Essen. Der Klimawandel verändert auch die Berufslandschaft. Im neuen Ausbildungsberuf Pflanzentechnologie werden Sorten entwickelt, die weniger Wasser brauchen. Auch Lebensmittelverarbeiter sind zunehmend gefragt.
Mit dem Klimawandel auf der Erde werden die Menschen wohl leben müssen, ganz verhindern lässt er sich nicht mehr. Diese Erkenntnis ist der erste Schritt, die Herausforderung anzunehmen, auch aus beruflicher Perspektive. Neue Anforderungen an professionelle Spezialisten entstehen – zum Beispiel an Pflanzentechnologen.
Ein Betätigungsfeld in diesem zukunftsträchtigen Lehrberuf beschreibt Doris Engelhardt, die als stellvertretende Ausbildungsleiterin beim Magdeburger Saatgut-Unternehmen KWS arbeitet: „Wir entwickeln beispielsweise Nutzpflanzen, die in zunehmend trockenen Gebieten gedeihen können.“ Absolventen einer Lehre als Pflanzentechnologe werden auf diese Art daran beteiligt sein, die Ernährung der Menschen auch dann zu sichern, wenn die Atmosphäre sich erwärmt.
Firmen werden mehr Mitarbeiter brauchen
Der neue Ausbildungsberuf wurde erst in diesem Jahr ins Leben gerufen. Arbeitsplätze bieten Institute, Aufsichtsbehörden, vor allem aber die 130 Züchtungsunternehmen in Deutschland. „Die Firmen brauchen künftig mehr und besser qualifizierte Mitarbeiter“, sagt Stefan Lütke Entrup vom Bundesverband der Pflanzenzüchter. Er nennt ein weiteres Beispiel, welche Aufgaben sich den jungen Profis stellen: Manche Firmen optimieren Mais-Pflanzen nicht nur für Ernährungszwecke, sondern auch als Energielieferanten - für die Herstellung von Biogas.
Im Großen und Ganzen geht es beim Beruf der Pflanzentechnologen um die Züchtung von Nutz- und Zierpflanzen, di e bestimmte Eigenschaften aufweisen. Das können Getreidesorten, Gemüse oder auch Zierpflanzen wie Geranien für den Balkon sein. Die Besch äftigten arbeiten teilweise als Dienstleister in Forschungslaboren und Entwicklungsgärtnereien, aber auch bei Produktionsunternehmen, die Saatgut herstellen und verkaufen.
Forschung mit gentechnischen Methoden
Die dreijährige duale Berufsausbildung bei einem Unternehmen in Kombination mit der Berufsschule bietet vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten. So lässt sich die erworbene Qualifikation mit einem Studium der Agrarwissenschaften oder Biologie ausbauen. Jenseits ausführender Tätigkeiten im Labor sind dann auch leitende Funktionen etwa als Produktmanager für bestimmte Pflanzensorten in einem Unternehmen erreichbar.
Junge Leute, die diesen Weg einschlagen, sollten sich darüber bewusst sein, dass es heute nicht mehr nur um traditionelle Züchtungsverfahren wie die Kreuzung bestimmter Pflanzen geht, sondern auch um gentechnische Methoden. Obwohl die Entwicklung und Verwendung solcher Pflanzen besonders in Deutschland umstritten ist, stellt sie etwa beim Saatgut-Unternehmen KWS einen wichtigen Geschäftszweig dar. Produktion und Verkauf finden dann vornehmlich im Ausland statt.
Lebensmittelverarbeiter ist kein Modeberuf
Die Bezahlung für Pflanzentechnologen beginnt im ersten Lehrjahr bei etwa 700 Euro monatlich, erklärt KWS-Mitarbeiterin Engelhardt. Das Einstiegsgehalt im ersten Job könne 2100 Euro betragen, 2500 Euro nach fünf Jahren seien nicht unrealistisch. Beträchtlich höhere Dotierungen erzielen die Akademiker.
Klimawandel bringt exotische Insekten
Ein thematisch verwandter Bereich ist die Tätigkeit als Fachkraft für Lebensmittelverarbeitung, wobei die Arbeit hier weniger in unternehmensnaher Dienstleistung als in der Produktion angesiedelt ist. Diese Arbeitnehmer organisieren die industrielle Herstellung der Nahrungsmittel von der Anlieferung der Rohstoffe bis zur Verpackung des Endprodukts. Beispiele für Produkte sind die Tiefkühlpizza, das Eis am Stiel oder der Fertigpudding aus der bunten Tüte.
Lebensmittelverarbeiter „ist kein Modeberuf“, sagt Hartmut Schmitz, der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes der nordrhein-westfälischen Ernährungsindustrie. Aus dieser Feststellung resultiert die Befürchtung der Unternehmen, dass es bald zu einem Mangel entsprechender Absolventen und damit zu einer stärkeren Nachfrage der Firmen kommen könnte. Als Dotierung für die Azubis nennt die Bundesagentur für Arbeit bis zu 650 Euro monatlich im ersten Lehrjahr und bis zu 860 Euro im dritten Jahr.