San Francisco. .

Jahrelang hielt Facebook seine Geschäftszahlen unter Verschluss. Nun drangen erste Details nach außen. Demnach machte Facebook in den ersten neun Monaten 2010 einen Netto-Gewinn von 355 Millionen Dollar.

Nicht einmal sechs Jahre nach seiner Gründung hat sich Facebook zu einer Goldgrube entwickelt. Das soziale Netzwerk machte von Januar bis September vergangenen Jahres Bankenkreisen zufolge einen Netto-Gewinn von 355 Millionen Dollar - bei einem Umsatz von 1,2 Milliarden Dollar. Das entspricht einer Rendite von knapp 30 Prozent. Experten zufolge könnte das Unternehmen damit binnen kurzem die Ertragskraft des Börsenlieblings Google übertreffen - und es positioniert sich auf diesem Wege selbst für den lange erwarteten Börsengang.

Die Daten stehen in einem gut hundertseitigen Prospekt der Investmentbank Goldman Sachs, der am Donnerstag an potenzielle Investoren verteilt wurde. Einem Empfänger zufolge sind die Geschäftszahlen nicht geprüft und bieten wenig Details dazu, wie Facebook seinen Umsatz erwirtschaftet. Die Investoren mussten eine Vertraulichkeitsvereinbarung unterschreiben.

Börsendebüt im nächsten Jahr?

Goldman Sachs selbst investiert 450 Millionen Dollar in das mit 50 Milliarden Dollar bewertete soziale Netzwerk und sammelt mindestens 1,5 Milliarden Dollar von Kunden ein, die mitziehen wollen. Die Anteile finden reißenden Absatz: Das Haus habe Anfragen für Beteiligungen im Gesamtvolumen von „einigen Milliarden Dollar“ erhalten, berichtete das „Wall Street Journal“. Die Anleger sollen jeweils mindestens zwei Millionen Dollar investieren und sich verpflichten, nicht vor 2013 zu verkaufen. Bis Freitag müssen die nun Kunden entscheiden, ob sie in das 2004 von Mark Zuckerberg in einem Studentenwohnheim der Harvard-Universität gegründeten Unternehmen investieren wollen und bis Dienstag das Geld überweisen.

Sollte die Zahl der Kapitalanleger 500 erreichen, müsste Facebook Bilanzzahlen veröffentlichen wie ein börsennotiertes Unternehmen. Diese Grenze dürfte in diesem Jahr überschritten werden, hieß es in dem Goldman-Sachs-Dokument. Damit könnte die Publikation erstmals im April 2012 fällig werden. Dies gilt als ein erster Schritt auf dem Weg zu einem Börsengang, dem die Branche entgegenfiebert. Die US-Regulierungsbehörden schreiben eine Veröffentlichung der Geschäftszahlen vor, wenn ein Unternehmen mehr als 499 Anteilseigner hat.

Die Bewertung von Facebook sei hoch, aber nicht abwegig, wenn man die Geschäftszahlen und das darin liegende Potenzial betrachte, sagte Ryan Jacob vom Jacob Internet Fund. „Dies zeigt, dass solche Unternehmen eine Umsatzrendite von 30 bis 40 Prozent erzielen können.“ In diesem Jahr werde Facebook wohl beim Gewinn ganz groß rauskommen. „Sie werden vermutlich jenseits der 800 Millionen Dollar und wahrscheinlich bei fast einer Milliarde liegen“, ergänzte Jacob mit Blick auf den Netto-Überschuss. Lou Kerner von Wedbush Securities erklärt, das Besondere bei Facebook sei die Ertragskraft. „Ich denke, das zeigt, dass Facebook vermutlich Margen haben wird, die die von Google toppen werden.“

Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner warnt

Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner warnte unterdessen vor einer leichtfertigen Veröffentlichung persönlicher Daten und Informationen bei Facebook. Sie rate grundsätzlich zur Zurückhaltung sagte Aigner dem „Tagesspiegel“. „Jeder Nutzer sollte zweimal darüber nachdenken, bevor er private Nachrichten, Fotos oder Kontakte ins Netz stellt - besonders bei Facebook“, sagte die Ministerin.

Trotz Datenschutzbedenken, Ermittlungen der US-Börsenaufsicht wegen des Handels mit Firmenanteilen und zahlreicher Berichte über Verletzungen der Privatsphäre laufen Facebook neue Nutzer in Scharen zu. Das Netzwerk hat weltweit mehr als 500 Millionen Nutzer. Nach Angaben von facebookmarketing.de liegt die Zahl in Deutschland bei mehr als 13,9 Millionen. In Berlin postet und chattet den aktuellen Daten zufolge demnach mehr als jeder Dritte über Facebook. (rtr)