Essen. Thyssenkrupp in der Krise: Der Essener Industriekonzern verbucht erneut Verluste. In einem Bereich sollen nun Arbeitsplätze wegfallen.

Der Essener Stahl- und Industriegüterkonzern Thyssenkrupp schreibt erneut rote Zahlen. Im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2023/2024 habe das Unternehmen in einem „anhaltend herausfordernden Marktumfeld“ eine im Vergleich zum Vorjahr schwächere Geschäftsentwicklung verzeichnet, teilte der Thyssenkrupp-Vorstand am Mittwochmorgen (14. August) mit.

Das Management verwies unter anderem auf die aktuelle Lage in der Autoindustrie, im Maschinen- und Anlagenbau sowie in der Bauwirtschaft. In der Stahlsparte mit großen Standorten in Duisburg, Bochum, Dortmund und Südwestfalen machten sich den Angaben zufolge die schwache Konjunktur, hohe Energiekosten und ein steigender Druck durch Importe bemerkbar.

Wieder ein Fehlbetrag in der Bilanz von Thyssenkrupp

Unter dem Strich verbuchte Thyssenkrupp im dritten Quartal 2023/2024 einen Fehlbetrag von 33 Millionen Euro. Im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres hatte der Konzern noch einen Überschuss von 107 Millionen Euro verzeichnet. Insbesondere Aufwendungen für Restrukturierungen im Werkstoffhandel (Materials Services) und in der Klimaschutzsparte Decarbon, hier vor allem bei der Tochterfirma Polysius, hätten das Minus in der Bilanz verursacht.

Thyssenkrupp-Konzernchef Miguel López: Sein Unternehmen verbucht erneut einen Fehlbetrag in einer Zwischenbilanz.
Thyssenkrupp-Konzernchef Miguel López: Sein Unternehmen verbucht erneut einen Fehlbetrag in einer Zwischenbilanz. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Die wichtige Bilanzkennziffer „Free Cashflow“ ohne Berücksichtigung von Firmenverkäufen lag mit einem Minus von 256 Millionen Euro klar im negativen Bereich. Das heißt: Es floss bei Thyssenkrupp abermals Geld ab – anders als noch im Vorjahreszeitraum.

Beim Auftragseingang, beim Umsatz und beim operativen Ergebnis gab es im dritten Quartal nach Angaben von Thyssenkrupp Rückgänge. Der Betriebsgewinn (bereinigtes Ebit) fiel deutlich – von 243 Millionen auf 149 Millionen Euro.

Stellenabbau in der Autozuliefer-Sparte von Thyssenkrupp

In der Autozulieferer-Sparte plant der Thyssenkrupp-Vorstand nun Einschnitte beim Personal. Bis zu 400 Arbeitsplätze in Deutschland sollen im Karosseriebau-Geschäft „Automotive Body Solutions“ wegfallen, erklärte das Management in der Zwischenbilanz. Auch Verlagerungen ins Ausland seien geplant. „Parallel sollen die Kapazitäten an anderen Standorten außerhalb von Deutschland erhöht werden“, hieß es dazu in der Mitteilung des Vorstands. Das Ziel sei eine „Neuausrichtung“ des Geschäfts sowie eine „Effizienzsteigerung“. Bis Ende des Geschäftsjahres 2024/2025 sollen die Veränderungen realisiert sein.

Laut Thyssenkrupp-Website gehören derzeit rund 2100 Beschäftigte zum Karosseriebau-Bereich „Automotive Body Solutions“. Der Stellenabbau sei überwiegend für das saarländische Werk in Wadern-Lockweiler geplant, berichtete der neue Thyssenkrupp-Finanzchef Jens Schulte in einer Telefonkonferenz. Zu welchen Standorten im Ausland Stellen verlagert werden könnten, ließ der Manager auf Nachfrage offen. Dies sei „noch in Prüfung“.

In der Pressemitteilung zur Quartalsbilanz überließ es Thyssenkrupp-Vorstandschef Miguel López dem neuen Finanzchef Schulte, die roten Zahlen zu kommentieren. Schulte, der seit Juni Finanzvorstand von Thyssenkrupp ist, trägt seit kurzem auch die Verantwortung für das „Performance-Programm“ Apex, das den Konzern entscheidend nach vorne bringen soll. „In einem herausfordernden Umfeld haben sich unsere Geschäfte gut behauptet und Erfolge mit unserem Programm zur Leistungssteigerung verzeichnet“, erklärte Schulte, der Nachfolger des langjährigen Finanzvorstands Klaus Keysberg.

Weitere Texte aus dem Ressort Wirtschaft finden Sie hier: