Hamburg. Heinrich von Pierer will sich offenbar gegen die Schadensersatz-Forderungen von Siemens wehren. Dabei bekommt er laut einem Medienbericht Rückendeckung von anderen Ex-Vorständen. Sie wollen nicht akzeptieren, dass manche nur 500.000, andere aber sechs Millionen Euro zahlen sollen.

Auf harte Verhandlungen mit früheren Top-Managern muss sich der Siemens-Aufsichtsrat einem Medienbericht zufolge einstellen. Wie das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» am Freitag vorab unter Berufung auf enge Vertraute des ehemaligen Konzernchefs und Aufsichtsratsvorsitzenden Heinrich von Pierer berichtet, halten er und etliche seiner früheren Kollegen die Abstufung der von Siemens geforderten Schadensersatzsummen zwischen 500 000 und sechs Millionen Euro für völlig willkürlich. Der Siemens-Aufsichtsrat hatte am Mittwoch sieben Altvorständen ein Ultimatum ausgesprochen: Bis Mitte November sollen sie Schadensersatz leisten als Wiedergutmachung für die zurückliegende Korruptionsaffäre, ansonsten drohen ihnen Klagen.

So sollen dem Bericht zufolge angebliche Mitläufer wie die Ex-Vorstände Edward Krubasik, Rudi Lamprecht und Klaus Wucherer lediglich 500 000 Euro zahlen, obwohl laut Aktiengesetz der Vorstand als Gesamtgremium für die Geschäftspolitik verantwortlich ist. Zudem seien gerade diese drei Männer für die Überwachung von Regionen oder Bereichen zuständig gewesen, die sich als besonders korruptionsanfällig erwiesen. Auch die Höhe des angeblich entstandenen Milliardenschadens sei nicht korrekt errechnet worden.

Manager fühlen sich ungerecht behandelt

Manche der inzwischen ausgeschiedenen Siemens-Top-Manager fühlen sich dem Bericht zufolge ungerecht behandelt, weil sie in ihrer Amtszeit selbst massiv auf schärfere Schmiergeldkontrollen und -sanktionen gedrängt hatten. Einige von ihnen wollten sich nach dem angedrohten Ultimatum notfalls sogar von Siemens verklagen lassen, um ihre Reputation wiederherzustellen. Deshalb bereiteten sie sich sicherheitshalber schon auf einen möglichen Prozess vor.

Bereits am Mittwoch hatte die «Süddeutsche Zeitung» von den drohenden Schadensersatzklagen berichtet, falls sich die Ex-Manager nicht zu einer gütlichen Einigung bereiterklären. Die Schadensersatzforderungen richten sich neben Pierer auch gegen seinen Nachfolger Klaus Kleinfeld, der inzwischen den US-Aluminiumkonzern Alcoa leitet. Pierer will sich nicht zu der Siemens-Drohung äußern, da die Gespräche noch andauern, wie sein Anwalt dem Magazin sagte. (ddp)