bei der russischen Gazprom begleichen muss.
Kreditpaket soll geschnürt werden
Vermutlich werde das Naftogaz Anfang Juli ohne Hilfe von außen nicht gelingen, berichten EU-Beamte. Deshalb soll die EU am Montag mit der Weltbank, dem Internationalen Währungsfonds, der Osteuropabank und der Europäischen Investitionsbank ein Kreditpaket sondieren. Im Gespräch sind fünf Milliarden Dollar, weil dieser Betrag dem Preis für ein ausstehendes Volumen von Gas für 4,2 Milliarden Dollar plus Steuern entspricht.
Die Kapitalgeber wollen dabei verhindern, dass sie in Zukunft regelmäßig von der Ukraine angezapft werden. „Was immer getan wird, wird nur einmal getan“, sagt ein an den Gesprächen Beteiligter.
EU-Bürokraten bemühen sich zwar, jede Aufgeregtheit zu vermeiden: „Wir haben keinen Gasstreit und wir haben auch keine Gaskrise.“ Doch Diplomaten äußern sich trotzdem besorgt. Um sich für alle Eventualitäten zu wappnen, wurde bereits eine Sondersitzung der EU-Gas-Koordinierungsgruppe am 2. Juli einberufen. Sie solle die aktuellen Bestände in den Speichern prüfen und Vorbereitungen für den Fall eines eingeschränkten Transits durch die Ukraine diskutieren, heißt es.