Berlin. Aus „ultrahartem“ Stahl und von Amerikanern verehrt: In Las Vegas wurde ein Cybertruck zur Bombe. Wie das Fahrzeug wohl Schlimmeres verhinderte.

Mächtig und schwer und in der teuersten Variante ein wahres „Biest“: Der kantige Tesla-Cybertruck ist in den USA mittlerweile das drittbeliebteste Elektroautomodell. Am Sonntag explodierte ein solches Fahrzeug vor einem Trump-Hotel in Las Vegas, an dem auch der baldige US-Präsident Donald Trump als Teileigentümer beteiligt ist. Der Insasse des Wagens starb, aber die besondere Konstruktion des Cybertrucks verhinderte offenbar Schlimmeres.

Wenige Stunden nach dem Vorfall erklärte ein Polizeibeamter aus dem US-Glücksspielparadies, dass der Truck dabei geholfen habe, die Explosion einzudämmen: „Die Tatsache, dass es sich um einen Cybertruck handelte, hat den entstandenen Schaden wirklich begrenzt.“ Die Glastüren des Trump-Hotels seien von der Explosion nicht einmal zerbrochen, obwohl der Truck direkt davor parkte, so der Polizist. Was die Detonation auslöste, war zunächst unklar. Auf der Ladefläche des Trucks waren noch Reste mehrerer Benzinkanister und Feuerwerkskörper zu erkennen. Tesla selbst schloss eine Fehlfunktion des Autos nach ersten Untersuchungen aus.

Tesla Recalls Almost 700,000 Vehicles Over Tire Pressure Warning System
Der Cybertruck von Tesla ist kantig, seine Karosserie ist laut Hersteller aus besonders festem Stahl. © Getty Images via AFP | JUSTIN SULLIVAN

Cybertruck: Polizei geht davon aus, dass die Konstruktion half, Schäden zu begrenzen

Auf Aufnahmen von direkt nach der Explosion ist zu sehen, dass die Fahrzeugkarosserie kaum Schaden genommen hat. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer erklärt das gegenüber unserer Redaktion auch mit der Bauart. „Der Tesla-Cybertruck besteht aus besonders festem und hartem Stahl. So wie das Fahrzeug gebaut ist, hat es Eigenschaften eines Schutzkäfigs. Es kann also gut sein, dass die Sprengkraft einer möglichen Bombe im Innenraum zu gering gewesen ist, um das Ding auseinanderfliegen zu lassen“, so Dudenhöffer.

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    Wie der Tesla-Experte Sawyer Merrit auf X schrieb, sei die Stahlhülle des Tesla-Cybertrucks doppelt so dick wie herkömmliches Autoblech. Der US-Elektrobauer selbst hatte das Fahrzeug auch stets mit einem besonders festen Metall beworben. Tesla meldete für die neue „ultraharte“ Stahlsorte des Cybertrucks sogar ein Patent an. In der Serienausstattung kommt das Fahrzeug unlackiert zum Kunden – für einen Aufpreis zwischen 5000 und 6000 US-Dollar kann man allerdings eine Lackierung dazukaufen, die vor Rost schützen soll.

    Cybertruck: „Eigentlich mehr ein Militärfahrzeug“

    Ansonsten ist der Cybertruck ein Fahrzeug, das zu keiner bislang auf dem Automobilmarkt verfügbaren Typenbeschreibung passt. „Das Gefährt ist verrückt und erinnert eigentlich mehr an ein Militärfahrzeug. Aber die Amerikaner stehen auf so etwas“, erklärt Dudenhöffer weiter. Ende 2023 erstmals vom Band der Gigafactory in Texas gelaufen, ist das Fahrzeug mittlerweile mit 17.000 Einheiten im dritten Quartal 2024 das am drittmeisten verkaufte E-Auto in den USA.

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    Der Einstiegspreis in den USA beträgt 79.990 US-Dollar (etwa 77.000 Euro) für ein Dual-Motor-Fahrzeug und steigt auf 99.000 US-Dollar bei der sogenannten Tri-Motor-Cyberbeast-Version. Die Reichweite des E-Fahrzeugs liegt bei etwa 550 Kilometern – weit weniger als Tesla-Chef Elon Musk bei der Ankündigung des Autos in Aussicht gestellt hatte. 2019 sprach Musk noch davon, dass ein Cybertruck mit einer Ladung 800 Kilometer Strecke zurücklegen könnte.

    Cybertruck: Bei der Präsentation zersplitterte die Scheibe

    Musk selbst überschüttete den E-Pick-up bei der Präsentation mit Vorschusslorbeeren. Es sei „das beste Fahrzeug“, das Tesla je gebaut habe sowie „nützlicher als ein Lkw“ und „schneller als ein Sportwagen“. Das Fahrzeug an sich erscheint mit seinem kantigen Aussehen eher wie aus einem Science-Fiction-Film. Einige erinnert der Cybertruck an den DeLorean DMC-12, der insbesondere durch die „Zurück in die Zukunft“-Filme bekannt wurde.

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    Das ging schief: Bei der Präsentation des Fahrzeugs ging die Scheibe doch zu Bruch. © AFP/Getty Images | Getty Images

    2019, als Musk den Cybertruck der Öffentlichkeit präsentierte, gab es allerdings eine Panne, die für Spott sorgte. Damals wollte er demonstrieren, wie unzerbrechlich das Panzerglas des Fahrzeugs doch sei, indem er eine Stahlkugel auf die Scheibe des Cybertrucks warf. Doch die zerbrach, was für Gelächter in Internet-Communitys sorgte. 2023 wiederholte Tesla den Test und die Seitenfenster blieben unbeschadet.

    Cybertruck: Erste Zulassung in Europa sorgte für Aufsehen

    In Deutschland wird das Fahrzeug dennoch wohl so schnell nicht auf die Straße kommen. Tesla selbst hielt den Truck 2020 aufgrund der sehr steifen Karosserie mit dem dadurch bedingten mangelnden Insassen- und Fußgängerschutz in Europa für „nicht zulassungsfähig“. Auch Autoexperte Dudenhöffer glaubt, dass die von Standardmaßen abweichenden „Ecken und Kanten“ des Autos bei Unfällen Fußgänger stärker verletzen könnten, was eine Zulassung hierzulande schwierig machen könnte.

    Nach der Explosion in Las Vegas scheint die Karosserie des Cybertrucks weitgehend intakt zu sein.
    Nach der Explosion in Las Vegas scheint die Karosserie des Cybertrucks weitgehend intakt zu sein. © AFP | WADE VANDERVORT

    Für Aufsehen sorgte im Oktober 2024 allerdings die wohl erste behördliche Erlaubnis für das Gefährt in Europa. In Tschechien erhielt ein Besitzer eine Individual-Zulassung. Dafür musste das Fahrzeug an einigen Stellen mit Gummi-Überzügen ausgestattet werden, die die scharfen Kanten verdecken. In Deutschland dürfte vor allem das Gewicht von mehr als drei Tonnen eine herkömmliche Pkw-Zulassung verhindern. Mit der erlaubten Zuladung brächte der Cybertruck mehr als vier Tonnen auf die Straße – ein Gewicht, für das man eigentlich einen Lkw-Führerschein benötigt.

    Cybertruck: Hohe Fertigungstiefe in den USA

    Für Trump-Unterstützer Musk passt der Cybertruck auch in die Erzählung über eine neue, auf das Inland setzende Produktion in den USA. Tesla-Kenner Merritt schrieb auf X, dass das Fahrzeug „zu 90 Prozent aus Nordamerika“ komme, was doppelt so viel sei wie bei einem Ford-F-150-Pick-up. Nun können Trump und Musk wohl hinzufügen, dass der Cybertruck möglicherweise auch amerikanische Menschenleben rettete.

    Anmerkung der Redaktion

    Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über (mögliche) Suizide oder Suizidversuche, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Suizidgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen.

    Sie erreichen sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.