Essen. .
Mehrere tausend Haushalte sind derzeit von der Außenwelt abgeschnitten. Ihre Festnetzanschlüsse sind aufgrund geplatzter Telefonkabel gesperrt. Die Telekom gibt dem Wetter die Schuld.
Der gewünschte Gesprächspartner ist derzeit nicht erreichbar. Diese automatische Ansage ist seit Silvester in einigen Teilen Nordrhein-Westfalens zu hören. Allerdings - und das ist ungewöhnlich - wenn man versucht, Personen auf dem Festnetz zu erreichen. Betroffen sind schätzungsweise mehrere tausend Haushalte in Düren, Essen, Euskirchen, Wuppertal und vielen anderen Städten. Genaue Zahlen gibt es aber nicht. Für betroffene Unternehmen, die auf eine telefonische Verbindung mit ihren Kunden angewiesen sind, ein großer finanzieller Verlust. Für ältere Leute, die etwa per Notfallarmband ihren Hausnotruf aktivieren wollen, lebensgefährlich.
Die Ursache, so die bisherige Einschätzung der Telekom, sind beschädigte Telefonkabel. George-Stephen McKinney, Sprecher des Unternehmens, gibt dem „härtesten Winter seit 40 Jahren“ die Schuld. Momentan gebe es fünfmal so viele Störungen wie sonst. Der extreme und diesem Jahr besonders tiefgehende Bodenfrost und das kurz darauf folgende Hochwasser hätten den Kabeln, die untertage liegen, so zugesetzt, dass es stellenweise zu Rissen in der Isolierung und somit zu Kurzschlüssen kam. Mit dem Alter der Leitungen hätte das aber nichts zu tun.
Wie lange sich die Reparaturen hinziehen werden, hänge, so McKinney, von der Größe des jeweiligen Schadens ab. „Das Problem bei Wasserschäden ist, dass zuerst in einem zeit- und personalaufwändigen Prozess der Schaden unter der Erde genau lokalisiert werden muss, bevor die Straße aufgebrochen werden kann.“
Bei Beatrix Gutmann aus Essen, die bereits seit Neujahr nicht mehr telefonieren kann, soll der Anschluss ab nächsten Freitag wieder funktionieren, so McKinney. In ihrer Straße war Schmelzwasser in einen Kabelschacht gelaufen, 500 Nutzer waren auf einen Schlag ohne Verbindung. 300 Meter Kabel müssen allein an dieser Stelle ausgetauscht werden.
„Von Kundenfreundlichkeit keine Spur“
Beatrix Gutmann ärgert sich vor allem über die Kundenunfreundlichkeit, die der Telefonanbieter in ihrem Fall an den Tag gelegt hat. Tagelang telefonierte sie mit dem Handy erst ihrem Telefonanbieter Versatel hinterher. Dieser kam nach verschiedenen Tests zu dem Ergebnis, dass das Problem bei der Telekom liegt. Versatel stellte den Kontakt zu der Telekom her – doch diese meldete sich bei der Essenerin nicht zurück. Ein angekündigter Telekomtechniker erschien nicht. Besonders frustrierend: Der Telefonkonzern hielt es auch nicht für nötig, sich seitdem noch mal zu melden, geschweige denn, einen Ersatztermin auszumachen.
„Was uns am meisten frustriert, ist, dass die Telekom so tut, als ob wir ein Einzelfall wären und versucht, uns die Schuld in die Schuhe zu schieben, indem sie behauptet, wir hätten die Kabel falsch verlegt.“ Dabei hat die Essenerin inzwischen herausgefunden, dass nicht nur ihr gesamtes Haus, sondern auch mehrere Haushalte in der Nachbarschaft betroffen sind. Von Einzelfall also keine Spur.
Kurios ist zudem, dass einer Partei im Haus anscheinend eine Sonderbehandlung zuteil wurde: „Ganz oben wohnen zwei Architekten, die nach zwei Tagen laut eigenen Aussagen eine Ersatzleitung von der Telekom bekommen haben. Uns hingegen lässt man hängen“, ärgert Beatrix Gutmann sich. Wie es zu einer solchen Ungleichbehandlung kam, konnte die Telekom auf Anfrage jedoch nicht erklären.