Berlin. Der Goldpreis ist stark gestiegen. Lohnt sich der Kauf noch? Und wie erwirbt man es? Experten geben wichtige Tipps für Einsteiger.
Der Goldpreis schien 2024 nur eine Richtung zu kennen: nach oben. Das Edelmetall legte in diesem Jahr um rund 35 Prozent zu. Die Feinunze (31,1 Gramm) kostet mehr als 2500 Euro, Ende November erzielte sie mit 2607,99 Euro ihr bisheriges Allzeithoch. Viele denken darüber nach, in Gold zu investieren. Manche zum ersten Mal. Experten sagen, wie und wo man am besten Gold kauft – und wo die Risiken liegen.
Wie kann man Gold am einfachsten kaufen?
Wer Gold physisch in den Händen halten will, kauft am besten Goldbarren oder Goldmünzen. Barren sollten einen Feingoldgehalt von 999,9 haben. Die Stiftung Warentest empfiehlt Barren mit Goldprägestempeln von Heraeus, Umicore, Valcambi, Degussa oder Perth Mint, da diese Firmen ein Zertifikat der Londoner Bullion Market Association (LBMA) haben. Sie lassen sich weltweit auch wieder leicht verkaufen.
Wie schwer sollten Goldbarren sein?
Je größer der Barren, desto geringer sind im Vergleich die Aufschläge für Herstellung und Handling. Bei einem 1-Gramm-Barren beträgt der Aufschlag zwischen 15 und 20 Prozent, bei einem Kilo ein bis zwei Prozent. Die Stiftung Warentest rät zum Kauf von Barren für Summen über 1000 Euro. Kleinstbarren bis 5 Gramm eigneten sich als Geschenk, aber nicht als Geldanlage, da der Unterschied zwischen An- und Verkaufskurs zu groß sei.
Welche Münzen eignen sich als Anlage?
Finanzexperten raten, international anerkannte Goldmünzen zu kaufen, deren Kurs täglich aktualisiert wird. Dazu gehören der Krügerrand aus Südafrika, der Eagle oder Buffalo aus den USA, die Maple Leaf aus Kanada, die Britannia aus England, das Nugget aus Australien oder die Wiener Philharmoniker aus Österreich. Sammlermünzen oder Medaillen sind als Geldanlage dagegen nicht geeignet, da sie häufig zu überhöhten Preisen verkauft werden, berichtet die Finanzberaterin und Autorin des Goldbuchs der Stiftung Warentest, Stefanie Kühn: „Finger weg von Sondermünzen, wie sie in Anzeigen oft angeboten werden. Hier wird oft richtig abgezockt.“
Wo sollte man Münzen und Barren kaufen?
Gold sollte bei Banken oder seriösen Edelmetallhändlern wie Degussa oder Pro Aurum vor Ort gekauft werden. Wenn Händler Mitglied im Berufsverband des deutschen Münzhandels sind oder auf der Seite gold.de gelistet sind, ist dies ein gutes Zeichen – auch für Online-Ankäufe, sagt Kühn. Vor dem Kauf sollten Verkaufspreise im Internet verglichen werden, da diese variieren können. Bei Online-Bestellungen fällt zusätzlich Porto an.
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Wie kann ich sicher gehen, dass das Gold nicht unter menschenunwürdigen Bedingungen entstanden ist?
„Der Abbau von Gold ist in der Regel nicht nachhaltig“, sagt die Finanzexpertin Kühn. „Menschenwürdige Arbeitsplätze in Minen gibt es praktisch nicht.“ Unternehmen, die Mitglied der London Bullion Market Association (LBMA) sind, verpflichten sich jedoch den strengen Richtlinien des LBMA Good Delivery Standards. „Dazu gehört unter anderem, dass wir kein Gold aus Konfliktregionen beziehen oder Gold, das unter menschenunwürdigen Bedingungen gewonnen wurde“, sagt Stefan Hasenknopf, Filialleiter von Degussa Berlin. „Diese Standards gewährleisten eine ethisch verantwortungsvolle Beschaffung des Edelmetalls, bei der Menschenrechte und Umweltschutz berücksichtigt werden.“ Degussa ist der einzige Edelmetallanbieter in Deutschland, der den Status eines Vollmitglieds der LBMA hat.
Ist der Kauf von Goldschmuck eine gute Wertanlage?
Goldschmuck eignet sich nur nachrangig als Geldanlage, vielmehr steht die Freude am Tragen im Vordergrund. „Die aufwendige Herstellung durch Goldschmiede führt zu einem hohen Aufpreis, der auch Geschmackssache ist und Trends und Moden unterworfen ist, sodass Schmuck meist keinen optimalen Wertanlagecharakter hat“, meint Hasenknopf von Degussa. Allerdings kann Schmuck verkauft werden, wobei Metallhändler nur den reinen Edelmetallwert auszahlen.
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Wie sicher sind Goldwertpapiere, die man an der Börse kaufen kann?
Goldwertpapiere gibt es als Investmentfonds, ETF, Zertifikate oder ETC (Exchange Traded Commodity). Bei Goldwertpapieren haben Anleger das Risiko, dass der Emittent pleitegehen kann. „Das Geld ist dann weg“, sagt die Finanzexpertin Nadine Graf von Finanztip. Bei ETCs, die mit echtem Gold hinterlegt sind, haben Anlegende etwas mehr Sicherheit. Allerdings droht bei einer Pleite auch hier der Totalverlust, es handelt sich rechtlich um Schuldverschreibungen. Gold-ETCs funktionieren wie ETFs und lassen sich schnell und günstig über Wertpapierbörsen handeln.
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Wie funktionieren Goldsparpläne?
Bei Goldsparplänen wird in physisches Gold investiert. Bei Degussa geht dies beispielsweise ab 25 Euro monatlich. „Jede Einzahlung wird sofort in Anteile eines Goldbarrens umgewandelt, und ab diesem Zeitpunkt profitieren Sie von der Wertentwicklung“, erläutert Hasenknopf. Zusätzlich können jederzeit weitere Beträge eingezahlt oder Teile bei Bedarf verkauft werden. Sobald mindestens ein ganzes Stück Gold angespart ist, kann es ausgeliefert oder in einer Niederlassung abgeholt werden.
Wo bewahrt man Gold als Privatanleger am besten auf?
Privatanleger sollten Gold in einem Schließfach aufbewahren, empfiehlt die Polizei. Auch Degussa bietet Schließfächer ab 26 Euro im Monat inklusive Versicherung für eingelagertes Gold bis zu einem Wert von 50.000 Euro an, sagt Hasenknopf. Wer kleinere Summen Gold zu Hause im Safe lagern möchte, sollte überprüfen, unter welchen Bedingungen die Hausratversicherung im Schadensfall für einen Verlust aufkommt, rät Nadine Graf von Finanztip. „Bei guten Versicherungen ist Gold sowohl bei Lagerung zu Hause als auch im Bankschließfach abgesichert. Die Banken haften oft nur für einen beschränkten Wert des Schließfachs.“
Wie sicher ist Gold als Geldanlage?
Obwohl man Gold in Händen halten kann, ist es keine sichere Geldanlage. „Der Wert von Gold ist heftigen Schwankungen unterworfen und bleibt daher eine riskante und spekulative Geldanlage“, mahnen Verbraucherzentralen. Zudem wirft Gold keine Zinsen und Dividenden ab. Vielmehr sorgt die sichere Aufbewahrung für Kosten – wie für ein Schließfach oder einen Tresor. Gold gilt dennoch als Krisenwährung, da es Kriege, Depressionen und Währungsreformen überstanden hat.
Wie sicher ist es, dass Gold seinen Rekordkurs fortsetzt?
Internationale Konflikte wie die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sowie die sinkenden Zinsen haben den Goldpreis auf neue Rekorde gehoben. „Dass sich dieser Kurs so fortsetzt, ist aber nicht klar“, sagt die Finanztip-Expertin Graf. „Eine Investition in Gold sollte immer langfristig und nicht spekulativ erfolgen“, rät der Degussa-Experte Hasenknopf. Historisch betrachtet hat Gold über die letzten 60 Jahre eine durchschnittliche jährliche Wertsteigerung von acht bis neun Prozent erzielt. „Gold wird auf 5000 Dollar steigen – ich kann nur noch nicht sagen, wann“, ist unterdessen Christian Rauch, Chef von Degussa, überzeugt.
Wie viel Geld sollte man in Gold investieren?
Anleger sollten höchstens 2,5 bis 10 Prozent ihres Vermögens in Gold anlegen, raten Finanzexperten. Generell sollte man Gold nur von dem Geld kaufen, dass man für mindestens zehn Jahre entbehren kann, rät die Stiftung Warentest.
Wie viel Steuern muss man für Goldgewinne zahlen?
Der An- und Verkauf von Goldbarren und -münzen ist steuerfrei. Wenn Wertpapiere – wie Gold-ETCs – physisch mit Gold hinterlegt sind, bleiben mögliche Gewinne nach einem Jahr steuerfrei. Es fällt dann keine Abgeltungssteuer an.
Einige Banken und Finanzdienstleister bieten nicht nur ein Depot für Wertpapiere an. Sie investieren die Ersparnisse der Kunden in passende Wertpapiere. Das bedeutet: Der Kunden zahlt sein Geld nur ein. Alles Weitere übernimmt dann die Bank. Meist wird dem Kunden ein angepeilter Zinssatz genannt – dieser Service ist aber nicht kostenlos. Die Banken setzen entweder Gebühren an oder sie verdienen an den Wertpapiererträgen mit.
Trotzdem können solche Anlageformate interessant sein. Etwa für Sparer mit wenig bis keiner Wertpapiererfahrung. Wir haben uns an Markt umgeschaut:
- Das CashPlus-Konto von Unitplus*: Es wird als Alternative zum Tagesgeld beworben. Die Anlage erfolgt über den Kapitalmarkt. Über ein Portfolio wird die Wertentwicklung einer Einlage abgebildet.
- Das FestPlus von Unitplus* ist als Alternative zum Festgeld einzuordnen. Im Unterschied zu CashPlus erfolgt die Anlage als ETF – dieser bildet die Wertentwicklung von über 260 Unternehmen ab. Das Verlustrisiko ist also gering einzuschätzen
- Das Cash-Invest-Portfolio von quirion*: Investiert werden die Ersparnisse in Geldmarkt-ETFs mit einer kurzen Laufzeit. Die Bank verspricht eine Zinsentwicklung nah am Leitzins ung gibt eine Zinsrendite von aktuell 4,08 Prozent an.
- Die Guthabenzinsen von Trade Republic* und Scalable Capital* sind einem Tagesgeld am nächsten. Die Ersparnisse der Kunden werden nicht in Wertpapiere investiert. Stattdessen verzinsen die Broker das nicht investierte Guthaben.
Die Broker ausgenommen, investieren die genannten Alternativen zum Tagesgeld die Ersparnisse der Kunden in den Kapital- oder Geldmarkt – dadurch fallen die Renditen am Ende höher aus. Wegen der Streuung in viele verschiedene Wertpapiere – meist über ETFs – bleibt das Verlustrisiko gering. Theoretisch können Anleger auch selbst in solche Anlagen investieren und die Gebühren der Anbieter umgehen. Grundkenntnisse im Bereich Wertpapiere sind dafür aber Voraussetzung.
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