Paderborn/Brilon. Intilion, auf Großspeicher spezialisiertes Tochterunternehmen des Batterieherstellers Hoppecke, wächst mit den Aufgaben der Energiewende.

An die Amtsübernahme des grünen Wirtschafts- und Klimaschutzministers Robert Habeck dürfte die Branche rund um Erneuerbare Energien die Hoffnung auf gute, vielleicht goldene Zeiten knüpfen. Dabei geht es um mehr als den Ausbau von Windkraft und Sonnenenergie. Mit dem beschlossenen Ausstieg aus der Kohle und der Atomkraft, wird die Energiewende im Industrieland Deutschland ohne den intelligenten Einsatz moderner Speichertechnologie nichts werden. Im Hochsauerland beim Batteriekonzern Hoppecke hat man schon früh begonnen, sich mit großen Energiespeichern zu beschäftigen.

Zu einem Zeitpunkt, als die Klimadebatte noch längst nicht wirklich Fahrt aufgenommen hatte und an einen Klimaschutzminister Habeck im Berliner Kabinett im Traum noch niemand dachte. „Die familiengeführte Hoppecke-Gruppe hat sich vor einigen Jahren überlegt, in die Zukunftstechnologie Lithium-Batterien einzusteigen“, erklärt Marc Zoellner, Geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens. Klingt beinahe bescheiden.

Das Schnellboot im Batteriekonzern

Dabei ist das von Zoellner in der vierten Generation geführte Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von über 430 Millionen Euro gar nicht ganz so klein. Früher, bis in die 80er Jahre, war Hoppecke auch als Premiummarke für Starterbatterien im Pkw bekannt. Das Geschäft als Automobil-Zulieferer haben die Sauerländer längst drangegeben.

Der Fokus liegt auf Industrieanwendungen für die Bahn, beim Einsatz in Elektro-Gabelstaplern und seit etwa fünf Jahren eben auch im Bau von Großspeichern mit Lithium-Zellen. „Wir haben zuerst versucht, das inhouse zu machen“, sagt der Chef der Accumulatorenwerke Hoppecke Carl Zoellner & Sohn, wie das Unternehmen korrekt heißt. Das nötige Know-how war am mit Stammsitz Brilon vorhanden, wo seit rund einhundert Jahren Bleibatterieherstellung betrieben wird. Dennoch entschied man sich für etwas Neues. Eine Ausgründung, ein Corporate-Start-up, mit neuem Namen, neuem Standort und neuer Dynamik: das Tochterunternehmen Intilion, 2019 gegründet. Das Schnellboot im Konzern.

Paderborn als optimaler Standort mit Talentepool

Das Herzstück dieser Unternehmung ist eine Denkfabrik, wie sie in dieser Art sonst gerne in Berlin oder Köln angesiedelt werden. In Brilon-Hoppecke entschied man sich für das keine 50 Kilometer entfernte Paderborn. Im Vergleich zur Entfernung in Deutschlands Start-up-Metropolen ein Katzensprung über die A 33 und B 480. „Paderborn ist genau passend für unser Vorhaben“, versichert Zoellner, nicht nur wegen der Nähe: „Hier gibt es eine der top IT-Fakultäten in Deutschland.“

Die Universität mit ihren rund 20.000 Studierenden birgt für Intilion einen Pool an genau den Talenten, die gebraucht werden. „Dataanalytics, Künstliche Intelligenz (KI) und Cloudlösungen sind entscheidende Faktoren für die Energiewende“, sagt Boris Langerbein, Geschäftsführer der Intilion hub GmbH, des Innovationsmotor der neuen Hoppecke-Tochter. „Der IT-Part ist für die Transformation im Energiesektor enorm wichtig“, sagt der Ingenieur.

Es geht weniger darum, Speicher in Seecontainergröße mit Lithium-Batterien und Wechselrichtern vollzupacken, um wechselnde Strommengen aus Windkraft und Sonne zu speichern. „Bei so einer Batterie ist die Hardware nur ein Teil des Ganzen“, sagt Zoellner. Es geht darum, die Energie zu steuern, Lastspitzen auszunutzen und das Gleichgewicht im Stromnetz zu halten. „Es bedarf der Entwicklung von Software auf verschiedenen Ebenen. Hier hat sich Intilion einen Vorsprung erarbeitet“, ist der Hoppecke-Chef überzeugt, dass das Team in Paderborn Vorteile gegenüber Wettbewerbern hat.

Beitrag zur Elektrifizierung

Das Hauptgeschäft, mit dem sich die rund 50 Köpfe in der Denkfabrik beschäftigen, sind Projekte wie jüngst im bayerischen Hofheim. Dort sind im Januar zwei Großspeicher aus dem Paderborner Haus in einem 10 Megawatt-Solarpark in Betrieb genommen worden. Mit einer starken, mittelständischen Industrieregion vor der Haustür, entwickelt das Team von Langerbein zunehmend auch passgenaue Speicherlösungen für Betriebe, die sich auf den Weg zur CO2-Neutralität begeben wollen. Planung, Umsetzung und Wartung von Speicheranlagen bietet Intilion hier an.

Letztlich kann das Unternehmen auch im Zusammenhang mit dem Umstieg auf das Elektroauto einiges beitragen. Intilion beschäftigt sich mit kluger Ladeinfrastruktur, beteiligt sich am Ausbau des noch vom Verkehrsminister Andreas Scheuer ausgerufenen Deutschlandnetzes. Bisher seien die Sauerländer frühe Investoren, die ein großes Risiko eingehen, beschreibt Zoellner: „Wir versuchen, die technologischen Herausforderungen auf dem Weg der Transformation besser zu lösen als andere. Wenn uns das gelingt, wird ein Geschäft daraus.“

Zu Intilion

Intilion wurde 2019 als Tochterunternehmen der Hoppecke-Gruppe mit Sitz in Brilon gegründet. Hoppecke ist einer der größten Hersteller von Industrie-Batterien in Europa und in der vierten Generation von Dr. Marc Zoellner familiengeführt.Mit Intilion ist das Geschäft für Lithium-Ionen-Speicher aus dem Konzern ausgelagert worden. Geplant, gebaut und ggf. gewartet werden u.a. Zwischenspeicher zur Nutzung regenerativer Energien.Intilion hat neben Paderborn mit rund 50 Mitarbeitern noch einen Standort für Forschung und Entwicklung in Zwickau.