Berlin. Die Gasspeicher leeren sich. Aktuell liegen die Füllstände so niedrig wie seit vier Jahren nicht mehr. Ein Experte erklärt, warum das so ist.
In Deutschland ist es kalt. Viele Deutsche drehen deshalb ihre Heizung auf – das lässt den Füllstand deutscher Gasspeicher sinken. Wie aus aktuellen Daten von Gas Infrastructure Europe (GIE) hervorgeht, leeren sich die Speicher so schnell wie seit Jahren nicht mehr.
Demnach gingen die Füllstände deutscher Gasspeicher seit Beginn der Heizperiode am 1. Oktober um gut 28 Prozent zurück. Ein Jahr zuvor hatten sich die Füllstände in dem Zeitraum nur um rund 16 Prozent geleert. Den Daten von GIE zufolge sind die deutschen Gasspeicher aktuell nur noch zu gut 68 Prozent gefüllt.
Heizung: Kältere Temperaturen erhöhen den Heizbedarf
Die für die Beobachtung der Gasspeicherfüllstände zuständige Bundesnetzagentur (BnetzA) teilte auf Anfrage dieser Redaktion mit, die aktuell kälteren Temperaturen führten zu einem höheren Gasbedarf. „Diese Gasmengen werden neben Importen auch aus den Speichern bedient“, so ein Sprecher. Insgesamt befänden sich die Gasspeicherfüllstände in einem Band der Füllstände der Jahre 2018 und 2021.
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Von der BnetzA hieß es weiter, die Gasversorgung in Deutschland sei stabil. „Die Versorgungssicherheit ist gewährleistet. Die Bundesnetzagentur schätzt die Gefahr einer angespannten Gasversorgung im Augenblick als gering ein“, erklärte der Sprecher weiter. Ein sparsamer Gasverbrauch bleibe dennoch wichtig.
Der Energieökonom Lion Hirth von der Hertie School in Berlin sagte dieser Redaktion, die Beobachtung, dass in Deutschland in diesem Winter mehr Gas verbraucht worden sei als in vorherigen Wintern, sei „richtig“. Hirth sieht dafür drei Gründe: „Es war kühler und deswegen wurde mehr geheizt. Die Gaspreise sind gesunken, deswegen sparen die Leute nicht mehr so viel. Der industrielle Gasverbrauch ist deutlich gestiegen, was zeigt, dass es einigen energieintensiven Branchen offensichtlich aktuell wieder ganz gut geht“, so Hirth. Mit Blick auf die aktuellen Füllstände der Gasspeicher sagte der Energiefachmann allerdings, er sei „ganz entspannt“.
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Heizung: Wegfall russischer Gaslieferungen führte zu steigenden Preisen
Nach Angriffs Russland auf die Ukraine im Frühjahr 2022 und dem Wegfalls russischer Gaslieferungen nach Deutschland hatte die Bundesregierung eine sogenannte Gasmangellage erklärt – und alle Deutschen zum Energiesparen aufgerufen. In der Bundesrepublik stiegen daraufhin die Energiepreise deutlich, eine tatsächliche Mangellage bestand aber nie, auch, weil es gelang Lieferquellen zu diversifizieren. Gaspreise sind nach den Spitzenwerten des Sommers 2022 inzwischen unterhalb der durchschnittlichen Preise der Vorkriegszeit gefallen.
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