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An Weihnachtsfeiern in Firmen scheiden sich die Geister. Es gibt besinnliche und solche, die am nächsten Tag, bei Licht betrachtet, peinlich sind. Trotzdem möchten über 50 Prozent der deutschen Angestellten nicht darauf verzichten.

Früher war ja bekanntlich mehr Weihnachten. Auch auf Weihnachtsfeiern. Gerade da. Besinnlich konnte man es fast nennen, wenn im weihnachtlich geschmückten Großraum Plätzchen gereicht wurden, bevor der Chef eine leutselige Rede hielt und zum Abschluss gemeinsam gesungen wurde. Heute sind Weihnachtsfeiern immer öfter Partys. Wilde Partys. Vielleicht möchte deshalb mehr als die Hälfte der Angestellten in Deutschland laut einer Umfrage nicht darauf verzichten. Auch wenn sie sich hinterher oft an nichts mehr erinnern können. Oder wenigstens so tun.

Büro ist ja Krieg. Sagt Stromberg. Die Weihnachtsfeier mag zwar ein kurzer Waffenstillstand sein, aber einer in stark vermintem Gelände. Weil überall tiefe Fettnäpfchen stehen, in die man hineintreten kann. Sich in angeheitertem Zustand von seinem Vorgesetzten mit Worten „Cheffe, mach mal gut, du alter Sack“ zu verabschieden ist da noch das Geringste. Auch wenn „der Horst“ am nächsten Tag meist wieder „Herr Müller“ ist.

Ein Drittel lässt sich in Handgemenge verwickeln

Überhaupt der Alkohol. Lockert die Zungen ebenso wie die Krawatten. Am besten wäre, man ließe auf dem geselligen Beisammensein im Kollegenkreis die Finger davon. Aber dann gilt man natürlich schnell als Weichei. Deshalb neigen immer mehr dazu, sich den Glühwein mit Schuss oder andere, weniger magenfeindliche Getränke, gleich beidhändig zuzuführen. Gleichzeitig sorgen sie dafür, dass niemand in Reichweite weniger trinkt. Um sich nicht der Gefahr auszusetzen, zumindest als „stark suchtgefährdet“ zu gelten. Vor allem, weil sich dann später niemand mehr peinliche Vorfälle jedweder Art ins Gedächtnis rufen kann.

Die Briten haben das offenbar perfektioniert. Mit üblen Folgen. Ein Viertel der Angestellten verlangt nach einer Umfrage des Daily Mirror angeblich angeheitert eine Gehaltserhöhung, neun Prozent kündigen gleich ganz und ein Drittel lässt sich in Handgemenge verwickeln. Damit nicht genug: Laut einer Statistik englischer Notärzte hängt im Dezember jeder zweite Einsatz mit Volltrunkenheit bei Weihnachtsfeiern zusammen. Und kaum eine Firma auf der Insel, in der nicht spätestens Anfang Januar Bilder eines leitenden Angestellten kursieren – mit dem Kopf in der Kloschüssel. Von den Fotokopien der sekundären Geschlechtsmerkmale der hübschen jungen Praktikantin ganz zu schweigen.

Betriebsklima gefährdet

Damit kommen wir zur zweiten großen Gefahr einer Weihnachtsfeier. Sex. Immerhin jeder Zehnte, heißt es, lässt sich zu einem Seitensprung hinreißen – am liebsten auf dem Schreibtisch des Chefs. Und beinahe die Hälfte der Kollegen hofft darauf, dass sich wenigstens die Gelegenheit dazu ergibt.

Dabei gilt eigentlich: „Tauche nie den Füller in Firmentinte.“ Ist schlecht für das Betriebsklima und kann auch Folgen haben, wie schon Franz Beckenbauer erfahren musste, der einst seiner damaligen Sekretärin auf der Weihnachtsfeier des FC Bayern so nahe kam, dass sie Mutter eines Sohnes wurde. „Ja mei, der liebe Gott freut sich über jedes Menschenkind“, hat der „Kaiser“ dazu gesagt, und die Leute haben geantwortet: „So ist er halt, der Franz.“ Zu Herrn Schröder aus der Lohnbuchhaltung hätten sie wohl was anderes gesagt.

Das zeigt schon, der Besuch einer Weihnachtsfeier kann kompliziert sein. Vielleicht erklärt das, warum angeblich jeder sechste Deutsche von einer solchen Festivität vor allem eines ist: genervt.