Mülheim.. Die Mülheimer Brenntag, Weltmarktführer im Chemiehandel, erwirtschaftete im vergangenen Jahr erneut Rekordergebnisse. Der Konzern verdoppelte seinen Gewinn und bedankt sich bei seinen Aktionären mit einer Dividende von zwei Euro pro Aktie.

Der Chemikalienhändler Brenntag sieht sich in seiner Wachstumsstrategie bestätigt. Der Mülheimer Konzern legt am Mittwoch glänzende Zahlen vor. Das Ergebnis vor Abzug von Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wuchs um 12,2 Prozent auf 660,9 Millionen Euro. Nach Steuern blieb Brenntag ein Gewinn 279,3 Millionen Euro. Das ist mit 90 Prozent fast eine Verdoppelung gegenüber 2010. Auch die Umsatzerlöse gingen mit 15,4 Prozent deutlich in die Höhe und erreichten knapp 8,7 Milliarden Euro.

Gewinn verdoppelt

Vor dem Hintergrund dieser Rekordergebnisse schlägt der Brenntag-Vorstand vor, den Aktionären eine Dividende von zwei Euro pro Aktie ausschütten. Im Vorjahr waren es nur 1,40 Euro. Konzernchef Steven Holland hat aber noch größere Pläne: In den nächsten fünf Jahren wollen die im MDax
notierten Mülheimer ins Oberhaus der Börse aufsteigen und Dax-Unternehmen
werden. „Wir sind ein globales Unternehmen. Wir gehören in
den Dax“, sagte Brenntag-Chef Steve Holland am Mittwoch in Mülheim. Nach
Angaben von Finanzvorstand Jürgen Buchsteiner hat die Brenntag derzeit eine Marktkapitalisierung
von 4,5 Milliarden Euro erreicht. Damit entwickele sich der Chemikalienhändler
auf das Niveau solcher Dax-Unternehmen wie Lufthansa, Beiersdorf oder MAN, die
mit fünf Milliarden Euro bewertet seien.

Neben der
Marktkapitalisierung muss die Brenntag aber auch einen gewissen Wert beim
täglichen Aktienhandel erreichen. „Unsere Tagesumsätze sind noch relativ
gering“, sagte Buchsteiner. Das könne sich aber ändern, wenn sich der
Finanzinvestor BC Partners mittelfristig von seinem 14-Prozent-Anteil an Brenntag
trennt.

Keine Haftung für Brustimplantate

Die sich abschwächende Konjunktur beeinträchtigte den Chemikalienhändler offenbar nicht. Brenntag konnte im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben sein Geschäft ausweiten und höhere Verkaufspreise durchsetzen. Die gestiegenen Absatzmengen gehen zum Teil auf Firmenzukäufe zurück. Dazu zählten die britische Multisol-Gruppe und Zhong Yung in China. Aber auch die starke Nachfrage in allen Regionen, in denen Brenntag tätig ist, beflügelte das Geschäft. Allerdings fiel das Umsatzwachstum in Europa mit 3,7 Prozent deutlich geringer aus als in Nordamerika (plus 12,3 Prozent), in Lateinamerika (plus 13 Prozent) oder gar im Asien-Pazifik-Raum (plus 81,6 Prozent).

Der Betrugsskandal um Silikon-Brustimplantate
belastete das Geschäft offenbar nicht. Brenntag lieferte dem französischen
Hersteller PIP die Silikon-Öle, die nicht in Brustimplantaten hätten
verarbeitet werden dürfen. Holland fühlt sich von PIP getäuscht: „PIP hat die
Produkte Dritter absichtlich anders eingesetzt als öffentlich deklariert.“ Der
Konzernchef sieht Brenntag nicht in der Haftung

Veränderungen im Vorstand

Veränderungen zeichnen sich auch im Vorstand ab: Finanzchef Jürgen Buchsteiner gibt seinen Posten an den bisherigen Investor-Relations-Chef Georg Müller ab und ist künftig für die Region Asien-Pazifik verantwortlich. Müller rückt zum 1. April als zusätzliches Mitglied in den Vorstand auf und übernimmt zum 1. Juli die Leitung des Finanzressorts. Damit wird Brenntag künftig nicht mehr nur von drei, sondern vier Vorstandsmitgliedern geführt. Mit der Neuordnung wächst der Brenntag-Vorstand von drei auf vier Mitglieder.

An der Strategie soll sich aber nichts ändern. Die Brenntag plant weitere Zukäufe und will Maßnahmen zur Effizienzsteigering auflegen. Der Mülheimer Konzern beschäftigt knapp 13 000 Mitarbeiter in fast 70 Ländern.