Essen. Rabatt-Jäger müssen sich in diesem Jahr umstellen. Edeka wechselte zu Payback, Rewe zur eigenen App. Neuerungen kündigt auch Galeria an.
Rabatt-Jägerinnen und Treuepunkte-Sammler müssen sich seit Jahresbeginn umgewöhnen: Die beiden großen deutschen Lebensmitteleinzelhändler Edeka und Rewe mitsamt ihren Discountern Netto und Penny haben ihre Kundenbindungsprogramme umgestellt. Auch der Essener Warenhauskonzern Galeria plant Veränderungen.
Aldi ist bislang noch die große Ausnahme im deutschen Einzelhandel. An der Kasse können Kundinnen und weder eine Karte noch eine App vorzeigen, um von Preisaktionen zu profitieren. Im Gegensatz zu den meisten anderen großen Ketten. Der mit Abstand einflussreichste Anbieter von Bonusprogrammen ist Payback. Das in München ansässige Tochterunternehmen des US-Kreditkartenanbieters American Express kam zuletzt auf einen Umsatz von 423 Millionen Euro mit rund 700 Partnerunternehmen. Wer bei Aral tankt, bei dm, C&A oder Amazon einkauft oder bei Burger King King essen geht, kann beim Bezahlen die Karte oder Handy-App zücken und Punkte sammeln.
Edeka und Netto sind zu Payback gewechselt
Seit dem 1. Januar hat Payback seine Vormachtstellung noch einmal ausgebaut: Neuer Partner ist die größte deutsche Supermarktkette Edeka, die im Jahr 2023 auf einen Umsatz von knapp 48 Milliarden Euro kam. Zu Payback ist zugleich der konzerneigene Lebensmittel-Discounter Netto gewechselt. Das Nachsehen hat demzufolge die „Deutschlandcard“, die mit Edeka und Netto zwei große Partner verloren hat. Die Bertelsmann-Tochter kündigte deshalb Anfang Januar die Neupositionierung zur „größten händlerübergreifenden Marketingplattform in Deutschland“ an. Konkret heißt das: Verbraucher können ihre Einkaufsbelege von Händlern wie Aldi, Lidl, Kaufland, Netto, Rossmann, DM und auch Edeka über eine App hochladen und auf diese Weise Prämien-Punkte sammeln.
Bei Edeka verlief der Wechsel zu Payback offenbar weitgehend reibungslos. „Wir sind mit dem Payback-Start sehr zufrieden. Schon jetzt nutzen unsere Kundinnen und Kunden die Karte intensiv“, sagt Kerstin Scheffler, Sprecherin von Edeka Rhein-Ruhr in Moers.
Rewe setzt neuerdings auf die eigene App
Die weitaus größeren Umwälzungen musste freilich der Rivale Rewe bewältigen. Der Kölner Konzern hatte sich am 29. Dezember 2024 nach gut zehn Jahren von Payback verabschiedet und ein eigenes Bonusprogramm aufgesetzt. Die Mühe, eine völlig neue App ins Leben zu rufen, scheint sich für den Handelsriesen zu rechnen. Unbestätigten Medienberichten zufolge soll Rewe jährlich zwischen 150 und 180 Millionen Euro für die Mitgliedschaft bei Payback bezahlt haben.
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Konkrete Zahlen nennen die Kölner nicht. Rewe-Sprecher Thomas Bonrath zeigt sich auf Anfrage aber zufrieden mit der Umstellung. „Der Start von ,Rewe Bonus‘ ist sehr erfolgreich verlaufen und hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen“, sagt er. „Sehr viele Payback-Nutzer“ seien zur Rewe-App gewechselt, es gebe aber auch zahlreiche Neukunden.
Rewe-Kunden müssen den Bonus selbst aktivieren
Das neue Bonusprogramm erfordert von den Verbrauchern allerdings mehr Einsatz, als an der Kasse eine Karte oder das Handy an den Scanner zu halten. „Unseren Mitarbeitenden kommt eine Schlüsselrolle in der Einführungsphase zu: Sie sprechen aktiv Kundinnen an, um die Vorteile und die richtige Aktivierung des neuen Programms zu erklären“, meint Bonath.
Aktuell müssen die Rewe-Kunden in der App etwa einen Fünf-Prozent-Bonus aktivieren, wenn sie beim Kauf von Chips, Salzstangen, Gummibären oder Schokolade von den gewährten Vorteilen profitieren wollen - und das jede Woche von neuem, wenn die Angebote wechseln. Das angehäufte Bonus-Guthaben soll man bei künftigen Einkäufen wieder einlösen können.
Galeria kehrt zu Payback zurück
Ende des Jahres werden sich auch die Kundinnen und Kunden von Galeria von ihrer Warenhauskarte verabschieden müssen. Das Essener Unternehmen will dann zu Payback, dessen Gründungsmitglied Kaufhof im Jahr 2000 war, zurückkehren. Nach der Fusion mit Karstadt im Jahr 2019 hatte die Kette den Payback-Verbund verlassen und ein eigenes Bonusprogramm aufgezogen. Nun bereitet Galeria die Rückkehr vor. „In Ergänzung zu Payback arbeiten wir auch mit unseren eigenen Daten, so können wir unser Angebot noch besser auf jeden einzelnen Kunden zuschneiden“, sagt Galeria-Managerin Alexa Deters.
Payback-Geschäftsführer Bernhard Brugger zeigt sich zufrieden und überaus selbstbewusst. „Im Jahr 2025 bieten wir Kunden und Partnern ein so starkes Payback wie noch nie zuvor.“
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