Mülheim.. Die Mülheimer Brenntag AG, der weltgrößte Chemikalienhändler, legte zum zweiten Mal in Folge ein Rekordergenis vor. Auch 2011 will der Konzern weiter wachsen. Für die Aktionäre ist eine Dividende von 1,40 Euro geplant.
Das prächtige Frühlingswetter passt zu den strahlenden Gesichtern des alten und des künftigen Brenntag-Chefs. Zum zweiten Mal in Folge präsentierte der weltgrößte Chemiehändler gestern ein Rekordergebnis. Von den guten Zahlen profitieren auch die Aktionäre nach dem Börsengang vor einem Jahr: Sie sollen eine Dividende von 1,40 Euro pro Aktie erhalten.
Die anziehende Konjunktur und Zukäufe im vergangenen Jahr beflügelten die Brenntag. Der Umsatz stieg um 20 Prozent, der Gewinn vor Zinsen und Steuern sogar um 51 Prozent. Und dabei war schon 2009 alles andere als ein Krisenjahr für den Weltkonzern.
„Wir sehen einen anhaltenden Trend, mehr Geschäft in Richtung Distributeure zu geben“, sagt Steve Holland. Der 53-jährige Brite, der seit 30 Jahren in der Chemie-Branche arbeitet, soll nach der Brenntag-Hauptversammlung am 22. Juni den Vorstandsvorsitz von Stephen Clark übernehmen. Der 60-Jährige, der seit 1981 für die Brenntag arbeitet, wechselt auf dem Ticket des größten Brenntag-Aktionärs, der von BC Partner gehaltene Fonds Brachem Acquisition S.C.S., in den Aufsichtsrat. Holland ist seit 2006 bei Brenntag und war bislang für das operative Geschäft zuständig. Neu im Vorstand ist auch William Fidler (63), der das Nord- und Lateinamerika-Geschäft übernimmt. Er gilt als Urgestein und ist schon seit 1970 bei der Brenntag.
Glänzende Zahlen
Der einzige Deutsche im Führungstrio in der Konzernzentrale am Stinnes-Platz bleibt Finanzchef Jürgen Buchsteiner. Er konnte bei der Bilanzpressekonferenz gestern nicht nur glänzende Zahlen, sondern auch gute Prognosen verkünden. Brenntag befinde sich in Gesprächen mit mehreren Unternehmen, die auf der Übernahmeliste stehen. Seit 1990 hat der Mülheimer Chemikalien-Händler, der einst zum Stinnes-Konzern gehörte, nach eigenen Angaben rund 100 Firmen übernommen.
Brenntag-Lkw sind in fast 70 Ländern unterwegs. Sie versorgen 160 000 Kunden mit über 10 000 Produkten – von Chemikalien, über Öl und Gas, bis hin zu Nahrungsmitteln und pharmazeutischen Produkten. Rund um den Globus sind das pro Jahr 3,5 Millionen Lieferungen – im Schnitt eine alle zwei Sekunden. Ende 2010 beschäftigte der Konzern 12 000 Menschen.
Gute Chemie-Konjunktur
2010 profitierte Brenntag von der guten Chemie-Konjunktur und profitablen Unternehmenszukäufen. Die Mülheimer beliefern rund 160 000 Kunden in fast 70 Ländern der Welt mit mehr als 10 000 Produkten. Die Brenntag steigerte ihren operativen Gewinn im vergangenen Jahr um 25,5 Prozent auf 602,6 Millionen Euro. Der Überschuss vervielfachte sich von 0,5 Millionen Euro in 2009 auf 146,6 Millionen Euro.
Nach dem Börsengang vor einem Jahr will der Konzern erstmals eine Dividende von 1,40 Euro ausschütten. Die Präsentation der guten Zahlen und Prognosen bescherte der im MDax notierten Brenntag-Aktie am Donnerstag Zuwächse um bis zu vier Prozent auf über 73 Euro. 2011 will Brenntag den Nachsteuergewinn zweistellig erhöhen.
Der explodierende Ölpreis belastet auch den weltgrößten Chemiehändler Brenntag. Der künftige Vorstandsvorsitzende Steve Holland schließt nicht aus, seinen Kunden künftig einen Diesel-Zuschlag abzuverlangen.