Essen. Nach der Absage von Vonovia hat die kriselnde Adler Group Käufer für ihre Wohnungen in Duisburg, Oberhausen, Essen, Dortmund gefunden.
Nach langer Suche hat das angeschlagene Immobilien-Unternehmen Adler Group Käufer für seine knapp 7000 verbliebenen Wohnungen in NRW gefunden. Die Mieterinnen und Mieter müssen sich auf neue Eigentümer einstellen.
Hohe Zinsen und ein dramatischer Verlust der Immobilienwerte: Die Adler Group hat unter der zurückliegenden Krise besonders gelitten. Sie fuhr hohe Verluste ein. Händeringend suchte das Luxemburger Unternehmen einen Käufer für seine Wohnungen. Anfang November war bekannt geworden, dass der größte nordrhein-westfälische Vermieter LEG für 219 Millionen Euro die Mehrheit an der Adler-Tochter Brack Capital Properties (BCP) mit 9100 Wohnungen übernehmen will. Das Unternehmen ist an der israelischen Börse in Tel Aviv notiert und hat nach eigenen Angaben Immobilien vor allem in NRW, aber auch in Ostdeutschland, Hannover, Göttingen, Bremen und Kiel.
Für Vonovia war das Adler-Portfolio zu risikoreich
Für weitere 6788 Mieteinheiten hauptsächlich in Duisburg, Düsseldorf, Essen, Oberhausen und Dortmund hatte sich der Bochumer Dax-Konzern Vonovia interessiert, den Kauf nach ausführlicher Prüfung aber als zur risikoreich ausgeschlagen. Viele der Adler-Wohnungen im Ruhrgebiet, hieß es im November, seien stark modernisierungsbedürftig.
Am späten Montagabend, 23. Dezember, teilte Adler mit, nun doch Käufer für das Wohnungspaket gefunden zu haben. Demnach sollen 89,9 Prozent ihrer Anteile an den Tochtergesellschaften des in Nordrhein-Westfalen basierten „Cosmopolitan-Portfolios“ an Orange Capital Partners („OCP“) und One Investment Management („OneIM“) veräußert werden. Dahinter stehe eine „weltweit tätige Alternative Investment Management-Firma“, heißt es in der Adler-Erklärung.
„Die Vereinbarung steht noch unter dem Vorbehalt der Erfüllung bestimmter Abschlussbedingungen, die bis zum 31. Januar 2025 erfüllt sein dürften“, teilte Adler weiter mit. Für die knapp 7000 Wohnungen habe man sich auf eine Gesamtbewertung von 422,5 Millionen Euro geeinigt. Abzüglich der „Kompensation für latente Steuerverbindlichkeiten“ könnten für den klammen Adler-Konzern Nettoerlöse von bis zu 215 Millionen Euro übrig bleiben.
Adler will sich auf Berlin konzentrieren
Adler-Chef Karl Reinitzhuber zeigte sich mit dem Abschluss des Deals zufrieden: „Wir haben einen weiteren Meilenstein in unserer Portfolio-Optimierung erreicht. Nach dieser Transaktion liegt unser Mietportfolio nahezu vollständig im Großraum Berlin, einem attraktiven Markt mit signifikantem Potenzial. Diesen Bestand werden wir künftig konsequent weiterentwickeln“, erklärte er. Von einem Erfolg spricht auch Stefan Brendgen, Vorsitzender des Verwaltungsrats der Adler Group: „Die zweite große Transaktion innerhalb weniger Wochen zeigt, dass wir mit Hilfe unserer wiedergewonnenen Stabilität unsere Strategie zielführend umsetzen können.“
In der Erklärung von Adler fehlt eine Stellungnahme der potenziellen Erwerber Orange Capital Partners und One Investment Management. Bei Transaktionen dieser Größenordnung äußern sich in der Regel beide Seiten. Über beide Unternehmen ist wenig bekannt.
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