Düsseldorf/Hagen. Douglas-Chefin Tina Müller ist genesen. Erste Aufgabe wird sein, gemeinsam mit dem Sanierungsexperten Michael Keppel das Filialnetz zu straffen.

Bei Europas größter Parfümeriekette, der Douglas GmbH mit europaweit rund 2400 Filialen, beruft der Aufsichtsrat einen Sanierungsexperten in die Geschäftsführung. Ab dem 1. Juli wird Douglas-Chefin Tina Müller der 56-jährige Michael Keppel – zumindest vorübergehend – als „Chief Restructuring Officer“ (CRO) an die Seite gestellt. Während der Onlinehandel boomt, sind einige Filialen offenbar nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben. Welche langfristig als unwirtschaftlich betrachtet werden, dürfte Keppel bis zum Spätsommer analysieren.

Die Notwendigkeit unterstrich der Aufsichtsratsvorsitzende Henning Kreke: „Die Coronavirus-Pandemie hat das Konsumverhalten grundlegend verändert. Ein Teil dieser Veränderung wird dauerhaft sein, was zu nachhaltigen Frequenz- und Umsatzverlusten im stationären Handel führt. Als verantwortungsvoller Händler haben wir unser Filialnetz schon immer aktiv gesteuert. Das werden wir auch jetzt wieder tun.“

Tina Müller: „Corona wirkt wie ein Beschleuniger für den Onlinehandel“

Keppel fungierte unter anderem als Geschäftsführer der Osnabrücker Drogeriekette „IhrPlatz“, die ab 2007 zur Schlecker-Gruppe gehörte und schließlich die Insolvenz 2012 nicht überlebte. Der Diplom-Kaufmann agiert seit 2011 mit der eigenen Firma „Keppel Managementpartners“ mit Sitz in Frankfurt als Unternehmensberater und Restrukturierer.

Douglas-Chefin Tina Müller ist wieder genesen. Sie war seit Mai krankheitsbedingt ausgefallen und startet am 1. Juli wieder an der Spitze des Unternehmens.
Douglas-Chefin Tina Müller ist wieder genesen. Sie war seit Mai krankheitsbedingt ausgefallen und startet am 1. Juli wieder an der Spitze des Unternehmens. © imago/Future Image | André Havergo


Der Diplom-Kaufmann soll Tina Müller, die sich Anfang Mai nach einer Operation in eine Rehabilitation hatte begeben müssen, bei der Neuausrichtung unterstützen. Die 51-jährige Chefin scheint wieder genesen zu sein und steht ab 1. Juli in ihrer Funktion als Geschäftsführerin früher als allgemein erwartet wieder zur Verfügung.

„Die Coronavirus-Pandemie wirkt wie ein Katalysator und weiterer Beschleuniger für den Online-Handel. Nichtsdestotrotz wird die Filiale auch zukünftig eine wesentliche Säule unserer Omnichannel-Strategie sein, aber unser Filialnetz muss sich wandeln, um in der neuen Realität zukunftsfähig zu sein.“

Mit Michael Keppel habe Douglas einen sehr erfahrenen Restrukturierungsexperten gewonnen, der zudem erhebliche Kompetenz im Einzelhandel mitbringe und als Teamplayer in anderen Konstellationen sehr erfolgreich tätig gewesen sei: „Ich freue mich darauf, mit ihm zusammenzuarbeiten.“

Ziel: Eine Milliarde Euro Umsatz online

Douglas betreibt in Europa noch rund 2.400 Filialen sowie die E-Commerce Plattform und beschäftigt rund 20.000 Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr 2018/2019 hatte man laut eigenen Angaben einen Umsatz von 3,5 Milliarden Euro. Im März meldete das Unternehmen, dass durch die Corona bedingten Filialschließungen der Umsatz dort um rund 40 Prozent eingebrochen war. Dagegen hatte sich der Onlinehandel um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr verbessert. Von März 2019 bis März 2020 verbuchte Douglas im Onlinehandel demnach 673 Millionen Euro Umsatz. Erklärtes Ziel ist es, die Milliardenmarke zu erreichen. „Und zwar zügig“, erklärt Douglas-Sprecherin Julia Sosnizka. Seit Mai seien auch über 90 Prozent der Filialen wieder geöffnet, in denen rund 90 Prozent des vergleichbaren Umsatzes von vor der Krise gemacht würden: „Aber leider sind nicht alle profitabel. Das betrifft nicht nur Deutschland.“