Berlin. In Aktien und ETFs investieren – das geht mit Neobrokern wie Trade Republic. Eine Vorsorgeexpertin sagt, was Anleger beachten sollten.

Ist die Rente noch sicher? Was können Versicherte privat tun, um im Alter auch finanziell sorgenfrei leben zu können? Sandra Klug ist Altersvorsorge- und Rentenexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg. An dieser Stelle beantwortet sie regelmäßig Fragen zu den Themen private Vorsorge und Rente. Heute: Aktien handeln und ETFs besparen mit Neobrokern – und welche Gefahren von Trade Republic & Co. ausgehen können.

Frau Klug, Aktien kaufen, Sparpläne auf ETFs laufen lassen – das geht heutzutage auch über sogenannte Neobroker. Was ist das eigentlich?

Sandra Klug: Das sind Plattformen, die für mobile Endgeräte entwickelt wurden, um schnell und kostengünstig an der Börse agieren zu können. Es geht also um Wertpapierhandel und nicht um normalen Zahlungsverkehr.

Wo liegt der Unterschied zu einem klassischen Depot bei einer Bank?

Klug: Depot ist Depot, da ist kein Unterschied. Unterschiede liegen in den Kosten und der Erreichbarkeit. Über Neobroker gibt es recht häufig Beschwerden wegen mangelndem Service. Wie bei anderen Anbietern ist das Angebot von Neobroker zu Neobroker durchaus unterschiedlich, nicht alle Fonds sind überall verfügbar.

Trade Republic ist einer der bekanntesten Neobroker.
Trade Republic ist einer der bekanntesten Neobroker. © Trade Republic | Trade Republic

Wie sieht es mit den Kosten aus?

Klug: Neobroker sind besonders günstig. Das heißt aber nicht, dass die Anbieter damit kein Geld verdienen. Sie verdienen es, in dem sie Rückvergütungen von den Fondsgesellschaften erhalten.

Welche Vor- und Nachteile sehen Sie noch?

Klug: Keine Vorteile. Tatsächlich ist es so, dass Anlegerinnen und Anleger aufpassen sollten, nicht ins Zocken zu geraten. Dass Verbraucherinnen und Verbraucher in diese Falle tappen, erleben wir immer wieder.

Was meinen Sie konkret?

Klug: Traden ist keine Garantie zum Geldverdienen, es ist weder einfach noch automatisch mit Erfolg verbunden. Das heißt, Anlegerinnen und Anleger können hier auch eine Menge Geld verpulvern.

Die günstigen Ordergebühren verführen also dazu, schnell mal eine Aktie zu kaufen. Für langfristigen Aufbau einer Altersvorsorge ist doch aber das kurzfristige Agieren an den Börsen ohnehin keine gute Strategie.

Klug: Das stimmt. Wenn sich Anlegerinnen und Anleger einen ETF-Sparplan einrichten und sich von anderen „Angeboten“ nicht ablenken lassen, geht das sehr gut auch über Neobroker. Wenn man der Typ ist, der sich locken lässt von möglicherweise gut klingenden Gelegenheiten, kann das auch schnell nach hinten losgehen.

Einzelne Neobroker verbinden ihr Depotgeschäft nun auch mit anderen Banking-Angeboten, einem Girokonto oder auch einer Kreditkarte beispielsweise. Wie interpretieren Sie das?

Klug: Grundsätzlich ist da nichts gegen einzuwenden. Die Kosten sind günstig. Allerdings können Servicedienstleistungen problematisch sein. Das zeigt sich möglicherweise erst, wenn nicht alles rund läuft. 

Wenn aber viel Geld auf dem Girokonto liegt, verleitet das nicht auch dazu, mehr zu investieren?

Klug: Obacht vor dem Verführtwerden! Anlegerinnen und Anleger sollten sich klarmachen, wie die eigene Strategie aussehen soll und sich dementsprechend verhalten. Wenn man jemand ist, der gerne zockt, ist es sicherlich sinnvoll, nur das Spielgeld bei dem Neobroker zu haben und den Notgroschen und die Altersvorsorge auf einem anderen Konto beziehungsweise Depot.

Was spricht denn eigentlich noch dafür, ein Depot bei einer richtigen Bank zu haben?

Klug: Aus meiner Sicht der Kundenservice. Nutzerinnen und Nutzer von Neobrokern klagen oft darüber, dass Ansprechpersonen dort nicht oder nur schlecht zu erreichen sind. Bei Direktbanken oder den klassischen Geldhäusern ist das besser. Wenn was schiefläuft, kann das in jedem Fall die Nerven schonen.

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