Bochum. Er ist Student, kommt von der Jobbörse und verdient im Schnitt 14,15 Euro die Stunde. Was Aushilfen auf Weihnachtsmärkten verdienen und erleben.
Ob für die Kinder oder auf der Weihnachtsfeier: Der Weihnachtsmann mit seinen Engelchen und Elfen ist nicht wegzudenken. Wer als Schüler oder Student ein bisschen dazuverdienen möchte, der kann sich in das rote Kostüm werfen und Kinderaugen zum Strahlen bringen. Wir haben mit dem Weihnachtsmann, einem Engel und einer Verkäuferin auf dem Weihnachtsmarkt gesprochen und sie gefragt, was sie verdienen.
Auf dem Weihnachtsmarkt kann man am meisten dazuverdienen
Wo es welche Studentenjobs gibt und wie sie bezahlt werden, untersucht die Plattform Jobvalley jedes Jahr vor der Adventszeit. In diesem Jahr ist der durchschnittliche Stundenlohn Im Vergleich zu 2023 bei den Jobs in diesen Wintermonaten um durchschnittlich 50 Cent gestiegen. Im Vorjahr hat ein Student im Nebenjob etwa 14 Euro verdient, 2024 sind es 14,50 Euro, Trinkgeld nicht eingerechnet. Laut der Analyse verdient ein Nikolaus oder Weihnachtsmann dieses Jahr im Schnitt 14,15 Euro in der Stunde und damit nur etwas mehr als der am schlechten bezahlteste Job: die Küchenaushilfe erhält nur 14,10 Euro. Durchschnittlich am besten verdienen Verkäuferinnen und Verkäufer auf dem Weihnachtsmarkt. Hier gibt es 15,50 Euro pro Stunde.
Schon seit fünf Jahren Weihnachtsmann
Niklas Sauer hat mal anders angefangen. Zuerst half er bei Umzügen oder kellnerte als Servicekraft auf Feiern. Später fand der Lehramtsstudent auf der Plattform von Jobruf, einer Vermittlungsplattform für Studenten, eine Anzeige für den Job als Weihnachtsmann. Er erzählt, dass er solche Auftritte „schon privat gemacht“ habe und sich deshalb für den Job entschieden habe. Früher bekam er für einen Auftritt etwa 50 Euro, heute sind es auch schon mal 60 Euro. „An Weihnachten bekommt man manchmal sogar 100 Euro“, erzählt er: „In der gesamten Weihnachtszeit habe ich schon mal 500 Euro verdient“. Der Nikolaustag sei der begehrteste Tag für die Auftritte im rot-weißen Mantel.
So wie er darüber redet, macht er seine Arbeit offenbar gerne: „Die schönsten Weihnachtsmomente habe ich, wenn ich den Job mache“, sagt er und man hört das Lächeln in der Stimme. Das Lob bekomme man schon währenddessen: strahlende Kinderaugen, vorbereitete Lieder oder Briefe, gerührte Eltern. Der Job sei aber nicht für jeden etwas, man brauche schauspielerisches Talent und müsse improvisieren können.
Agenturen online werben mit dem „Premium-Weihnachtsmann“
Doch nicht jeder Kunde möchte einen jungen Studenten mit angehängtem Stoffbart: Viele Agenturen werben auch mit dem „Premium-Weihnachtsmann“ mit echtem Rauschebart. Eine Internetseite präsentiert sogar ein TÜV-Siegel mit der Bewertung „sehr gut“ laut Kundenurteil. Doch echten Bart und professionelle Schauspielkunst gibt es nicht umsonst. Selbst die Pünktlichkeit kostet extra: Das Portal „Weihnachtsmannwerk“ schickt Weihnachtsmänner für 119 bis 199 Euro - je nachdem, wie klein das Zeitfenster für seinen Auftritt ist. Der Zauber zu Weihnachten ist den Menschen eben mal mehr und mal weniger wert.
Helle Glöckchen klingen, die Engelchen rufen mit den Kindern zusammen den Weihnachtsmann herbei – ein jahrelanges, eingespieltes Ritual auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt. Gespannte Kinder und nostalgisch vertiefte Erwachsene beobachten, wie der Weihnachtsmann mit seinem Schlitten über den Dr.-Ruer-Platz fliegt. Ist der fliegende Weihnachtsmann gelandet, dürfen die Kinder hoch auf die Bühne am Platz und ein Lied oder Gedicht vortragen. Belohnt werden diese besonders Mutigen mit einem Griff in den Geschenksack.
Das Engelchen des Bochumer Weihnachtsmarkts will im nächsten Jahr wiederkommen
Schon zwei Jahre ist die Schülerin Lina als Engelchen auf der Bühne, zusammen mit dem Weihnachtsmann. Sie begleitet die Kinder zu ihrem Auftritt, passt auf, das auf dem Weg nach oben keiner stolpert.
Letztes Jahr fand sie eine Jobanzeige auf der Plattform Indeed. Dieses Jahr macht sie den Job als Engelchen gleich nochmal. „Das hat mir tatsächlich so viel Spaß gemacht, dass ich das dieses Jahr nochmal machen wollte“, sagt sie und sie würde auch gerne nächstes Jahr Engelchen spielen, wenn Zeit dazu wäre. Am schönsten ist für sie, wenn die Kinder sich über den Besuch aus den Wolken freuen und sie ihnen den Geschenkesack hinhalten darf: „Das ist ja das, wo sich alle drauf freuen: In den großen Geschenkesack reingreifen zu dürfen.“
Für sie ist es wichtig, offen für die Fragen der Kinder zu sein. Generell sei es in dem Job gut, ein offener Mensch zu sein. Erfüllt man diese Kriterien, dann sei die Arbeit als Engelchen sehr dankbar: „Das ist, glaube ich, der einfachste Nebenjob, den ich je gemacht habe.“
Verkäuferin am Flammkuchen-Stand erhält 15 Euro die Stunde
Gegenüber gibt es einen Stand, der Bauernbrot und schwäbischen Flammkuchen verkauft. Jana Heer ist Auszubildende und arbeitet dieses Jahr auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt. Sie bekommt 15 Euro in der Stunde. Es ist für sie ein Job mit besonderer Atmosphäre, sagt sie, weil hier Weihnachtsstimmung ist und sie viel mit Menschen zu tun hat.
Sie lernt Mediengestaltung und sitzt sonst oft im Büro. Gefunden haben sie und ihre Freundin den Job über Ebay, so erzählt sie. „Ich habe Spaß an dem Job“, berichtet auch sie lächelnd. Geschenkestress, fordernde Kinder? Sieht man dem ein oder anderen hier auf dem Weihnachtsmarkt an, aber nicht dem Weihnachtsmann, nicht dem Engelchen und auch nicht der Verkäuferin am Backofen.