Bonn. Ausbau des Glasfaser-Netzes braucht länger, als geplant. Verband wirft Bund fehlendes Interesse vor und beklagt lange Genehmigungsverfahren.

Der Glasfaserausbau in Deutschland kommt weiter voran – nach Einschätzung des Branchenverbands Breko aber zu langsam. Im Lichte neuester Zahlen hält er das Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2030 eine flächendeckende Versorgung mit schnellem Internet zu erzielen, für unerreichbar.

Die düstere Prognose des Bundesverbands Breitbandkommunikation (Breko) kommt nicht überraschend. Als erster Unternehmenschef hatte vor einigen Wochen Andreas Pfisterer, Geschäftsführer des Düsseldorfer Anbieters Deutsche Glasfaser, im Gespräch mit unserer Redaktion die Ausbauziele der Ampel einkassiert. „Die Passivität der Bundesregierung bei den Rahmenbedingungen für schnellen Glasfaserausbau macht den Eindruck, als ob die Digitalisierung in Deutschland keine Priorität hat“, hatte Pfisterer gesagt.

Breko: Bundesregierung hat Interesse am Ausbau des Glasfasernetzes verloren

Breko-Präsident Norbert Westfal, dessen Verband 500 Breitband-Unternehmen außer die Deutsche Telekom vertritt, wurde am Dienstag bei der Vorlage der neuesten Marktanalyse noch deutlicher. „Die Bundesregierung hat das Interesse am Ausbau des Glasfasernetzes verloren“, kritisierte Westfal. Breko fordert seit Jahren etwa Erleichterungen bei Antragsverfahren und den Abbau bürokratischer Hindernisse.

Dabei macht der Glasfaser-Ausbau trotz gestiegener Preise und Zinsen sowie fehlender Fachkräfte Fortschritte. Zwischen Juni 2023 und Juni 2024 sind der Marktanalyse zufolge bundesweit 2,6 Millionen neue Glasfaser-Anschlüsse entstanden. Die Ausbauquote wuchs damit um 7,6 Prozent auf 43,2 Prozent. Im Vorjahreszeitraum hatte der Zuwachs allerdings um 1,6 Prozent höher gelegen.

Jedes vierte Gebäude an schnelles Internet angeschlossen

Trotz des gedrosselten Ausbautempos in der Fläche schöpft die Branche Optimismus. Denn inzwischen liegen Glasfaseranschlüsse nicht nur irgendwo im Straßenraum. Aktuell seien 10,5 Millionen Wirtschaftseinheiten tatsächlich an das Netz mit den hohen Datenübertragungskapazitäten angeschlossen und nutzten es auch. Das seien rund ein Viertel aller Gebäude und Wohnungen in Deutschland.

Dabei seien die Investitionen unter dem Strich leicht rückläufig. Nach Angaben von Breko steckt die Deutsche Telekom mit 5,6 Milliarden Euro aktuell etwas mehr in den Ausbau des Glasfaser- und Mobilfunknetzes. Der Anteil der Wettbewerber schrumpfe indes leicht auf 7,6 Milliarden Euro.

Schleswig-Holstein vorn, Berlin liegt ganz hinten

Der Ausbau des Glasfaser-Netzes kommt in den Bundesländern recht unterschiedlich voran. Am weitesten ist nach wie vor Schleswig-Holstein mit einer Ausbauquote von 89,3 Prozent. Es folgen Hamburg (82,7 Prozent) und Brandenburg (59,3 Prozent). Schlusslichter sind Thüringen (33,8 Prozent), Baden-Württemberg (29 Prozent) und Berlin (28,5 Prozent).

Nordrhein-Westfalen belegt mit einer Ausbauquote von 40 Prozent einen Platz im unteren Mittelfeld. Breko-Geschäftsführer Marc Albers sieht im größten deutschen Bundesland aber durchaus Bewegung. „NRW ist inzwischen ganz gut unterwegs. Als Heimatland der Telekom hat man in Nordrhein-Westfalen zu lange auf Kupferkabel gesetzt. Das ändert sich aber gerade“, sagte er. Seinem Verband sind vor allem die langsamen Genehmigungsverfahren bei der Verlegung von Glasfaser ein Dorn im Auge. „Man muss fünf bis sieben Genehmigungen analog herbeischaffen“, meint Albers. Allein in Hessen und Rheinland-Pfalz sei das einfacher. Beide Bundesländer hätten auf digitale Verfahren umgestellt.

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