Düsseldorf.. Eigentlich sollte das Brasilien-Geschäft ein Gewinnbringer im Eon-Konzern werden. Doch die Pläne von Konzernchef Johannes Teyssen zur Auslandsexpansion sind zu einer Belastung geworden. Dabei hatten Aktionärsschützer und Investoren frühzeitig vor Risiken gewarnt – und sehen sich nun bestätigt.

Schon vor Monaten haben Aktionärsschützer und Investoren vor teuren Abenteuern des Energiekonzerns Eon in Brasilien gewarnt. Wie es scheint, waren die Sorgen berechtigt. Eon muss für seine Beteiligung am brasilianischen Energieversorger Eneva erneut eine dreistellige Millionensumme überweisen. Mit den 200 Millionen Euro, die diesmal fällig werden, hat Eon insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro in Eneva gesteckt. Deutlich mehr als ursprünglich vorgesehen.

Eon-Chef Johannes Teyssen verteidigte das Vorgehen in einem Brief an die Aktionäre. Der Eintritt in neue Märkte wie Brasilien sei naturgemäß mit „Herausforderungen“ verbunden, „aber auch die Basis für künftiges Wachstum“. Teyssen räumt aber ein, die wirtschaftliche Situation von Eneva sei „unverändert angespannt“.

Ursprünglich war lediglich die Übernahme eines Zehn-Prozent-Anteils am Eneva-Vorgänger MPX für rund 350 Millionen Euro geplant. Doch mittlerweile ist Eon schon mit knapp 38 Prozent an Eneva beteiligt. Zweiter Haupteigentümer ist der brasilianische Geschäftsmann Eike Battista, der mit mehreren Firmen in Schwierigkeiten geraten war.

„Die Situation ähnelt den brasilianischen Verhältnissen von Thyssen-Krupp“

„Eon hat mit Battista ganz offensichtlich aufs falsche Pferd gesetzt“, urteilte Thomas Hechtfischer, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), im Gespräch mit dieser Zeitung. „Wir haben schon vor einem Jahr gesagt: Die Situation ähnelt den brasilianischen Verhältnissen von Thyssen-Krupp. Die aktuelle Entwicklung bei Eon verstärkt unsere Befürchtungen. Es wird immer teurer.“

Auch Union Investment, die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, hatte sich frühzeitig kritisch zu den Auslandsplänen von Eon geäußert. „In Brasilien hat Eon sowohl mit dem Einstiegszeitpunkt als auch mit dem lokalen Partner Pech gehabt und muss nun die Anlaufprobleme erst einmal bewältigen“, gibt Fondsmanagers Thomas Deser zu bedenken, vermutet aber auch: „Lernt Eon aus seinen Fehlern, kann das Geschäft dort mittelfristig auch Gewinne einbringen.“

„Eon ist mitten im größten Umbruch seiner Geschichte“

Eon ist ohnehin unter Druck geraten. Die Gewinne fallen deutlich niedriger aus als in der Vergangenheit. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres schrumpfte der Konzernüberschuss auf 900 Millionen Euro – im Vorjahresquartal waren es noch 2,35 Milliarden Euro. Angesichts eines wachsenden Ökostromanteils bringen Eon die vielen Gas- und Kohlekraftwerke weniger Geld ein. „Eon ist mitten im größten Umbruch seiner Geschichte“, betonte Teyssen.

Um schlagkräftiger zu werden, will Eon nun die Konzernbereiche für konventionelle und erneuerbare Energien bündeln – und zwar am Standort Essen. Entsprechende Pläne treibt Eon voran, wie Finanzchef Klaus Schäfer in einer Telefonkonferenz bestätigte. „Essen wird zulegen“, sagte er. Insbesondere Mitarbeiter aus Hannover könnten ins Ruhrgebiet wechseln. Wie viele Beschäftigte genau, das sei noch nicht klar. In der Sparte „Next Generation“ sollen künftig 9000 Beschäftigte arbeiten. Weltweit zählt Eon derzeit rund 61.100 Mitarbeiter, etwa 1100 weniger als im Vorjahr.