Hagen/Düsseldorf. NRW zählt mit 690 bundesweit die meisten verborgenen Weltmarktführer. Ganz vorn liegt die Region Südwestfalen mit 161.
In keinem anderen Bundesland gibt es so viele „Hidden Champions“ wie in Nordrhein-Westfalen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Forschungszentrums Mittelstand an der Universität Trier im Auftrag der NRW-Landesregierung. Insgesamt 690 Weltmarktführer, die extrem erfolgreich sind, aber weitestgehend unter dem Radar bleiben, hat das Institut gezählt und bestätigt, was nicht zwangsläufig zu vermuten war: Südwestfalen ist nicht nur die stärkste Industrieregion in NRW und die drittstärkste überhaupt in Deutschland, sondern nimmt auch bei diesen speziellen Weltmarktführern mit 161 der 690 in NRW Platz eins ein, weit vor der Metropolregion Köln/Bonn mit 124 und auch deutlich vor dem Ruhrgebiet (100).
Werbung für den Standort NRW
Die Studie, die erstmals auch jungen Unternehmen erfasst, soll kein Fall für das Regal im Büro des nordrhein-westfälischen Wirtschafts- und Innovationsministers Andreas Pinkwart (FDP) werden: „Die Hidden Champions begegnen uns über ihre Produkte im Alltag, doch oft ist kaum bekannt, welche Unternehmen dahinterstehen und welche wichtige Funktion ihnen in Produktionsketten zukommt. Um solchen Unternehmen beste Rahmenbedingungen zu geben, sind Erkenntnisse über Struktur und Charakteristika Voraussetzung“, sagt Pinkwart.
Die vorliegende Studie könne der Landespolitik dabei helfen, wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen abzuleiten und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen so zu erhöhen. Hier sieht der Minister die mittlerweile acht Entfesselungspakete der amtierenden Landesregierung, die unter anderem Bürokratieabbau zum Ziel haben, als ein Beispiel. „Die Unternehmen in unserem Land können sich auf das konzentrieren, was sie am besten können: Innovationen vorantreiben, Märkte und Arbeitsplätze schaffen“, sagt Pinkwart.
Zudem sei die in dieser umfassenden Form neue Übersicht nützlich, um mögliche Investoren für den Standort Nordrhein-Westfalen zu begeistern, so Pinkwart.
Ein Unternehmen gilt nach der Definition, die der Studie zugrunde liegt, als Hidden Champion, wenn es erstens zu den Top-3 Unternehmen auf dem Weltmarkt zählt oder die Nummer eins auf einem Kontinent ist, beispielsweise in Europa, zweitens einen Umsatz von weniger als fünf Milliarden Euro erwirtschaftet und drittens über einen relativ geringen Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit verfügt.
Ländliche Regionen besonders stark
Oft wird der Mittelstand als Rückgrat der Wirtschaft bezeichnet, aber bei politischen Entscheidungen zu wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wird in der Politik häufig zuerst auf die großen Namen geschaut, mit denen eine große Wirtschaftskraft und hohe Zahl an Arbeitsplätzen verbunden wird. Allein die 690 „entdeckten“ Firmen in NRW setzen laut Landeswirtschaftsministerium mehr als 150 Milliarden Euro pro Jahr um und beschäftigen fast eine Million Menschen.
„Interessant ist, dass die Hidden Champions nicht nur in Metropolregionen des Landes zu finden sind, sondern auch in vielen ländlichen Regionen. Insofern haben sie auch regionalpolitisch eine wichtige Bedeutung“, resümiert Professor Jörn Block, Sprecher des Forschungszentrums Mittelstand und Leiter der Professur für Unternehmensführung der Universität Trier, der die Studie verantwortet.
Hidden Champions wachsen schneller
Laut Studie sind Umsätze und Belegschaften der Hidden Champions in NRW in den vergangenen zehn Jahren stärker gewachsen als in anderen mittelständischen Unternehmen. Neben der Internationalisierung sei vor allem die Technologieorientierung ein Erfolgsfaktor: Fast ein Drittel der Hidden Champions stammt aus Spitzen- und Hochtechnologiebranchen. Die Studie erfasst erstmals systematisch heimliche Marktführer in ganz NRW.