Essen. Gewerkschaft bricht Verhandlung mit Systemgastronomie ab und bereitet Streiks vor – mit Schwerpunkt im Ruhrgebiet. Das sagt der NRW-Chef der NGG.

Den großen Burger-Ketten und anderen Fastfood-Restaurants drohen Streiks in der so umsatzstarken Adventszeit. Nach dem Scheitern der vierten Tarifrunde bereitet die Gewerkschaft Nahrung Gaststätten Genuss (NGG) Warnstreiks vor, wie ihr Landesvorsitzender Mohamed Boudih im Gespräch mit unserer Redaktion sagte. Die meisten Restaurants von McDonald‘s, Burger King & Co. mit vielen Gewerkschaftsmitgliedern in der Belegschaft gebe es in den Rheinmetropolen Köln und Düsseldorf sowie insbesondere in den großen Ruhrgebietsstädten. Entsprechend werde es hier auch Schwerpunkte bei den Warnstreiks geben.

Der Tarifkonflikt mit dem Bundesverband der Systemgastronomie (BdS) läuft bereits seit dem Sommer. Zuletzt hatte die NGG im Oktober zu Warnstreiks aufgerufen, der etwa in Dortmund zahlreiche Beschäftigte von McDonald‘s, Burger King und Starbuck‘s gefolgt waren. Die Gewerkschaft fordert für die rund 120.000 Beschäftigten der Gastroketten einen Einstiegsstundenlohn von 15 Euro bei einer Laufzeit von einem Jahr. Die Arbeitgeber hatten in der dritten Runde 13 Euro und nun 13,05 Euro ab 2025 angeboten. Bei einer Laufzeit von dreieinhalb Jahren wollen sie im letzten Erhöhungsschritt 2027 in der untersten Lohngruppe auf 13,83 Euro gehen.

NGG zum Angebot der Fastfood-Kette: „Schlag ins Gesicht der Beschäftigten“

„Nach fünf Monaten Verhandlung bieten sie lächerliche fünf Cent pro Stunde an. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten“, schimpft NGG-Landeschef Boudih. Und betont: „Wir reden hier über Milliardenkonzerne, die offenbar in den 90er-Jahren feststecken und ihr schlechtes Image als Arbeitgeber behalten wollen.“ Ihre Beschäftigten könnten sich nicht einmal mehr ihre Sparmenüs leisten, meint der Gewerkschafter. Die extrem hohe Inflation der vergangenen Jahre habe vor allem Geringverdiener hart getroffen. Die wollten aber irgendwann einmal von ihrem Lohn leben können, ohne zusätzlich Sozialleistungen beziehen zu müssen.

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Der Arbeitgeberverband BdS vertritt neben McDonald‘s und Burger King auch Nordsee, Vapiano, KFC, Starbucks, L‘Osteria, Sattgrün, The Ash und andere Ketten. Er kritisierte dagegen den Abbruch der Gespräche durch die NGG und forderte die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, im Zweifel auch mit einem Schlichter. „Wie in den ersten Runden sind wir der NGG wieder ein ganzes Stück entgegengekommen und haben ein deutlich verbessertes Angebot mit 14,1 Prozent Lohnerhöhung über eine verkürzte Laufzeit vorgelegt“, sagte BdS-Hauptgeschäftsführer Markus Suchert. Trotz „der wirtschaftlich höchst angespannten Lage“ habe man eine durchschnittliche Lohnsteigerung pro Jahr von über vier Prozent angeboten.

Die Prozentrechnung ist in diesem Fall allerdings schief, weil die beim letzten Abschluss im Jahr 2020 vereinbaren Löhne unter dem gesetzlichen Mindestlohn liegen. Der laut Tarifvertrag aktuelle Einstiegsstundenlohn von 11,80 Euro wird deshalb nicht gezahlt, sondern der Mindestlohn von 12,41 Euro. „Tariflöhne müssen über dem Mindestlohn liegen. Und die 13,83 Euro, die die Arbeitgeber 2027 anbieten, werden dann auch wieder unter dem gesetzlichen Minimum liegen“, sagt NGG-Chef Boudih. Zumindest dürfte er in die Nähe kommen, bereits in wenigen Wochen steigt der gesetzliche Mindestlohn zum Jahreswechsel auf 12,82 Euro. Die gebotenen 13,05 würden dann nur um 1,8 Prozent über dem liegen, was das Gesetz ohnehin verlangt.

Gewerkschaft will in NRW McDonald‘s, Burger King, Nordsee, Starbucks und andere bestreiken

Die NGG fordert neben den 15 Euro Einstiegslohn pauschal 500 Euro mehr im Monat für Beschäftigte ab Tarifgruppe 2 sowie 500 Euro Einmalzahlung für Gewerkschaftsmitglieder und eine Abstandsklausel zum Mindestlohn. Dazu eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung auf 1150 Euro im ersten Ausbildungsjahr, 1250 Euro im zweiten und 1350 Euro im dritten Ausbildungsjahr. Sie habe gegenüber den Arbeitgebern bisher „keinerlei Entgegenkommen“ gezeigt, bemängelt deren Verhandlungsführer Suchert.

NGG-Landeschef Boudih stößt sich nicht nur am Lohnangebot, sondern vor allem auch an der geforderten sehr langen Laufzeit von 42 Monaten. „Damit würde die Systemgastronomie ihren Ruf als Niedriglohnbranche auf Jahre zementieren“, sagte er. Für die Beschäftigten sei das keine Perspektive, sondern „inakzeptabel“. Deshalb fordere man nun die Beschäftigten auf, in Streiks zu treten. Während die Verhandlungen bundesweit geführt wurden, ist es nun an den Landesverbänden, den Arbeitskampf zu organisieren. In NRW heißt das laut Boudih: „Wir wollen so schnell wie möglich streiken.“