Berlin. Kaffee ist an den Börsen so teuer wie nie. Der Klimawandel bedroht den Anbau, die Nachfrage weltweit steigt. Was das für den Preis heißt.
Kaffeefans müssen sich auf schwere Zeiten einstellen. Ihr Lieblingsgetränk dürfte in diesem Jahr deutlich teurer werden. Schon seit längerem steigen die Preise für Rohkaffee – inzwischen haben sie sogar den Rekord von 1977 eingestellt. Wie viel die Deutschen tatsächlich mehr zahlen müssen, ist unklar. Die Branche ist notorisch verschwiegen. Und die Einkaufsmacht der großen Handelsketten spielt auch eine Rolle.
Nichts wird in so großen Mengen in Deutschland getrunken wie Kaffee. Rund 164 Liter pro Kopf waren es 2023, mehr als Mineralwasser und Bier. Aufgebrüht wird vor allem die Sorte Arabica, die vollmundiger schmeckt als die etwas härtere Sorte Robusta. Bei vielen Kaffeeangeboten im Supermarktregal sind die Sorten gemischt.
Ende vergangener Woche kostete ein amerikanisches Pfund (454 Gramm) Rohkaffee der Sorte Arabica an der Börse in New York 3,78 Dollar, doppelt so viel als ein Jahr zuvor und sogar 195 Prozent mehr als Ende 2020. Der Preis für Robusta, gehandelt in London, verdoppelte sich binnen eines Jahres ebenfalls. Seit 2021 hat Brasilien Probleme mit der Ernte. Aus dem südamerikanischen Land kommen etwa 37 Prozent des Kaffees weltweit. Zweitgrößtes Anbauland ist Vietnam mit gut 21 Prozent. Und auch dort hapert es.
Kaffeepflanze: Anspruchsvolles Gewächs wächst ausschließlich rund um den Äquator
Die Kaffeepflanze ist sehr eigen, benötigt zur richtigen Zeit die richtige Temperatur und Feuchtigkeit um etwa die Kirschen auszubilden, in denen die Kaffeebohne heranwächst. Deshalb wächst Kaffee ausschließlich rund um den Äquator. Brasilien hat seit Jahren mit Trockenheit und Frost zu kämpfen. Beides verträgt die Kaffeepflanze nicht. Entsprechend schlecht fiel die Ernte aus.
Üblicherweise gleichen die Kaffeefirmen solche Ausfälle aus. Rohkaffee lässt sich gut lagern, entsprechend wird in guten Jahren ein Vorrat angelegt. Aber: „Es gibt praktisch keine Reserven“, sagt der Experte eines großen Unternehmens, der nicht genannt werden will. „Die vergangenen fünf Jahre konnte das Angebot nicht mit der weltweiten Nachfrage mithalten.“ Er rechnet mit weiteren schlechten Jahren. Der Klimawandel hinterlasse Spuren. Experten schätzen, dass bis 2050 die Hälfte der Erntefläche verlorengehen könnte, etwa wenn bei starken Regenfällen der Boden weggeschwemmt wird.

Ein weiteres Problem: In vielen Kaffeeländern bauen Kleinbauern an. Sie sind nicht so effizient wie etwa die großen Betriebe in Brasilien, die versuchen, ihre riesigen Flächen – „Denken sie in 1000 Fußballfeldern“, sagt eine andere Expertin – optimal zu nutzen. Manche Kaffeebauern steigen auch ganz aus, weil andere Pflanzen mehr Ertrag bringen und weniger arbeitsintensiv sind. Denn auch auf Kaffeeplantagen fehlen Arbeitskräfte.
Und die Nachfrage nach dem schwarzen Getränk steigt weiter. Vor allem in Asien, in China, Indien und Japan wird Kaffee beliebter, wie das US-Analysehaus Mordor Intelligence ermittelt hat. Mehr Nachfrage, bei sinkendem Angebot bedeutet steigende Preise.
Mehr zum Thema Ernährung
- Expertentipp: Diese antientzündlichen Lebensmittel stoppen vorzeitige Hautalterung
- Blutzucker im Fokus: Ist Hafermilch wirklich ungesund? Expertin gibt klare Antwort
- Faltenbeschleuniger: Diese Lebensmittel lassen die Haut schneller altern
- Anti-Aging: Experten verraten – diese Nährstoffe braucht unsere Haut
Besondere Marktsituation: Deutsche achten weniger auf den Geschmack als auf den Preis
Allerdings gilt der Börsenpreis des Rohkaffees nur als Richtwert. Er ist eine Art Durchschnittspreis für Durchschnittsware. Wie viel ein großer Kaffeehändler oder -röster tatsächlich für zahlt, zeigt er nicht. Je nach Qualität des Kaffees werden Auf- oder Abschläge fällig. Manch Kaffeefirma baut in Teilen sogar selbst an, weshalb sie von der Börse zumindest etwas unabhängig ist. Dann ist da der Transport. Weil Reeder die Strecke durch Rotes Meer und Suezkanal wegen der Huthi-Rebellen im Jemen meiden, sind die Schiffe um Afrika herum länger unterwegs und verbrauchen mehr Sprit. Das verteuert die Frachtraten, was ebenfalls die Preise für Kaffee verteuert, bevor er in einer Rösterei in Deutschland landet.

Und dann kommt die besondere deutsche Marktsituation zum Tragen: Die Bundesbürger achten weniger auf den Geschmack als auf den Preis, besonders bei Waren des täglichen Bedarfs. Im Handel zählen zu solchen sogenannten Eckprodukten Butter, Eier, Mehl und eben Kaffee. Entsprechend versuchen die großen Supermarktketten, die Preise dieser Produkte möglichst günstig zu halten. Und so spielen Edeka, Rewe, Lidl ihre Marktmacht aus, um bei Kaffeefirmen und Röstereien niedrige Einkaufspreise durchzusetzen.
Auch interessant
Aldi Süd röstet selbst, um Kosten zu reduzieren
Aldi Süd röstet sogar selbst, um Zwischenhändler auszuschalten und bietet notfalls sogar unterhalb der Herstellungskosten an, wie kürzlich während eines Prozesses deutlich wurde. Das Unternehmen ist Deutschlands größter Kaffeeröster und sieht sich als Preisführer. An seinen Vorgaben orientiert sich der Markt. Größte Kaffeeunternehmen weltweit sind JDE Peet’s (Jacobs), die zur JAB Holding der deutschen Milliardärsfamilie Reimann gehören, der Lebensmittelkonzern Nestlé aus der Schweiz (Nespresso-Kapseln) und die italienische Lavazza-Gruppe. In Deutschland ist Tchibo die bekannteste Marke, die Kaffee auch selbst anbaut, röstet und über eigene Filialen vertreibt. Das Unternehmen gehört zur Maxingvest-Holding der Tchibo-Gründerfamilie Herz aus Hamburg.
Auch interessant

Wird Kaffee nun teurer? „Wenn der Börsenpreis steigt, steigt mittelfristig auch der Preis im Supermarkt“, sagt ein Experte, auch er will nicht genannt werden, weil die Aussagen die Konkurrenz oder gar den Preis beeinflussen könnten. Wer jetzt Kaffee auf Vorrat kaufen will: Gerösteter Kaffee hält sich luftdicht verpackt und ohne Licht, ungefähr 18 Monate. Geöffnet sollte er dann binnen einiger Tage getrunken werden. Das Aroma verfliegt schnell.
- Altersvorsorge: Ruhestand mit 30, 40 oder 50? So viel Geld brauchen Sie dafür
- Arbeit & Ausbildung: 5000 Euro für Azubis – Deutschlands bestbezahlte Berufe
- Arbeitsplatz: Abfindung im Job kassieren? Diese Tipps sind bares Geld wert
- Ruhestand: Drei Banker verraten, was sie für ihre Altersvorsorge tun
- Wohnen und Mieten: Reich werden mit Airbnb – Zwei Brüder verraten, wie es geht
- Geldanlage: Goldpreis auf Rekordhoch: Lohnt sich der Einstieg noch?