Berlin/Essen.. Die Spritpreise sind in den Sommerferien wieder auf ein Rekordhoch gestiegen. Der Ruf nach Autos, die weniger verbrauchen, wird immer lauter. Doch auch der neue VW Golf erfüllt die Erwartungen nicht. Das sparsamste Modell schluckt 4,8 Liter Super auf 100 Kilometer.
Die beinahe stündlichen Allzeithochs beim Spritpreis ziehen dieser Tage die üblichen Spar-Tipps nach sich – vom frühen Hochschalten bis zum Ausrollen und Reifen Aufpumpen. Die effektivste Gegenmaßnahme wäre der Kauf eines verbrauchsarmen Autos, doch die Deutschen greifen eher selten zum Hybrid aus Japan. Nun kommt VW mit seinem neuen Golf 7 auf den Markt und verspricht einen deutlich sparsameren Volkswagen. Das mit Abstand meistgekaufte Auto soll bis zu 23 Prozent weniger verbrauchen.
Der Golf 7 wird bereits produziert, aber erst in zwei Wochen vorgestellt. Am Mittwoch gab VW vorab die technischen Details bekannt. Der sparsamste Benziner soll 4,8 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen, der Diesel 3,3 Liter. Das von Greenpeace geforderte Drei-Liter-Auto wird der neue Golf damit nicht, zumal der Verbrauch im Alltag in der Regel weit über den Hersteller-Angaben liegt. Doch der um 100 Kilogramm leichtere und drei Zentimeter flachere Bestseller braucht weniger Sprit als sein Vorgänger.
VW Up ist das umweltfreundlichste Auto
An den kleinen VW Up kommt er damit nicht heran. Mit ihm kürte der Verkehrsclub Deutschland (VCD) zum ersten Mal seit neun Jahren wieder ein deutsches Fabrikat zum umweltfreundlichsten Auto. Das Erdgas betriebene Modell eco up! distanzierte diesmal die Hybridfahrzeuge Lexus CT 200h und den Toyota Prius Hybrid, die in den Vorjahren vorne lagen.
In der Kategorie Klimabester liegt der Toyota Yaris hinter dem VW-Modell. Beide Fahrzeuge sto ßen pro Kilometer nur 79 Gramm des Treibhausgases CO2 aus. Alle Modelle in der Top Ten bleiben unter 90 Gramm. „Niedrige Kraftstoffverbräuche sind das beste Mittel gegen weiter steigende Spritpreise“, wirbt der verkehrspolitische Sprecher des VCD, Gerd Lottsiepen, für die Sparmodelle.
Neuwagen haben im Schnitt 138 PS
Nur hören die wenigsten deutschen Autofahrer auf derlei Appelle. Eine Studie des CAR-Instituts der Uni Duisburg-Essen ergab, dass Neuwagen in diesem Jahr durchschnittlich 138 PS unter der Haube haben – so viele wie noch nie. Dies aller Rekordpreise zum Trotz.
„Die deutschen Autofahrer sparen woanders, zum Beispiel warten sie länger mit der Neuanschaffung“, sagt Jürgen Albrecht, Kraftstoffmarkt-Experte des ADAC. Das habe zur Folge, dass unter den Neuzulassungen immer weniger Privatautos, dafür umso mehr Firmenwagen seien. Und Dienstwagen fielen meist größer aus. „Wir sehen das mit Sorge. Denn die Neuzulassungen sind der Fahrzeugpark von morgen“, so Albrecht. Aus vielen Firmenwagen werden nach drei, vier Jahren Privatautos.
Frankreich senkt Spritsteuern
Ein neues Fass zum Thema Spritpreis haben am Mittwoch die Franzosen aufgemacht. Premierminister Jean-Marc Ayrault kündigte an, die Steuern auf Benzin und Diesel „vorläufig“ und „maßvoll“ zu senken, um die Autofahrer zu entlasten. Das erhöht auch in Deutschland den Druck auf die Regierung einzugreifen.
Doch eine Steuersenkung fordert nicht einmal der ADAC. „Die Steuern sind zwar hoch, aber nicht Ursache für die aktuellen Preissprünge“, sagt Albrecht. Er macht neben schwachem Euro und hohen Rohölpreisen vor allem die Preispolitik der Konzerne dafür verantwortlich.