Düsseldorf/Essen. Eine Beschäftigungssicherung beim Energiekonzern Uniper bis Ende 2030 steht. Die Gewerkschaft Verdi äußert dennoch Befürchtungen.
Angesichts der geplanten Privatisierung des Düsseldorfer Energiekonzerns Uniper fordert die Gewerkschaft Verdi eine langfristige Staatsbeteiligung, um eine Zerschlagung des Unternehmens zu verhindern. „Wir wollen, dass der Bund langfristig an Uniper beteiligt bleibt“, sagt Verdi-Konzernbetreuer Immo Schlepper. Der Staatsanteil am Unternehmen soll nach den Vorstellungen der Gewerkschaft knapp über 25 Prozent liegen. Eine solche „starke Beteiligung des Bundes“ sei wichtig, um den Konzern vor einer Zerschlagung zu schützen und Arbeitsplätze zu sichern.
Der aus dem Essener Versorger Eon hervorgegangene Uniper-Konzern ist einer der größten Gashändler Europas. Zu den Kunden gehören zahlreiche Stadtwerke und Industriebetriebe in Deutschland. Derzeit hält der Bund fast sämtliche Uniper-Aktien.
Der Staat ist vor zwei Jahren eingestiegen, als sich das Unternehmen in einer existenzbedrohlichen Krise befand. Weil der russische Staatskonzern Gazprom seine Gaslieferungen an den deutschen Versorger zunächst gedrosselt und dann eingestellt hatte, geriet das Geschäftsmodell von Uniper ins Wanken. Mit einem milliardenschweren Finanzmanöver bewahrte die Bundesregierung unter Führung von Kanzler Olaf Scholz (SPD) den nordrhein-westfälischen Konzern vor der Zahlungsunfähigkeit. Die Europäische Kommission genehmigte das Vorgehen, verfügte allerdings Auflagen – unter anderem den Verkauf des Fernwärme-Geschäfts im Ruhrgebiet und eine Trennung vom Kohlekraftwerk in Datteln.
Die Bundesregierung kann mit milliardenschweren Erlösen rechnen, wenn sie Uniper wieder privatisiert. Ein mögliches Szenario ist ein Börsengang. Der Bund hat sich Gewerkschaftsangaben zufolge gegenüber der EU-Kommission verpflichtet, seine derzeit mehr als 99-prozentige Beteiligung an Uniper bis spätestens zum Jahr 2028 auf maximal 25 Prozent plus eine Aktie zu reduzieren. Für Verdi sei es allerdings nicht akzeptabel, wenn sich der Bund komplett von seinen Anteilen an Uniper trennen würde, betont Konzernbetreuer Immo Schlepper. Aus Sicht der Gewerkschaft ist ein Bundesanteil für „die Stabilität des Unternehmens mit dessen neuer energiewirtschaftlicher Ausrichtung elementar“.
Beschäftigungssicherung bei Uniper bis Ende 2030
Uniper stehe vor enormen Herausforderungen, erklärt Verdi und verweist darauf, dass der Konzern in den nächsten Jahren rund acht Milliarden Euro in den Aufbau von Geschäften mit erneuerbaren Energien investieren will. Zuletzt waren allerdings Vorhaben wie der Aufbau der Wasserstoff-Wirtschaft ins Stocken geraten.
Zur Absicherung der Beschäftigten hat sich die Gewerkschaft eigenen Angaben zufolge mit dem Unternehmen nun auf eine Verlängerung einer bis Ende 2030 geltenden Beschäftigungssicherung in Form eines Tarifvertrags verständigt. Mit diesem Tarifvertrag seien Kündigungen grundsätzlich ausgeschlossen und Standorte wie zum Beispiel der Hauptsitz in Düsseldorf abgesichert. Der Tarifvertrag sehe auch „umfangreiche soziale Absicherungen“ wie beispielsweise Vorruhestandsregelungen vor. „Mit dieser Vereinbarung setzen wir ein ganz starkes Signal für die Beschäftigten in herausfordernden und unsicheren Zeiten“, sagt Verdi-Konzernbetreuer Schlepper.
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