Berlin. Siemens bekommt die Krise immer stärker zu spüren. Die Neuaufträge sind massiv eingebrochen. Jetzt muss der Technologiekonzern seine Gewinnprognose nach unten korrigieren.
Nach einem massiven Einbruch bei den Neuaufträgen im zweiten Quartal hat Siemens sich von seinem ehrgeizigen Gewinnziel für das laufende Geschäftsjahr verabschiedet. Trotz Krise peilt der Konzern aber für 2009 einen höheren Gewinn als im Vorjahr an, wie er am Mittwoch in Berlin mitteilte. Während Umsatz und operativer Gewinn im zweiten Quartal stiegen, hinterließ die Wirtschaftskrise beim Auftragseingang deutliche Spuren. Die Neuaufträge brachen zwischen Januar und März um elf Prozent auf 20,86 Milliarden Euro ein.
«Angesichts der sich weiter zuspitzenden Krise der Weltwirtschaft können wir mit den Zahlen des zweiten Quartals zufrieden sein», erklärte Konzernchef Peter Löscher. «Wir haben uns insbesondere im Vergleich zum Wettbewerb gut geschlagen.» Siemens gehe für 2009 davon aus, das Ergebnis der Sektoren von 6,6 Milliarden Euro im Vorjahr zu übertreffen.
Ursprünglich Gewinn von bis zu 8,5 Millionen angepeilt
Bisher hatte Siemens im laufenden Jahr einen operativen Gewinn zwischen 8 und 8,5 Milliarden Euro angestrebt. Von diesem im Juli vergangenen Jahres verkündeten ambitionieren Gewinnziel verabschiedete sich der Konzern jedoch. «Das Bild im April zeigt erneut fundamentale Veränderungen zum Schlechteren in unserem gesamtwirtschaftlichen Umfeld», erklärte Löscher.
Im zweiten Quartal steigerte Siemens das Ergebnis der Sektoren, das die Entwicklung des operativen Geschäfts widerspiegelt, um 43 Prozent auf 1,84 Milliarden Euro. Der Umsatz legte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 5 Prozent auf 18,96 Milliarden Euro zu. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 1,01 Milliarden Euro. Die Zahlen sind zwar deutlich besser als im Vergleichsquartal des vergangenen Jahres, damals hatte Siemens aber wegen Projekt-Altlasten einen massiven Gewinneinbruch hinnehmen müssen.
Stabiles Auftragspolster
Trotz der Krise habe Siemens keine großen Stornierungen verzeichnet, teilte der Konzern mit. Der Auftragsbestand der Sektoren liege bei 87 Milliarden Euro.
Am heftigsten von der Krise getroffen wurde der wichtige Industriesektor mit seinen teils sehr konjunkturabhängigen Bereichen. Der Auftragseingang brach um elf Prozent ein, das Ergebnis fiel um 29 Prozent. Vor allem in der Automatisierungstechnik, Antriebstechnik und beim Leuchtenhersteller Osram schlug sich der wirtschaftliche Absturz mit deutlichen Rückgängen bei Aufträgen, Umsatz und Ergebnis nieder.
Der Energiesektor erwies sich im zweiten Quartal erneut als Haupttreiber des Ergebniswachstums, doch auch dort sind beim Auftragseingang erste Bremsspuren sichtbar. «Je länger die Krise andauert, desto mehr werden vermutlich auch Energie-Infrastrukturprojekte zeitlich gestreckt», erklärte Löscher.
Auch im Medizinsektor rechnet Siemens mit einer weiteren Verschlechterung des Marktumfeldes. Im zweiten Quartal konnte der Konzern in seinem Medizingeschäft Auftragseingang und Umsatz aber steigern und sich die Position als Weltmarktführer im Gesundheitsgeschäft sichern. (ap)