Essen. In der hektischen Weihnachtszeit geht das Thema Nachhaltigkeit oft unter. Dabei lassen sich grüne Lügen beim Weihnachtseinkauf schnell aufdecken.

Viele Unternehmen schmücken sich mit einem grünen Image und preisen ihre Produkte als nachhaltig an, obwohl sie es oft nicht sind – auch bekannt als Greenwashing. Für Verbraucher wird es gerade in der hektischen Vorweihnachtszeit zur Herausforderung, solche leeren Versprechen zu durchschauen. Wer hat beim Geschenkekauf oder im Supermarkt Zeit, jedes Detail zu prüfen? So entlarven Sie Greenwashing auf den ersten Blick.

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Schwammige Begriffe deuten auf Greenwashing hin

Häufig werben Unternehmen mit schwammigen Begriffe wie „Klimaneutralität“, „bienenfreundlich“, „klimapositiv“, „natürlich“ oder „recyclebar“. Keines dieser Wörter ist rechtlich geschützt – sie können für Marketingzwecke beliebig eingesetzt werden. Zu finden sind sie eigentlich überall: auf Gummibärchen- und Chipstüten, Kleidungsstücken und Alltagsgegenständen. „Bio“ und „öko“ hingegen sind geschützte Begriffe – bedeuten aber nicht unbedingt, dass ein Produkt auch nachhaltig hergestellt wurde.

Vor allem das Wort „klimaneutral“ ist irreführend: Eine vollständig klimaneutrale Produktion ist zum aktuellen Zeitpunkt gar nicht möglich. Um klimaneutral auf dem Papier zu sein, kaufen Unternehmen sogenannte Kompensationszertifikate. Mit denen werden wiederum Klimaschutzprojekte, meist in fernen Ländern, finanziert.

Die Idee dahinter: Das CO₂, das ein Unternehmen ausstößt, wird so an anderer Stelle eingespart. Allerdings wisse man als Kunde nie genau, welche Projekte hinter den Kompensationszertifikaten stecken und welchen Beitrag diese tatsächlich leisten, erklärt Dr. Jonas Grauel von der Verbraucherzentrale NRW. Dafür fehle es an Transparenz.

„Der Begriff „klimaneutral“ erweckt den Eindruck, das beworbene Produkt habe keine schädlichen Auswirkungen auf das Klima. Das ist aber bislang nicht möglich. “

Verbraucherzentrale

Typisches Greenwashing: Ausgedachte Siegel

Meist erfinden Unternehmen eigene – meist grüne – Siegel, verziert mit Naturmotiven wie Bäumen oder Blumen, mit denen sie Verbrauchern Nachhaltigkeit vorgaukeln. Von externer Stelle werden diese Siegel nicht auf Glaubwürdigkeit überprüft. Einige vertrauenswürdige und zertifizierte Label sind zum Beispiel:

  • das EU-Energielabel (Elektrogeräte)
  • das Bio-Siegel (Lebensmittel)
  • das EU Ecolabel (Alltagsprodukte)
  • Blauer Engel (Alltagsprodukte)
  • Grüner Knopf (Kleidung)
  • GOTS (Kleidung)
Zertifizierte Umweltsiegel können beim Einkauf als Orientierungshilfe dienen.
Zertifizierte Umweltsiegel können beim Einkauf als Orientierungshilfe dienen. © Montage Antonia Keßler

„Eine Orientierung ist nur möglich, wenn die vielen irreführenden Begriffe vom Markt verschwinden“, schreibt die Verbraucherzentrale auf ihrer Webseite. Und tatsächlich soll sich bald was tun: Mit einer neuen Richtlinie will die EU Greenwashing in der Werbung bekämpfen. Für die Umsetzung haben EU-Staaten aber noch bis März 2026 Zeit.

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